Stockstreet GmbH | 27.02.2021 09:59
Einige Anleger mögen sich gefragt haben, was den Dow Jones am Mittwoch eigentlich auf ein neues Rekordhoch getrieben hat. Laut einhelliger Marktmeinung war es der Chef der US-Notenbank, Jerome Powell. Denn er sagte in einer Anhörung vor dem Finanzdienstleistungsausschuss des US-Repräsentantenhauses, dass die Notenbank mehr als drei Jahre (!) brauchen könnte, bis sie ihr Inflationsziel erreicht.h2 Beruhigungspille ohne Wirkung/h2
Damit trat er den Spekulationen entgegen, wonach der in immer mehr Bereichen erkennbare Inflationsdruck die Notenbank veranlassen könnte, die expansive Geldpolitik zurückzufahren. Und da Inflation zurzeit das Hauptangstthema unter den Anlegern ist, war das natürlich eine Art Beruhigungspille für den Aktienmarkt.
Allerdings wirkte diese Pille nicht allzu lange. Denn der Markt hat seine eigenen Gesetze. Und viele institutionelle Anleger gehen davon aus, dass die Inflation die Fed dazu zwingen könnte, doch früher „den Fuß vom Gaspedal“ zu nehmen. Und so warfen Anleger aus Furcht vor einer anziehenden Inflation ertragsschwache Staatsanleihen aus ihren Depots.
Denn mit niedrigverzinsten Anleihen im Portfolio erhält man bei einer steigenden Inflation negative Realrenditen und erleidet somit einen Wert- bzw. Kaufkraftverlust im Vermögen.
h2 Anleiherendite rauf, Aktienkurse runter/h2Durch die Flucht aus Anleihen gaben deren Kurse weiter nach, was die Rendite der am Markt besonders beäugten 10-jährigen US-Treasuries vorgestern auf über 1,6 % und somit ein 13-Monats-Hoch trieb. Das war kein gutes Signal für den Aktienmarkt. Denn steigende Renditen bedeuten auch höhere Finanzierungskosten für Staaten und Unternehmen. Und so verringern sie auf der einen Seite die fiskalische Beweglichkeit des Staates, womit weitere stützende Konjunkturmaßnahmen weniger wahrscheinlich werden. Auf der anderen Seite belasten sie die Gewinne von Unternehmen.
Daher verleiten steigende Zinsen insbesondere institutionelle Anleger dazu, ihr Geld aus dem Aktienmarkt zu ziehen, um es in die Anleihemärkte umzuschichten. Als Folge gaben die Aktienmärkte nach und es kam zu der vorgestern bereits beschriebenen Bullenfalle im Dow Jones.
Vielleicht erinnern Sie sich: Vorgestern hatte ich zum DAX geschrieben, dass es nach einem Fehlsignal häufig zu einer stärkeren Bewegung in die entgegengesetzte Richtung kommt. Genau diese haben wir nun auch im Dow Jones gesehen. Nach dem Ausbruch aus der Unsicherheitsformation nach oben, der sich als Bullenfalle entpuppte, kam es nun zu einem Bruch der Formation nach unten.
Dabei hat nicht nur die Angst vor höheren Finanzierungskosten für Verkäufe am Aktienmarkt gesorgt. Wahrscheinlich haben auch einige Investoren, die auf der Suche nach der der höchstmöglichen „sicheren“ Rendite sind (Versicherungen, Pensionsfonds etc.), Geld aus dem Aktienmarkt gezogen, um es in den Anleihemarkt umzuschichten. Denn ich erinnere an die folgende Grafik aus der Börse-Intern vom 26. Januar:
Demnach haben die Anleiherenditen nun das Niveau der Dividendenrenditen des S&P 500 erreicht. Und so ist es nur naheliegend, dass sich einige Investoren überlegen, ob es sich noch lohnt, das Kursrisiko am Aktienmarkt einzugehen, wenn sie die gleiche Rendite am relativ sicheren Anleihemarkt erzielen können, ohne dort ein Kursrisiko einzugehen.
