apano GmbH | 16.07.2020 11:04
Auffallend war gestern erneut die lustlose Verfassung des Nasdaq 100, wohingegen der Russell 2000 um fast 4% hochschoss. Heute früh überrascht China mit einem Kursdebakel. So verliert z.B. der Shanghai Composite Index 4,5%. Der große Kurssprung an China Börsen aus der Vorwoche ist somit wieder aufgezehrt. Die offizielle Begründung sind Chinas Wirtschaftszahlen, genauer: die Einzelhandelsumsätze. Diese gingen im Juni um 1,8 Prozent zurück, Ökonomen hatten +0,3% erwartet (Mai -2,8%). Die Industrieproduktion legte wie erwartet um 4,8% zu. Der Rückgang der Anlageinvestitionen in den Städten betrug 3,1 Prozent, erwartet worden war -3,2%. Das Bruttosozialprodukt wuchs im zweiten Quartal um 3,2% im Vergleich zum Vorjahr. Im ersten Quartal war ein Minus von 6,8% zu verzeichnen. Aktuell liegt das Wirtschaftsvolumen noch 1,6% unter dem ersten Halbjahr 2019. Wegen der effektiven Epidemiekontrolle und der angeordneten Normalisierung des Wirtschafslebens gelang Chinas Wirtschaft eine beeindruckende Kehrtwende in Q2. Die Zahlen waren definitiv keine Katastrophe – der eigentliche Auslöser des Kurseinbruchs ist irgendwo anders zu suchen: die einflussreiche People`s Day veröffentlichte einen negativen Artikel über Kweichow Moutai Co (SS:600519). Der Spirituosenhersteller ist Chinas größtes gelistetes heimisches Unternehmen. Mit 8,4% erlitt die Aktie den größten Kurssturz seit Herbst 2018. Dies zog den Gesamtmarkt mit in die Tiefe. Es kann vermutet werden, dass dahinter ein weiterer Versuch der Regulierungsbehörde steht, den Aktienmarkt wieder abzukühlen. Denn People`s Day ist eines der Sprachorgane des Zentralkommitees der kommunistischen Partei von China. Tokio berichtet über 280 neue Infektionen. Was beunruhigt, ist, dass mittlerweile die meisten Erkrankungen von regulären Plätzen wie Restaurants und Arbeitsplätzen herrühren, das Virus also streut. Denn zunächst war der Wiederanstieg auf Tokios Clubszene begrenzt. Von der heutigen EZB-Sitzung wird überwiegend Stillhalten erwartet. Einige Beobachter erwarten jedoch Erleichterungen für die Banken, was den "Strafzins" (aktuell liegt der Einlagesatz bei minus 0,5 Prozent) betrifft. Die EZB hatte im Herbst 2019 Freibeträge eingeführt, so dass die Institute nicht mehr auf alle ihre Überschussreserven Strafzinsen zahlen müssen. Durch die jüngste große TLTRO-Kreditspritze ist die Überschussliquidität im Bankensystem gestiegen, wodurch die Belastungen durch den Strafzins für Geldhäuser wieder zunehmen.
Mit dem apano-Stimmungsindex berechnet apano Investments seit 2012 täglich die globale Marktstimmung und steuert damit u.a. die hauseigenen Investmentfonds „apano HI Strategie 1“ und „apano Global Systematik“.
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