Christine Short | 18.01.2023 06:58
Einige Großbanken haben die Bilanzsaison mit gemischten Ergebnissen eröffnet. Während JPMorgan (NYSE:JPM) und Bank of America (NYSE:BAC) die Umsatz- und Gewinnerwartungen aufgrund höherer Zinserträge übertrafen und Schwächen in anderen Bereichen damit ausgleichen konnten, verfehlten Wells Fargo (NYSE:WFC) und Citigroup (NYSE:C) ihre Ziele unter anderem aufgrund höherer Rückstellungen für Kreditausfälle. Mehrere CEOs (JPM, BAC, C) wiesen auf die sich abschwächende Konjunktur hin, die in der zweiten Jahreshälfte wahrscheinlich zu einer leichten Rezession führen wird.
Trotzdem hat sich die EPS-Wachstumsrate des S&P 500 leicht auf -3,9 % (von -4,1 % in der Vorwoche) verbessert.¹ Sollte das 4. Quartal mit einer negativen Wachstumsrate abschließen, wäre das der erste negative Quartalswert seit über 2 Jahren. Beim Umsatzwachstum ist das genaue Gegenteil der Fall, hier wird für das Berichtsquartal ein Plus von 3,9 % erwartet.¹ Zu den schwachen Sektoren gehören nach wie vor Rohstoffe, zyklische Konsumgüter und Kommunikationsdienste. Nur vier Sektoren werden voraussichtlich ein Wachstum gegenüber dem Vorjahr verzeichnen (Energie, Industrie, Immobilien, Versorger (NYSE:XLU)).
h3 CEOs geben sich trotz des jüngsten Rezessionskommentars zuversichtlich /h3Trotz der Warnungen der Banken vor einer bevorstehenden Rezession ist die gute Nachricht, dass diese Diskussion schon seit einiger Zeit geführt wird und die US-Unternehmen wohl gut darauf vorbereitet sind. Die Nennungen des R-Wortes erreichten im zweiten Quartal 2022 ihren Höhepunkt und gingen im darauffolgenden Quartal zurück. Nach unseren eigenen Daten sind die Befürchtungen der Unternehmen im Vergleich zum ersten Halbjahr 2022 zurückgegangen.
Bei der Beobachtung der “Körpersprache von Unternehmen”, d. h. der nonverbalen Signale, die börsennotierte Unternehmen absichtlich oder unabsichtlich an den Markt senden, stellen wir fest, dass weniger Unternehmen Unsicherheit hinsichtlich der künftigen Erträge signalisieren. Ein Indikator für die finanzielle Gesundheit eines Unternehmens ist der Zeitpunkt der Veröffentlichung seiner Ergebnisse. Studien zeigen, dass, wenn ein Unternehmen seine Zahlen später im Quartal als in der Vergangenheit bekannt gibt, dies in der Regel auf schlechte Nachrichten in der Telefonkonferenz hindeutet, und umgekehrt, dass eine frühe Bekanntgabe bessere Neuigkeiten erwarten lässt. Der Gedanke dahinter ist, dass man schlechte Nachrichten lieber hinauszögert, gute Nachrichten hingegen sofort bekanntgeben möchte.
Der LERI (Late Earnings Report Indicator) spiegelt diese Stimmung wider. Der Indikator untersucht die Anzahl der abweichenden Gewinnmeldungen und ob die Unternehmen Gewinndaten bestätigen, die später als in der Vergangenheit gemeldet wurden, bzw. früher. Ein Wert über 100 bedeutet, dass die Unternehmen spätere Ergebnisberichte bestätigen, und ein Wert unter diesem Durchschnitt bedeutet, dass die Unternehmen frühere Termine bestätigen. Bislang liegt der LERI für das vierte Quartal bei 60 und damit auf dem niedrigsten Stand seit fünf Jahren (am Tag der Zahlenvorlage von JPM). Sobald die Berichtssaison offiziell beginnt und mehr Unternehmen ihre Gewinndaten bestätigen, steigt der LERI jedoch tendenziell an, aber ein Start auf diesem niedrigen Niveau ist vielversprechend.
U.S. Bancorp (NYSE:USB) hatte am 15. Oktober zunächst den 18. Januar 2023 als Termin für die Ergebnisse des 4. Quartals genannt, um ihn dann am 1. Dezember auf den 25. Januar zu verschieben. Wissenschaftliche Untersuchungen zeigen, dass eine spätere Korrektur des Datums durch ein Unternehmen in der Regel darauf hindeutet, dass bei der nächsten Mitteilung schlechte Nachrichten bekannt gegeben werden. Das ist oft ein noch stärkeres Signal, wenn das Unternehmen einen Termin bestätigt und dann ändert, als wenn es einen Termin bestätigt, der historisch gesehen außerhalb der Bandbreite liegt.
USB gibt die Ergebnisse in der Regel an einem Mittwoch bekannt, hat aber in den letzten 8 Jahren zwischen dem 15. und 21. Januar berichtet, so dass das bestätigte Datum für dieses Jahr das späteste in unserer Datenhistorie ist.
Dabei ist zu beachten, dass USB den Berichtstermin auch später als üblich bestätigte, was in der Regel ein Indiz dafür ist, dass ein einmal bestätigter Termin dann auch später als üblich stattfindet.
Für CSX Corporation (NASDAQ:CSX) gibt es keinen klaren Trend in Bezug auf den Wochentag. In den vergangenen acht Jahren hat das Unternehmen seine Finanzzahlen zwischen dem 13. und 21. Januar veröffentlicht, wobei der diesjährige Termin der späteste in unserer Datenhistorie ist. Auf der Grundlage historischer Berichte hatten wir den 19. Januar als Stichtag festgelegt, also sechs Tage früher. Dies bringt in der Regel schlechte Nachrichten für das Unternehmen mit sich, aber in diesem Fall gilt es auch zu beachten, dass CSX erst letztes Jahr einen neuen CFO, Sean R. Pelkey, eingestellt hat und dies sein erster Q4-Bericht sein wird. Nicht selten gehen Terminverschiebungen auf Veränderungen im Management zurück.
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