h2 Zunehmendes Tempo beim Renditeanstieg/h2Der Titel der Börse-Intern vom 26. Januar lautete übrigens „In weniger als 3 Monaten droht eine Trendwende am Aktienmarkt“. Darin war zu lesen: „…für den Anstieg von 0,46 Prozentpunkten benötigte die Rendite der 10-jährigen Anleihen zuletzt nur etwas mehr als 3 Monate. Und mit den Inflationserwartungen dürften die Renditen weiter steigen. Genießen Sie also die Party am Aktienmarkt noch, solange sie anhält.“ Nun haben die Anleiherenditen für einen erneuten Anstieg um 0,46 Prozentpunkte, von 1,14 % auf 1,6 %, nur ca. 1,5 Monate gebraucht.
h2 Mit dem Nasdaq 100 war wenig zu gewinnen, aber viel zu verlieren/h2Damals hatte es übrigens den ersten großen Kursrutsch im Nasdaq 100 und damit den ersten Warnschuss gegeben:
Seitdem hat sich der Nasdaq 100 wie folgt entwickelt:
Das sieht doch schon sehr stark nach einer Trendwende aus. Und dabei gab es seit Ende Januar wenig zu gewinnen und mehr zu verlieren. Und ich glaube unverändert, dass uns eine größere Korrektur erst noch bevorsteht.
In diesem Zusammenhang empfehle ich Ihnen die Lektüre der Börse-Intern vom 26. November 2020, deren Titel lautete: „Aktien mit Anleihen vergleichen – inwiefern ist das sinnvoll?“.
Ich verspreche Ihnen einen Aha-Effekt.
Ich wünsche Ihnen weiterhin viel Erfolg an den Börsen
Ihr
Sven Weisenhaus
Der Handel mit Finanzinstrumenten und/oder Kryptowährungen birgt hohe Risiken. Sie können Ihren Kapitaleinsatz vollständig oder teilweise verlieren. Die Kurse von Kryptowährungen sind extrem volatil und können von externen Faktoren wie finanziellen, regulatorischen oder politischen Ereignissen beeinflusst werden. Der Handel auf Margin erhöht das finanzielle Risiko.
Stellen Sie unbedingt sicher, dass Sie die mit dem Handel der Finanzinstrumente und/oder Kryptowährungen verbundenen Risiken vollständig verstanden haben und lassen Sie sich gegebenenfalls von einer unabhängigen und sachkundigen Person oder Institution beraten, bevor Sie den Handel aufnehmen.
Fusion Media möchte Sie daran erinnern, dass die auf dieser Internetseite enthaltenen Kurse/Daten nicht unbedingt in Realtime oder genau sind. Alle Daten und Kurse werden nicht notwendigerweise von Börsen, sondern von Market-Makern bereitgestellt, so dass die Kurse möglicherweise nicht genau sind und vom tatsächlichen Marktpreis abweichen können, was bedeutet, dass die Kurse indikativ und nicht für Handelszwecke geeignet sind. Fusion Media und andere Datenanbieter übernehmen daher keine Verantwortung für etwaige Handelsverluste, die Ihnen durch die Verwendung dieser Daten entstehen könnten.
Es ist verboten, die auf dieser Website enthaltenen Daten ohne die vorherige schriftliche Zustimmung von Fusion Media und/oder des Datenanbieters zu verwenden, zu speichern, zu reproduzieren, anzuzeigen, zu ändern, zu übertragen oder zu verteilen. Alle Rechte am geistigen Eigentum sind den Anbietern und/oder der Börse vorbehalten, die auf dieser Website enthaltenen Daten bereitstellen.
Fusion Media kann von den Werbetreibenden, die sich auf der Website befinden, anhand Ihrer Interaktion mit den Werbeanzeigen oder Werbetreibenden vergütet werden.