Christine Short | 16.07.2023 14:03
Zu Beginn der Berichtssaison für das 2. Quartal werden sich die Anleger mit vielen bohrenden Fragen befassen, eine davon ist besonders dringlich: „Steht eine Rezession noch bevor oder haben wir sie schon verpasst?“ In den kommenden Wochen werden sie auf der Suche nach Antworten auf ihre Fragen ganz besonders auf die Quartalszahlen der US-Unternehmen achten.
Technisch gesehen haben wir bereits eine Gewinnrezession hinter uns gebracht - definitionsgemäß durch zwei aufeinanderfolgende Quartale mit negativem Wachstum. Das 4. Quartal 2022 und 1. Quartal 2023 endeten mit Wachstumsraten von -4,6 % bzw. -2,0 %. Die aktuellen Erwartungen für die Gewinne im 2. Quartal 2023 sind sogar noch schlechter, das EPS-Wachstum des S&P 500 wird im Jahresvergleich auf 7,2 % geschätzt, ein Rückgang um zwei Prozentpunkte in drei Monaten.
Aber ist die andauernde Gewinnrezession (in der die Unternehmen die Erwartungen übrigens immer noch um rund 73 % übertroffen haben) ein Vorbote für eine weitreichendere Rezession? Diese Frage lässt sich nur schwer beantworten. Normalerweise ist eine Rezession durch eine Bodenbildung an den Märkten, bei den Erträgen und in der Wirtschaft gekennzeichnet. Diese Abfolge trifft dieses Mal nicht zu. Die Märkte zeigen sich nach wie vor robust: Der Nasdaq Composite, der S&P 500 und der Dow Jones Industrial liegen in diesem Jahr alle im Plus (um ca. 30 %, ca. 15 % bzw. ca. 2 %), und viele Analysten glauben, dass die Talsohle bereits im Herbst 2022 durchschritten wurde. Nach zwei aufeinanderfolgenden Quartalen mit BIP-Rückgängen im ersten und zweiten Quartal 2022 ist das BIP in den letzten drei Quartalen gewachsen.
Und woher kam der größte Beitrag zum BIP? Vom Verbraucher. Die Konsumausgaben machen 70 % des BIP aus. Und wer hat die Konsumausgaben angetrieben? Der starke Arbeitsmarkt. Wenn die Menschen das Gefühl haben, dass ihr Arbeitsplatz sicher ist und sie problemlos eine neue Stelle finden können, sind sie eher bereit, ihr frei verfügbares Einkommen auszugeben. Der Arbeitsmarkt ist nach wie vor angespannt: Die Arbeitslosenquote lag zuletzt bei 3,6 %, die Zahl der Beschäftigten außerhalb der Landwirtschaft betrug im Juni 209 000, und die Zahl der Jobs im Privatsektor stieg im selben Monat um 497 000. Der Jobmarkt ist jedoch ein Spätindikator, und viele Ökonomen glauben, dass er zu lange zu robust war und dass sich dies jederzeit ändern könnte.
Eins der Themen, die die CEOs in ihren Berichten für das 2. Quartal wahrscheinlich ansprechen werden, sind die gestiegenen Kosten für Neueinstellungen sowie aktuelle Informationen über bereits angekündigte Kostensenkungspläne und ihre Auswirkungen auf den Gewinn. Viele der Informationen in den Gewinnberichten für das 2. Quartal sind rückblickend, dennoch geben sie den Prognosen für die folgenden Quartale die bestmöglichen Hinweise darauf, wie das Management die finanzielle Gesundheit seines Unternehmens einschätzt.
h2 LERI-Update - CEOs so verunsichert wie seit der Corona-Pandemie nicht mehr/h2Ein erster Hinweis darauf, dass die CEOs nicht besonders zuversichtlich sind, lässt sich aus den Daten des Late Earnings Report Index (LERI) für die bevorstehende Berichtssaison ablesen.
Der Late Earnings Report Index (LERI) überwacht Änderungen bei den Terminen der Gewinnmeldungen von börsennotierten Unternehmen mit einer Marktkapitalisierung von 250 Mio. USD und mehr. Mit einem Ausgangswert von 100 dient der LERI als Kompass in den stürmischen Gewässern der Wirtschaft. Jeder Punkt über diesem Wert signalisiert eine gewisse Unruhe und Unsicherheit in den Unternehmen, während ein LERI-Wert unter 100 darauf hinweist, dass die Firmen glauben, eine verflucht klare Glaskugel für die nahe Zukunft zu besitzen.
