Täglicher Kommentar der apano-Fondsberater - 14. September 2022

 | 14.09.2022 12:10

Dass es zu starken Kursbewegungen kommen würde, wenn die Entwicklung der US-Verbraucherpreise von den Prognosen deutlich abweicht, war zu erwarten. Das hatte ich gestern früh hier im Blog ja thematisiert. Mit +0,6% ggü. Juli fiel der Anstieg der Kernrate exakt doppelt so hoch aus wie erwartet. Das ist in zweifacher Hinsicht bedenklich: erstens ist das genau der Wert, auf den die FED besonders aufmerksam schaut und zweitens ist die Zusammensetzung des „Core CPI“ hartnäckiger Natur. Denn darin verbergen sich Komponenten wie z.B. Mieten, die anders als die Preise für Energie oder Nahrung nicht „einfach so“ wieder zurück fallen können. Damit hat sich die Hoffnung auf eine lediglich 0,5%-Erhöhung der FED erledigt, die Chance liegt bei 0%. Die Renditen der einjährigen US-Staatsanleihen stehen bei 3,97% und haben damit das FED-Ziel von mindestens 4% fest im Visier, ebenso die Zweijährigen mit 3,78%. Auch der Trendsetter, die 10y-Bonds, sprangen kräftig an. Sie liegen mit 3,43% aber relativ weit zurück, was mit Rezessionssorgen zusammen hängt. Bei quasi Risiko losen knapp 4% für kurzes Geld ist natürlich die Überlegung berechtigt, ob Aktien für US-Investoren derzeit überhaupt noch konkurrenzfähig sind, insbesondere in Anbetracht der zu erwartenden weiteren konjunkturellen Delle. Diese Frage dürften sich einige der Investoren gestellt haben, die gestern zum Ausverkauf der US-Stocks beigetragen haben: es war dort der schwärzeste Börsentag seit Juni 2020. Selbstverständlich hat diese Entwicklung den apano-Stimmungsindex wieder weit zurück geworfen: er verliert heute 18 Punkte auf -15. Die Verlustbringer sind S&P 500, STXE 600, US-Vola, EM-Anleihen und China. Der gestrige Tag zeigt die Grenzen von strikt systematischen Modellen. Deshalb ist die tägliche Interpretation der Messergebnisse, die wir im Juli 2016 als zweite Säule des Stimmungsindex mit implementiert haben, so wichtig und unerlässlich: weil wir die US-Daten abwarten wollten, haben wir der systematischen Aufstockungsempfehlung von gestern früh wie im Blog geschrieben nicht Folge geleistet. Das erspart uns nun teures Zurückdrehen. Trotzdem haben wir den Investitionsgrad gestern Nachmittag wieder auf den Stand von Freitag zurückgebaut und verkaufen auch heute noch ein wenig. Aktuell verfügen wir über 55% Cash. Hinter dieser Entscheidung stehen neben der US-Zinsentwicklung noch zwei weitere Gründe: die europäischen Gas-Futures haben sich seit gestern früh wieder nach oben in Bewegung gesetzt: +14% in den letzten 24 Stunden. Zudem muss in die Bewertung der Märkte das von Russland ausgehende geopolitische Risiko nun wieder stärker berücksichtigt werden: der ukrainische Vorstoß könnte Putin zu einer neuen Eskalationsstufe bis hin zur offenen Kriegserklärung veranlassen. Dieser „Schwarze Schwan“ wird an den Börsen derzeit ignoriert. Im ESX ragt heute die Zara-Mutter Inditex (BME:ITX) mit +4,5% heraus. Das Unternehmen berichtet über gute Nachfrage und stimuliert damit den arg gebeutelten Einzelhandelssektor. In den USA steht nachher die Veröffentlichung des Produzentenpreisindex an. Sollte auch dieser auf der Oberseite überraschen, dürften die inzwischen 33% der Befragten, die mit einem 100 Basispunkte - Zinsschritt der FED rechnen, noch Zulauf bekommen. Der gestrige Renditeanstieg in den USA setzte auch dem Yen wieder deutlich zu. Heute früh meldet nun aber Bloomberg, dass die Bank of Japan beginnt, die Aktivitäten der Währungshändler zu protokollieren. Das wird als Vorbote einer anstehenden größeren Intervention zu Gunsten des Yen gedeutet. Zudem sprach Finanzminister Suzuki (TYO:7269) warnende Worte gegen die Forex-Marktteilnehmer aus, die auf eine weiter fallende japanische Währung setzen. Mit dem apano-Stimmungsindex berechnet apano Investments seit 2012 täglich die globale Marktstimmung und steuert damit u.a. die hauseigenen Investmentfonds „apano HI Strategie 1“ und „apano Global Systematik“.

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