Trotz steigender Zinsen: Warum die Rohstoffpreise weiter steigen dürften

 | 10.05.2022 06:31

Das Wichtigste in Kürze

  • Der Anleihemarkt hat bereits reagiert
  • Zwei Gründe, warum höhere Zinssätze Druck auf die Rohstoffpreise bedeuten
  • Drei Gründe, warum es dieses Mal anders ist
  • Reflexartige Ausverkäufe sind möglich
  • Den Dip kaufen: Ein Blick auf den DBC ETF

Anfang 2020, als die globale Pandemie die Märkte in allen Anlageklassen betraf, sorgten Lockdowns für Bedingungen, die Rohstoffpreise auf Mehrjahrestiefs drückten. Die Preise für Energie, Metalle, Agrar- und Industrierohstoffe brachen ein, allerdings waren die Verkaufswellen nur von kurzer Dauer.

Die Zentralbanken drückten die Zinssätze auf ein künstlich niedriges Niveau und setzten dabei alle Instrumente ihrer Geldpolitik ein, um das globale Finanzsystem zu stabilisieren. Die Regierungen verteilten Fördermittel an betroffene Arbeitnehmer und Unternehmen und gaben ein Vermögen für die Entwicklung von Impfstoffen und Behandlungsmethoden aus. Die Pandemie war so teuer wie noch nie zuvor ein anderes globales Ereignis und hat die Grundlagen für eine Inflation gelegt, die in der zweiten Hälfte des Jahres 2020 so richtig begann.

Im Jahr 2021 explodierte dann die Inflation, doch wurde dieser Umstand zunächst auf "vorübergehende" Faktoren zurückgeführt, weshalb die zur Beendigung der Inflationsspirale erforderliche konsequente Behandlung aufgeschoben wurde. Im November und Dezember 2021 hatte die Fed dann aber ein Aha-Erlebnis und erkannte, dass die Inflation strukturell bedingt ist, und schwenkte auf einen restriktiveren geldpolitischen Ansatz um. Die Zentralbank beendete ihre quantitative Lockerung jedoch erst Anfang März 2022 und hob den Leitzins schließlich von 0 % an. Parallel dazu erreichte der Verbraucherpreisindex (VPI) mit 8,5 % den höchsten Stand seit mehr als vier Jahrzehnten und der Erzeugerpreisindex (EPI) stieg um 11,2 %.

Die Inflation hat sich positiv auf die Rohstoffpreise ausgewirkt und sie von den Tiefstständen des Jahres 2020 auf Mehrjahreshochs und in einigen Fällen sogar auf Allzeithochs im Jahr 2021 und Anfang 2022 getrieben. Während die Fed bereit ist, harte geldpolitische Maßnahmen zu ergreifen, befinden sich die Rohstoffe näher an ihren Höchstständen als an ihren Tiefstständen. Teuerung und steigende Zinsen sind nicht die einzigen Probleme, mit denen die Anlageklasse "Rohstoffe" Anfang Mai 2022 konfrontiert ist. Der erste große Krieg in Europa seit dem Zweiten Weltkrieg hat die fundamentalen Rahmenbedingungen vieler Rohstoffmärkte erheblich durcheinander gewirbelt.

h2 Der Anleihemarkt hat bereits reagiert/h2
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Die Federal Reserve wird es schwer haben, mit den Entwicklungen am Anleihemarkt Schritt zu halten. Am 4. Mai hob der Offenmarktausschuss der Fed (FOMC) die kurzfristige Fed Funds Rate um 50 Basispunkte an, und für die kommenden Monaten werden weitere Erhöhungen erwartet. Ein Programm zur Verkleinerung der Bilanz wird sich auf die Zinssätze in den längeren Laufzeiten auf der Renditekurve auswirken und sie nach oben treiben, die mittel- und langfristigen Kapitalmarktzinsen wird der Markt aber auf der Grundlage von Angebot und Nachfrage nach Anleihen bestimmen.

Der Anleihemarkt befindet sich bereits seit Mitte 2021 in einem Abwärtstrend.