Täglicher Kommentar der apano-Fondsberater - 28. Oktober 2022

 | 28.10.2022 11:26

Die EZB erhöhte zwar ihre Zinssätze wie erwartet um 0,75% und Christine Lagarde teilte auf der Pressekonferenz mit, dass der Preisdruck zugenommen habe und breiter geworden sei. Trotzdem reagierte der Euro mit Abgaben zum US-Dollar und die Renditen der Staatsanleihen des Euroraums sanken. Offenbar wurden die Aussagen der EZB-Chefin als weniger hawkish-aggressiv empfunden als zuvor befürchtet. Die Futures indizierten während der Rede, dass an den Märkten nun eingepreist wird, dass der Zinsgipfel im Euroraum nächstes Jahr bei unter 2,75% statt zuvor erwarteter 3,00% liegen wird. Stützend wirkte wohl auch, dass die EZB den Banken ein Angebot bezüglich der TLTRO machen wird, um Überschussliquidität abzuschöpfen. Das wird so interpretiert, dass im Gegenzug die – Zinsen tendenziell antreibende - angestrebte Bilanzkürzung nach hinten verschoben wird.  

Die US-Indizes präsentierten sich auf Indexebene in der zweiten Börsenhalbzeit zunehmend schwächer. Wahrscheinlich waren es böse Vorahnungen bezüglich der Zahlen von Amazon (NASDAQ:AMZN) und Apple (NASDAQ:AAPL). Während Apple dann aber recht ordentlich lieferte – die Aktie notiert heute früh stabil – wurde Amazons Zahlenwerk als desaströs bewertet: der Kurs steht heute früh 13% tiefer und belastet erheblich die US-Futures. Charttechnisch ist der Weg nach unten nun bei dem Techriesen weiter offen bis ca. 85 USD, also noch weitere ca. -10%. Auf diesem Stand, das wäre das Covid-Tief, sollten sich dann aber ausreichend Käufer finden, denn Visionen und Story des Konzerns sind unverändert imposant. Jenseits von Big Tech lief es in den USA gestern jedoch gut: 19 der 30 Dow Jones – Komponenten legten zu, davon 4 mehr als 3%, an der Spitze Caterpillar (NYSE:CAT) nach hervorragenden Geschäftszahlen. Das unterstreicht, wie wichtig eine breite Sektor-Diversifikation im Portfolio ist. Die US-Wirtschaft ist in Q3 mit +2,6% wieder gewachsen, sogar stärker als prognostiziert. Zudem ist der gewichtete Preisindex – ein Maßstab für die Lebenshaltungskosten – im Quartal mit +4,1% viel weniger dramatisch gestiegen als erwartet, was die 10y - Renditen unter 4% drückte.  

Japans Notenbank ließ heute früh wie erwartet den Leitzins unangetastet und kündigte für den Bedarfsfall Stützungskäufe an, um die Anleihezinsen nahe der 0% zu halten. Der Nikkei tendierte relativ stabil. Unter starken Abgabedruck standen dagegen erneut die chinesischen Aktien, der Hang Seng Tech Index nähert sich wieder bedrohlich seinem Tief vom Montag. Belastend dürften Aussagen eines Vertreters der US-Handelsbehörde gewesen sein, dass er einen unmittelbar bevorstehenden Deal zwischen verbündeten Staaten erwarte, der die Exporte bestimmter Chips nach China limitiere. Das Thema ist nicht neu, gewinnt nun aber offenbar an Dynamik. Besonders stark verkauft wurden deshalb heute früh in Asien die Aktien von Halbleiterunternehmen wie Samsung (F:SAMEq) Electronics, SK Hynix und Taiwan Semiconductors. In Sydney hingegen verloren Bergbautitel massiv, nachdem Fortescue Metals in seinem Quartalsbericht über stark gestiegene Transport- und Lohnkosten klagte.    

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Europas Börsen schließen sich der globalen negativen Tendenz an, jedoch mit knapp -1% deutlich abgebremst. Defensive Sektoren wie Telefongesellschaften, Gesundheit und Versorger (NYSE:XLU) bremsen den Rückgang ab. Eben meldete Deutschland für Q3 ein überraschendes Wachstum von 0,3% - erwartet war -0,2%. Der Privatkonsum lief besser als prognostiziert.    

Der apano-Stimmungsindex hat nach 10 Jahren einen neuen Namen und heißt nun apano Börsen-Stimmungsindex oder einfach APX. Der Index verliert heute zwei Punkte: das US-BIP und die EZB-PK führten zu einem Wiederanstieg des US-Dollars zurück in die Übertreibungsphase (-4). Die seit Tagen freundliche Tendenz der italienischen Staatsanleihen wurde durch die gestrigen EZB-Erklärungen und die aufgeschobene Bilanzkürzung Punkte relevant weiter ausgebaut (+2).       

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