Twitter-Kaiser Elon: Schwingt sich Musk zum Alleinherrscher auf?

 | 02.11.2022 16:34

Man mag es kaum glauben: Nach monatelangem Hin und Her inklusive einer gerichtlich angedrohten Kaufverpflichtung hat Elon Musk nun tatsächlich die Kurznachrichtenplattform Twitter übernommen, Kostenpunkt: $44 Milliarden. Und der Tesla-Chef scheint nun wohl plötzlich keine Zeit mehr verlieren zu wollen. Kaum ist der Deal über die Bühne gegangen, macht Musk Twitter-intern und auch -extern bereits ordentlich Tabula rasa. Wie angekündigt nahm der Südafrikaner das Unternehmen direkt nach der Übernahme von der Börse, Anleger, die in der Twitter-Aktie investiert waren, erhalten nun pro Wertpapier $54.20. Und auch in personeller Hinsicht gibt es schon einige Umstellungen zu vermelden: So setzte der offiziell reichste Mensch der Welt letzte Woche zahlreichen Medienberichten zufolge quasi die gesamte Top-Management-Riege vor die Türe – unter anderem den bisherigen CEO Parag Agrawal sowie den Finanzchef Ned Segal – zudem löste er nun offenbar den Verwaltungsrat auf. Die Position an der Spitze des Unternehmens möchte Musk vorerst selbst bekleiden. Die Mainstream-Medienlandschaft ist natürlich empört – und sieht Twitter zukünftig nicht nur eine Entwicklung hin zu einer Plattform für Hassbotschaften, Hetze und Desinformation vollziehen, sondern – wie soll es anders sein – natürlich auch zunehmend ins rechte Milieu abdriften. Auch unsere Bundesregierung kündigte bereits an, bei Twitter (NYSE:TWTR) nun „sehr genau“ hinzuschauen…h2 "The bird is freed"/h2

Musk hatte als Hauptmotiv seiner Twitter-Übernahme immer wieder aufgeführt, dass er auf der Social Media-Plattform wieder für mehr Rede- respektive Meinungsfreiheit sorgen möchte, seien seiner Wahrnehmung nach doch zu viele – wenngleich auch teils kontroverse – Inhalte in den vergangenen Jahren einer ausgeprägten Zensurpolitik zum Opfer gefallen. Entsprechend verkündete der Unternehmer den Kauf – selbstverständlich per Twitter – in Anspielung auf das Firmenlogo mit den Worten The bird is freed. EU-Industriekommissar Thierry Breton konterte: „In Europa wird der Vogel nach unseren EU-Regeln fliegen“. Die Fragen, die sich hier unter anderem stellen: Ist es tatsächlich so ungewöhnlich respektive verwerflich, dass ein neuer Eigentümer nach einer Übernahme die führenden Positionen im Unternehmen mit Personen besetzt, die seinen Vorstellungen entsprechen und sein Vertrauen genießen? Und wieso wird einer, der es sich zum Ziel gesetzt hat, mehr unterschiedliche Meinungen in den öffentlichen Diskurs zu lassen, direkt unter Generalverdacht gestellt?

h2 Wird Twitter zum „westlichen WeChat“?/h2

Musk hat unter anderem gegenüber den immens wichtigen Werbekunden bereits angekündigt, dass er Twitter nicht zu einem „Ort des Grauens“ machen wolle, wo alles gesagt werden könne, ohne dass man dafür Konsequenzen zu fürchten habe. Er wolle Twitter vielmehr zu einer Plattform transformieren, die sich für alle partizipierenden Menschen „warm und einladend“ gestalte. Hierzu plane er die Schaffung eines neuen Gremiums, welches sich dem Umgang mit kontroversen Inhalten widmen werde. Eine ähnliche Vorgehensweise verfolgt in diesem Zusammenhang auch der Meta-Konzern.

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