Turbulenzen am Arbeitsmarkt

 | 12.01.2023 16:23

Die Wirtschaftswissenschaft ist wie ein Boot mit etlichen Löchern. Sind mal zwei Löcher gestopft, tun sich zwei andere auf. Es gibt so viele verschiedenen Metriken, die es im Auge zu behalten gilt. Auch wenn sich Politiker und hochrangige Entscheidungsträger dazu verschreiben, alle Kennzahlen im Idealbereich zu halten, ist dies nie so wirklich möglich. Mal hört man zum Thema Inflation jahrelang nichts und auf einmal ist sie ein großes Thema. Dann muss die Geldpolitik angepasst werden. Dann bekommt der Aktienmarkt eine Klatsche. Wollen wir erst gar nicht mit Staatsverschuldung und Reservenpolitik anfangen. Ach ja, und dann gibt es noch den Arbeitsmarkt. Vor kurzer Zeit berichteten wir ja in diesem Artikel über die Unverlässlichkeit der Zahlen bezüglich des deutschen Arbeitsmarktes. Blicken wir aber doch mal von weiter weg auf dieses Thema.

Noch vor 3 Jahren hatten gerade neue Uni-Absolventen große Probleme, in den Arbeitsmarkt einzusteigen. Die Konkurrenz war in der boomenden Wirtschaft so groß, dass man sich die besten Talente als Arbeitgeber aussuchen konnte. Mit der Corona-Pandemie erwartete man eine Verschärfung der Lage, da man davon ausging, dass Unternehmen wegen der bröckelnden Nachfrage Umsatzrückgänge verbuchen und so massiv Stellen abbauen würden. Zudem ist die Qualität der Abschlüsse hier stark infrage gestellt worden, da nahezu alle Bildungseinrichtungen in digitale Lernmodelle übergingen.

Heute ist die Situation ganz anders. Personaler werden es wissen: Es herrscht ein Kampf um Talente. Fachkräfte werden händeringend gebraucht, aber auch ungeschultes Personal ist kaum mehr auffindbar. Der Grund dafür ist, dass kaum jemand mehr bereit ist, für den Mindestlohn zu arbeiten, was sich aufgrund der belastenden Lebenshaltungskosten auch gar nicht mehr lohnt und somit auch niemandem vorzuwerfen ist. Die Deutsche Industrie- und Handelskammer geht von 2 Millionen unbesetzten Stellen in Deutschland aus, welche den Opportunitätskosten – also der Summe, die man mithilfe dieser besetzten Stellen und den daraus resultierenden finanziellen Entwicklungen hätte erwirtschaften können – von fast 100€ Milliarden entspricht. Besonders im Elektro-Sektor spürt man dies, wo zwei Drittel der zu besetzenden Stellen eben nicht besetzt sind. In der Automobilbranche sind es mit 65% ebenfalls fast zwei Drittel. Somit ziehen viele Unternehmen ins Ausland oder holen mehr Fachkräfte von außerhalb. Gerade in Schwellenländern tun sich viele attraktive Märkte auf, da diese im Zuge der Globalisierung nicht nur zu zahlenden Abnehmern geworden sind, sondern auch einen Pool von äußerst qualifizierten Professionals bieten.

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All dies steht aber im Kontrast zu den Massenentlassungen in nordamerikanischen Konzernen. Goldman Sachs (NYSE:GS), Fiserv (NASDAQ:FISV), Amazon (NASDAQ:AMZN), Meta (NASDAQ:META), Coinbase (NASDAQ:COIN) und viele andere Unternehmen entlassen seit Mitte letzten Jahres mehrere Tausend Mitarbeiter, um die Betriebskosten zu senken. Hier schlägt eben der Einbruch in der Nachfrage auf die Gewinne der Unternehmen, die in den letzten Jahren so viele Mitarbeiter einstellen mussten, um mit dem damaligen Wachstum mithalten zu können. Somit könnte es zumindest in den USA bald schon aus sein mit den traumhaft niedrigen Arbeitslosenzahlen, die ja für die Finanzministerin des Landes so wichtig waren, dass das Thema Inflation komplett unterschätzt wurde (mehr dazu hier ). Am Ende kann es sein, dass man dort weder stabile Preise noch Vollbeschäftigung bekommt.

In Deutschland jedenfalls kommt die Industrie nicht mehr nach. Wie man an dieses Luxusproblem herangeht, wird interessant zu sehen. Besser strukturierte und unterstützte Umschulungen könnten hier eine Möglichkeit sein.

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