apano GmbH | 03.04.2020 10:55
Dass die Börsen gestern mit einem leichten Kursanstieg auf die verheerenden Zahlen vom US-Arbeitsmarkt reagierten, kann positiv wie negativ interpretiert werden. Die positive Denkweise ist, dass die Investoren negativer gestimmt sind als die Volkswirte, die im Durchschnitt mit "nur" ca. 3,5 Mio neuen Anträgen gerechnet hatten. Nach dieser Lesart hatten die Anleger die fast doppelt so hohe tatsächliche Zahl mental eingepreist und wurden deshalb nicht wirklich überrascht. Zudem ist die relative Gelassenheit ein Beleg dafür, dass die Investoren mittlerweile eine enorme Resistenz gegen schlechte Nachrichten haben und perspektivisch denken. Genau darin iegt aber die Basis für eine negative Auslegung der Markreaktion. Vielleicht sind die Anleger immer noch viel zu hoffnungsfroh in Bezug auf eine schnelle Erholung der Wirtschaft? Muss diese Erwartung ausgepreist werden, dürften die Kurse erneut massiv unter Druck geraten. Zu Beginn der Coronakrise ging es darum, genug flüssige Zahlungsmittel zur Bezahlung von Rechnungen im Wirtschaftskreislauf zu haben. Dieses Liquiditätsrisiko haben die Notenbanken in vorbildlicher Weise mit ihren schnellen und massiven Aktionen gelöst. Nun geht es jedoch um das Solvenzrisiko, also das Risiko, dass ein Unternehmen fällige Rechnungen nicht mehr bezahlen kann, weil die Einnahmen nicht ausreichen, um die Kosten zu decken. Dieses Risiko nimmt weltweit mit jedem Tag zu, an dem die Weltwirtschaft quasi stillsteht. Deshalb reagierten die Börsen gestern ja so erleichtert auf den kräftigen Anstieg der Ölpreise, weil zumindest diese wichtige Branche dadurch ein wenig entlastet würde. Über Nacht kühlte sich die Erwartungshaltung über eine schnelle massive Produktionskürzung jedoch wieder ein wenig ab. Angeblich ist Saudi Arabien neben anderen Bedingungen nur dann zu Kürzungen bereit, wenn auch die USA ihre Förderung drosseln. Charttechnisch ist der S&P 500 gestern im Tageverlauf erneut punktgenau an seinem steilen Abwärtstrend, der jetzt bei 2535 liegt, gescheitert. Somit ist dieser weiterhin intakt. Aber immerhin gelingt es seinem europäischen Pendant STXE 600 bereits seit einigen Tagen, sich darüber und sogar auch oberhalb der 20-Tage-Linie zu etablieren. Wie gestern angesprochen, kommt die eigentliche Nagelprobe aber erst, wenn der 20-Tage-Durchschnitt beginnt zu steigen. Unter Druck heute die Versicherungstitel. Die EU-Versicherungsaufsicht EIOPA forderte die Branche auf, Dividendenzahlungen und Aktienrückkäufe vorerst einzustellen.
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