Target: Abverkauf von Lagerbeständen löst nicht alle Probleme

 | 26.08.2022 10:29

  • Das unerfreuliche 2. Quartal von Target ist auf die Entscheidung des Managements zurückzuführen, überschüssige Lagerbestände aggressiv abzubauen
  • Selbst nach einem Kursrutsch um 40 % ist die Target-Aktie in etwa so hoch bewertet wie vor der Pandemie
  • Angesichts der internen und externen Probleme des Unternehmen ist das möglicherweise zu optimistisch
  • Die Target Corporation (NYSE:TGT) erzielte im Geschäftsjahr 2019 (das im Januar endete) einen bereinigten Gewinn je Aktie (EPS) von 6,39 USD. Die Bruttomarge lag bei 28,9 % des Umsatzes, das Betriebsergebnis bei 6,0 %.

    Im Geschäftsjahr 2021 belief sich der bereinigte Gewinn je Aktie auf 13,56 USD, doppelt so hoch wie zwei Jahre zuvor; der bereinigte Betriebsgewinn betrug 8,4 % des Umsatzes.

    Die wichtigste Frage für die Target-Aktie ist derzeit, welches dieser beiden Jahre repräsentativer für das künftige Geschäftsmodell ist. Das ist eine schwierige Frage - die aber derzeit auch häufig gestellt wird.

    Anfang 2021 glaubten die Anleger, dass die Gewinne von Dauer sein würden. Mitte 2022 glauben sie das nicht mehr. Bei vielen so genannten "Pandemie-Gewinnern" wie Zoom Video Communications (NASDAQ:ZM) oder Peloton Interactive (NASDAQ:PTON) ging es darum, ob sich die zugrunde liegenden Geschäftsbereiche während der Pandemie verändert haben oder ob sie lediglich einen kurzfristigen Aufschwung erlebt haben.

    Target ist weder Zoom noch Peloton, aber es ist offensichtlich, dass die US-Einzelhandelsketten bis zu einem gewissen Grad Gewinner der Pandemie waren. Dank der Konjunkturpakete hatten die Verbraucher zusätzliches Geld zum Ausgeben. Aufgrund von Lockdowns und persönlichen Schutzmaßnahmen hatten sie weniger Gelegenheiten, das Geld auszugeben. Und davon haben Target und Walmart (NYSE:WMT), neben vielen, vielen anderen, enorm profitiert.

    2022 sieht die Sache anders aus. Beide Einzelhandelsgiganten schieben Milliarden von Dollar an überschüssigen Beständen vor sich her. Nach den vielen Anschaffungen in den Jahren 2020 und 2021 gibt es nur noch wenig Bedarf und in manchen Fällen auch wenig Platz für mehr.

    Wie die Q2-Zahlen in der vergangenen Woche gezeigt haben, baut Target diese Überbestände nun ab. Aber bei der derzeitigen Bewertung macht der Erfolg an dieser Front allein die TGT-Aktie noch nicht zu einem Kauf. Selbst wenn der Kurs um 40 % gegenüber dem Rekordhoch gesunken ist - was größtenteils auf einen Einbruch nach dem Bericht zum 2. Quartal Mitte Mai zurückzuführen ist -, glauben die Anleger immer noch, dass dem Target von heute das Geschäftsjahr 2021 ähnlicher ist als das Geschäftsjahr 2019.