apano GmbH | 19.08.2022 12:26
Am Dienstag ist der erste Versuch des S&P 500, die 200-Tage-Linie zurück zu erobern, exakt dort gescheitert. Das gleiche passierte beim STXE 600, beide Indizes setzen am Mittwoch leicht zurück. Nachdem das dann am Abend veröffentlichte FED-Protokoll etwas moderater klang als erwartet, kam es gestern wieder zu einer leichten Erholung der Kurse. Unterstützt vom überraschend robust ausgefallenen Philadelphia Fed - Index, das ist ein wichtiges Barometer der US-Industrie, schloss der S&P 500 nahe Tageshoch. Wie begründet sich also der recht kräftige Rücksetzer heute früh? Auslöser dürfte James Bullard sein: der FED-Gouverneur von St. Louis sprach sich für einen weiteren 0,75%-Zinsschritt im September aus. Er glaubt nicht, dass das schlimmste des Inflationsanstiegs überwunden sei, die Wirtschaft laufe weiterhin robust und es könne daher Sinn machen, die Zinsen in restriktives Terrain zu führen. Zumindest sollten sie auf 3,75-4% zum Jahressende geführt werden, danach könne man weiter sehen. Aktuell liegt der relevante FED-Zins bei 2,25-2,5%. Auch die Notenbankerin Mary Daly schlug falkenhafte Töne an. Sie dämpfte Spekulationen, dass die FED nächstes Jahr bereits wieder mit Zinssenkungen beginne. Heute früh meldete die Bank of Japan einen weiteren Anstieg der Kerninflationsrate auf 2,4%, entfernt sich also von ihrem 2%-Ziel. Das ist noch nicht kritisch, zeigt aber, dass selbst Japans ultralockere Zinspolitik bald zur Diskussion stehen könnte. In Deutschland stiegen die Produzentenpreise im Juli um 5,3% zum Juni – das ist der stärkste jemals gemessene Anstieg. Wie brutal der Einfluss der Energiepreise ist, zeigt sich an diesen Zahlen: im Einjahresvergleich stiegen die Produzentenpreise im Juli um 37,2%, unter Ausklammerung der Energie laut der Statistikbehörde Destatis „nur“ um 14,6%. Der Bund-Future knickt kräftig ein und verstärkt damit den vor einigen Tagen gestarteten Wiederanstieg der Renditen in Euroland. Da zudem in den USA die 10y-U-Staaatsanleihen mit aktuell 2,93% wieder erheblich über den entspannten 2,61 vom Monatsanfang liegen, muss konstatiert werden, dass der Zangengriff aus charttechnischem Widerstand (200 Tage) und anziehender Renditen den Aktien derzeit die Luft nimmt. Hilfreich wäre eine massive Beruhigung der Energiepreise, so wie ansatzweise in den letzten 6 Wochen bei Brent und WTI gesehen. Sicher würde das neue Iran-Abkommen - sollte es unterzeichnet werden - beim schwarzen Gold für weitere Entspannung sorgen. Wolfgang Kubickis Vorschlag zu einer temporären Öffnung von Nord Stream 2 könnte zugleich den Gaspreis dämpfen. Beides sind jedoch politische Entscheidungen. Der apano-Stimmungsindex verliert 8 Punkte wegen des Kursrückgangs des DAX sowie den schwachen südeuropäischen, EM- und US-Anleihen. Der Einbruch beim Goldpreis (Risk off Indikator) bringt zwar +4 Punkte, ist jedoch negativ zu interpretieren: Auslöser sind Zinsängste.
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