Obwohl wir den LERI für die Berichtssaison zum zweiten Quartal 2023 (Berichterstattung im dritten Quartal 2023) offiziell erst etwas später berechnen werden, liegt der aktuelle LERI-Wert vor der Hochphase der Saison bei 155 und damit auf dem höchsten Stand seit der Corona-Pandemie. Bis zum 10. Juli gab es 31 "Late Outliers" und 18 "Early Outliers". Normalerweise steigt die Zahl der "Late Outliers" mit der fortschreitenden Berichtssaison an, was bedeutet, dass sich der LERI ab jetzt nur noch verschlechtern kann, da die Unternehmen mit Blick auf die zweite Jahreshälfte zunehmend besorgt sind.
Der kürzlich vom Conference Board veröffentlichte „Measure of CEO Confidence“ bestätigt diesen anhaltenden Pessimismus der amerikanischen Unternehmen. Der Bericht vom 4. Mai zeigt, dass die Kennzahl im 2. Quartal 2023 auf 42 gesunken ist, verglichen mit 43 im 1. Quartal 2023. Eine Kennzahl unter 50 signalisiert, dass die CEOs weiterhin "weitgehend pessimistisch über die Zukunft der Wirtschaft" sind.
h2 LERI (Index für verspätete Gewinnmeldungen)/h2Quelle: Wall Street Horizon
h2 Ergebnisflut im 2. Quartal/h2Dieses Mal fallen die Wochen mit den meisten Ergebnissveröffentlichungen in den Zeitraum zwischen dem 24. Juli und dem 11. August, hier werden in jeder Woche mehr als 2.000 Meldungen erwartet. Der 3. August verspricht der aktivste Tag zu werden, hier werden 1.065 Unternehmen ihre Bücher öffnen. Bislang haben nur 41 % der Unternehmen (aus unserem Coverage-Universum von mehr als 9.500 globalen Namen) ein genaues Datum bestätigt, so dass sich hier noch einiges ändern kann. Die übrigen Daten sind Schätzungen auf der Grundlage historischer Berichtsdaten.
Quelle: Wall Street Horizon
Der Handel mit Finanzinstrumenten und/oder Kryptowährungen birgt hohe Risiken. Sie können Ihren Kapitaleinsatz vollständig oder teilweise verlieren. Die Kurse von Kryptowährungen sind extrem volatil und können von externen Faktoren wie finanziellen, regulatorischen oder politischen Ereignissen beeinflusst werden. Der Handel auf Margin erhöht das finanzielle Risiko.
Stellen Sie unbedingt sicher, dass Sie die mit dem Handel der Finanzinstrumente und/oder Kryptowährungen verbundenen Risiken vollständig verstanden haben und lassen Sie sich gegebenenfalls von einer unabhängigen und sachkundigen Person oder Institution beraten, bevor Sie den Handel aufnehmen.
Fusion Media möchte Sie daran erinnern, dass die auf dieser Internetseite enthaltenen Kurse/Daten nicht unbedingt in Realtime oder genau sind. Alle Daten und Kurse werden nicht notwendigerweise von Börsen, sondern von Market-Makern bereitgestellt, so dass die Kurse möglicherweise nicht genau sind und vom tatsächlichen Marktpreis abweichen können, was bedeutet, dass die Kurse indikativ und nicht für Handelszwecke geeignet sind. Fusion Media und andere Datenanbieter übernehmen daher keine Verantwortung für etwaige Handelsverluste, die Ihnen durch die Verwendung dieser Daten entstehen könnten.
Es ist verboten, die auf dieser Website enthaltenen Daten ohne die vorherige schriftliche Zustimmung von Fusion Media und/oder des Datenanbieters zu verwenden, zu speichern, zu reproduzieren, anzuzeigen, zu ändern, zu übertragen oder zu verteilen. Alle Rechte am geistigen Eigentum sind den Anbietern und/oder der Börse vorbehalten, die auf dieser Website enthaltenen Daten bereitstellen.
Fusion Media kann von den Werbetreibenden, die sich auf der Website befinden, anhand Ihrer Interaktion mit den Werbeanzeigen oder Werbetreibenden vergütet werden.