Miningscout | 01.12.2022 08:20
China geht auf Australien zu, weil es Lithium für einen Wettbewerbsvorsprung benötigt. Down Under ist heute Produktionsland Nummer 1 – und kann gegenüber dem „Lithium-Dreieck“ Südamerikas handfeste geologische Vorteile bieten.
Die Rolle Australiens bei der Produktion von Lithium wird häufig unterschätzt. Stand heute ist das Land der wichtigste Produzent. In Down Under lagern die fünftgrößten Reserven der Welt. Bei der gegenwärtigen Produktion ist das Land noch deutlich wichtiger: Rund 60 % entfallen auf Australien. 90 % dieser Produktion werden nach China exportiert, das den Löwenanteil der globalen Raffinerieproduktion beherbergt.
Die Beziehungen zwischen den beiden Ländern sind seit Jahren angespannt. Handelssanktionen, Boykotte, Negativkampagnen, Drohungen: In den letzten Jahren war dies diplomatischer Alltag zwischen Peking und Canberra.
Auf dem G-20-Gipfel folgte nun möglicherweise eine Kehrtwende. Es kam zu einem Treffen zwischen dem australischen Premierminister Anthony Albanese und Chinas Präsident Xi Jinping – dem ersten Treffen auf Ebene der Staatschefs seit mehr als fünf Jahren, wie „The Diplomat“ berichtet.
Das Blatt zitiert aus dem offiziellen Bericht über das Treffen auf der Website des chinesischen Außenministeriums und kommt zu dem Schluss, dass China die Hand gen Australien ausstrecke. Der Grund dafür: Kanada!
Anfang November hatte die kanadische Regierung mehrere chinesische Unternehmen angewiesen, sich von Beteiligungen im Land zu trennen. Es handelt sich dabei um Beteiligungen an Batteriemetallproduzenten. Der Grund: Sorgen um die Sicherheit der Lieferketten rund um kritische Mineralien.
Kanada gilt als wesentlicher künftiger Lithiumlieferant, da es viele geologische Hotspots gibt und zahlreiche Explorationsunternehmen wie Sayona Mining (ASX:SYA) (ASX:SYA), Patriot Battery Metals (TSXV:TSXV:PMET), Rock Tech Lithium (TSXV:TSXV:RCK), Snow Lake Resources (NASDAQ:NASDAQ:LITM) und Foremost Lithium Resources & Technology (CSE:FAT) (CSE:FAT) Projekte entwickeln.
China dominiert mit einem Anteil von 56 % am globalen Angebot derzeit den EV-Batteriemarkt. Ein Drittel des weltweiten Angebots entfällt allein auf das Unternehmen CATL. Auf China entfällt auch der Löwenanteil der Weiterverarbeitung des Rohstoffs.
Die Nachfrage nach Lithium wächst jedoch deutlich schneller als die Minenproduktion – wodurch die chinesischen Dominanzbestrebungen im EV-Markt gebremst werden.
Derzeit befindet sich China auf dem globalen Lithiummarkt in einer Pole Position – weil es über Beteiligungen im Ausland verfügt.
So verfügt das Reich der Mitte etwa über eine 23-prozentige Beteiligung von Tianqi Lithium aus Sichuan an SQM in Chile. Zudem ist Chengze International Limited an Lithium Chile beteiligt. Das „Lithium-Dreieck“ Südamerikas (Argentinien, Bolivien und Chile) ist jedoch vor allem Zukunftsmusik – genau wie der geplante, stärkere Abbau in China selbst. Derzeit benötigt China die australischen Lithiumexporte zwingend.
Auch in Down Under ist die Volksrepublik mit Beteiligungen involviert. So besteht ein Joint Venture zwischen Tianqi Lithium mit der Greenbushes Mine – ein Tagebaubetrieb in Westaustralien und die größte Hartgesteins-Lithiummine der Welt. Ganfeng (HK:1772) Lithium ist an den zwei nächstgrößten Lithiumminen Australiens beteiligt.
Die Entwicklung in Kanada wurde in China offenbar als Warnung verstanden: Schon bald könnte Australien sich westlichen Bemühungen zum Aufbau nicht-chinesischer Lieferketten anschließen. Allerdings spielt China derzeit eine überragende Rolle für Australiens Wirtschaft – die fortan von anderen Handelspartnern übernommen werden müsste.
Langfristig will China seine Abhängigkeit von Importen verringern. Dies ließ Mitte 2021 ein Artikel der staatlichen chinesischen Global Times verlauten. Das Land ist jedoch bestrebt, sich einen Wettbewerbsvorsprung in wichtigen Schlüsselindustrien zu sichern. Und dieser Vorsprung muss kurzfristig aufgebaut werden – wenn noch Lithium aus dem Ausland benötigt wird.
Für westliche Unternehmen, die sich ESG-Kriterien verschrieben haben, ist Australien für die Lithiumproduktion ohnehin der günstigere Standort als Südamerika. In Südamerika wird Lithium am Grund von verkrusteten Salzseen in großen Höhen gefördert.
Dabei wird Sole unter dem Boden eines Salzsees in eine Grube gepumpt und dann der Verdunstung ausgesetzt. Pro Tonne Lithium werden in den oft unter Trockenheit leidenden Gebieten 1,9 Mio. Liter Wasser benötigt.
In Australien dagegen gibt es Lithiumhaltige Pegmatit-Lagerstätten. Auch hier gibt es durch den hohen Einsatz von Energie und Chemikalien Umweltrisiken – die allerdings mit denen beim Abbau anderer Metalle vergleichbar sind.
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