Täglicher Kommentar der apano-Fondsberater - 22. September 2021

 | 22.09.2021 10:52

Zwar konnten die europäischen Börsen gestern etwa die Hälfte ihres Kurseinbruchs vom Montag wieder wettmachen, den US-Märkten fehlte jedoch jegliche Antriebskraft. Erst mit dem frühen Morgen nahmen die US-Futures ein wenig Fahrt nach oben auf, wobei der Schwung zur Stunde aber bereits weitgehend wieder erschöpft zu sein scheint. Auslöser für den kleinen Hüpfer war die Meldung, dass Hengda Real Estate - eine Tochter der China Evergrande Group (HK:3333) - ankündigte, morgen fällig werdenden Zinsen (die Summe beträgt umgerechnet 31 Mio Eur) auf eine seiner Anleihen zu begleichen. Aber die Aussage war insgesamt vage und ließ laut Bloomberg Fragen offen. Zudem hat sich Evergrande selbst noch nicht geäußert zu den Zinszahlungen auf die beiden eigenen Anleihen in Höhe von ca. 100 Mio USD, die in den nächsten Tagen fällig werden (bis zum Jahresende summieren sich die zu zahlenden Kupons auf 670 Mio USD). Aber kritische Details interessieren heute nicht: in Deutschland springt der Evergrande-Kurs um 20%. Die Börse in Hongkong konnte nicht reagieren, weil sie feiertagsbedingt geschlossen ist. China hingegen handelte heute wieder. Der Shanghai Composite Index zeigte sich behauptet, womit er die via Futures aufgetürmten Verluste vom Wochenanfang gut verdaut hat, denn „eigentlich“ hätte China wegen dieser Vorgaben heute ca. 2% schwächer notieren müssen. Dabei dürfte auch gestützt haben, dass Chinas Zentralbank heute umgerechnet 14 Mrd USD in das Bankensystem einschleuste. Die japanischen Börsen verloren leicht, die Sitzung der BoJ löste keine Impulse aus. Sie bestätigte ihre drei Ziele: kurzfristige Zinsen -0,1%, 10-jährige 0% und keine Obergrenze für den Kauf japanischer Staatsanleihen. In Europa zeigen sich insbesondere Banken, Bergbautitel und die Hersteller von Lusuxkonsumgütern erleichtert über die Nachrichten von Evergrande. Erstere wegen der latent bestehenden Bedenken eines Dominoeffektes, die beiden letzteren wegen der konjunkutrellen Befürchtungen auf China im Falle einer Pleite des Baugiganten. Healthcare, Versorger und Techwerte hingegen nur knapp behauptet. Der Tag entscheidet sich heute Abend, wenn Jerome Powell vor die Mikrofone tritt und den neuesten Stand der FED-Überlegungen zum Thema „Tapering“ verkündet. Der apano-Stimmungsindex gewinnt 2 Punkte wegen der leichten Entspannung der italienischen Staatsanleihen (Risk on). Unterhalb des Radars engen sich mittlerweile die wegen Evergrande zuletzt deutlich ausgeweiteten Creditspreads wieder ein. Mit dem apano-Stimmungsindex berechnet apano Investments seit 2012 täglich die globale Marktstimmung und steuert damit u.a. die hauseigenen Investmentfonds „apano HI Strategie 1“ und „apano Global Systematik“.