apano GmbH | 05.09.2022 13:28
Am Freitag fielen bis zum Handelsschluss in Europa die Gas-Futures um knapp 9%. Die Betreibergesellschaft Nord Stream hatte vorher gemeldet, dass sie für Samstagmorgen Liefermengen wie vor dem Lieferstopp vorgemerkt hätte. Die Börsen zogen kräftig an – doch dann kam der Schock: kurz vor 18:30 MEZ meldete Gazprom (MCX:GAZP) ein relevantes Leck und dass deshalb baw. kein Gas durch die Nord Stream-Leitung fließen würde. Einige Minuten vorher hatten die bislang aufgrund positiv aufgenommener Daten zum Arbeitsmarkt und der Entwicklung der Stundenlöhne freundlichen US-Börsen (ETR:SXR4) angefangen, nach unten zu drehen – es waren wohl Insider vorab informiert worden. Zwischen 18:00h MEZ bis Handelsschluss gab der S&P 500 um 2,5% nach, noch stärker unter Druck gerieten die Index-Indikationen zum DAX, der heute früh knapp 3% tiefer startet. Der STXE 600 hält sich mit -1,1% wegen seiner weniger betroffenen Zusammensetzung vergleichsweise stabil. Gazproms Absage dürfte in direktem Zusammenhang mit der am Freitagnachmittag von den G7-Finanzministern verkündeten Einigung über einen Preisdeckel für russisches Öl zusammenhängen. Dessen Wirksamkeit ist sehr fraglich, denn ohne die nicht zu erwartende Einwilligung Chinas und Indiens bleibt das ein zahnloses Instrument. Das Thema hätte deshalb auf einen G20-Finanzministergipfel gehört. Aber der unmittelbare finanzielle Schaden zumindest für Europas Volkswirtschaft ist nun da und beträchtlich: nicht nur die Geldvernichtung durch die Kurseinbrüche an den Börsen heute früh, sondern auch der um 35% (!) springende Preis der Gas-Futures belastet Europa erneut erheblich. Die asiatischen Börsen reagierten mit Gleichmut, weil sie das Thema weniger tangiert. Stützend wirkte dort auch, dass der chinesische Caixin-Einkaufsmagerindex für den Servicesektor im August stabil expansiv blieb. Heute wichtig wird das OPEC+ Treffen. Erwartet wird, dass der Output unverändert bleiben wird, was mit der globalen wirtschaftlichen Unsicherheit zu tun hat und mit der anstehenden Entscheidung, wie es mit den Iran-Verhandlungen weiter geht. Der von S&P Global berechnete Sammelindex aus Industrie und Dienstleistungen für die Produktion der Privatwirtschaft in der Eurozone ist im August auf 48,9 gefallen. Damit hat sich die Kontraktion beschleunigt: die erste Schätzung lag bei 49,2, der Juli bei 49,9. Die düsteren Zahlen wiegen doppelt schwer, da die EZB diese Woche die Leitzinsen kräftig erhöhen muss. Europas Energieminister haben für Freitag eine Sondersitzung einberaumt, auf der ein Gaspreisdeckel ebenso diskutiert werden soll wie eine vorübergehende Aussetzung des Handels in Energie-Derivaten. Warum eigentlich erst am Freitag? Der apano-Stimmungsindex verliert wegen schwächerem Nikkei, steigender US-Vola und dem zu festen US-Dollar 5 Punkte. Mit dem apano-Stimmungsindex berechnet apano Investments seit 2012 täglich die globale Marktstimmung und steuert damit u.a. die hauseigenen Investmentfonds „apano HI Strategie 1“ und „apano Global Systematik“.
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