Andy Hecht | 25.03.2022 14:55
Ende März 2022 beginnen Landwirte auf der Nordhalbkugel damit, Samen zu pflanzen, die zu Nutzpflanzen heranwachsen und eine ständig wachsende Weltbevölkerung ernähren. Um die Jahrhundertwende lebten etwa 6 Milliarden Menschen auf unserem Planeten. Heute beträgt die Weltbevölkerung mehr als 7,885 Milliarden. Und die Weltbevölkerung wächst weiter: alle drei Monate um etwa 20 Millionen. Im Zuge dieses Wachstums steigt auch die Nachfrage nach Nahrungsmitteln stetig weiter.
Weizen ist der Hauptbestandteil von Brot, einem Grundnahrungsmittel. Weizen ist mehr als eine Lebensmittelzutat: Für viele Regierungen ist Weizen ein wesentliches Gut, um sich an der Macht zu halten und die Massen zu kontrollieren. Im Jahr 2022 spiegelt die Preisbewegung auf dem Weizen-Future-Markt den Krieg in der Ukraine und eine turbulente geopolitische Landschaft wider. Der Weizenpreis ist ein Warnsignal dafür, dass weltweite Hungersnöte und Revolutionen die durch den Krieg in der Ukraine verursachten Probleme nur noch verschärfen könnten.
h2 Globaler Benchmark-Preis für Weizen erreicht neues Allzeithoch/h2Obwohl viele verschiedene Weizenkontrakte an den Terminbörsen in den USA und weltweit gehandelt werden, ist der CBOT Soft Red Winter Future-Kontrakt für Weizen ein globaler Benchmark für die Preise. Im März 2022 stieg der CBOT-Weizen-Future-Preis auf ein neues Rekordhoch.
Wie der Quartalschart zeigt, erreichte der CBOT-Weizen-Future im März einen Preis von 13,40 USD pro Scheffel und übertraf damit das Allzeithoch von 13,3450 USD aus dem Jahr 2008.
Der Tageschart des CBOT-Weizen-Future für den Monat Mai zeigt, dass der Preis auf 13,6350 USD pro Scheffel gestiegen ist, bevor er am 23. März auf knapp über 11,15 USD korrigiert wurde. Der CBOT-Weizen-Future wurde seit 2008 nicht über 10 USD gehandelt.
h2 Weizen wird zukünftig politisches Druckmittel sein/h2Weizen stand in seiner Geschichte als Rohstoff mit erheblichen politischen Auswirkungen in Verbindungen, wenn der Preis gestiegen ist oder das Angebot knapp wurde. Weizen ist der Hauptbestandteil von Brot, ein wichtiger Nährstoff.
Die letzte Königin von Frankreich, Marie Antoinette, wurde am 16. Oktober 1793 auf der Guillotine hingerichtet. Ihre Unempfindlichkeit gegenüber der Not ihrer Untertanen während der Brotknappheit war einer der Gründe für ihre Enthauptung. Die nachfolgende Revolution in Frankreich 1848, die sogenannte Dritte Französische Revolution, begann aufgrund sozialer und politischer Unzufriedenheit, als Arbeiter ihre Arbeit verloren, die Brotpreise stiegen und die Regierung der Korruption bezichtigt wurde.
Während des US-Bürgerkriegs im März und April 1863 waren Brotaufstände Ereignisse ziviler Unruhen in den konföderierten Staaten. In den Jahren 1837 und 1917 kam es in New York City zu Mehl-, Brot- und Lebensmittelunruhen. Die Ernährung der Menschen ist eine wichtige Aufgabe der Regierung. Und wenn die politischen Führer bei ihrer Aufgabe versagen, verlieren sie oft ihre Macht.
Das jüngste Beispiel stammt aus dem Arabischen Frühling, der 2010 mit einer Reihe von Unruhen in Tunesien und Ägypten begann, nachdem die weltweiten Weizenpreise 2008 ihr letztes Allzeithoch erreicht hatten. Brotknappheit und hohe Preise führten zu Regierungswechseln in Nordafrika und im Nahen Osten. Die Geschichte könnte sich 2022 und in den kommenden Jahren wiederholen, da die Welt aufgrund des Krieges in der Ukraine mit Nahrungsmittelknappheit konfrontiert sein wird.
Russland und die Ukraine exportieren zusammen rund ein Drittel des weltweiten Weizens. Die Ukraine wird auch als die Kornkammer Europas bezeichnet.
Das Diagramm zeigt, dass Russland und die Ukraine in den letzten Jahren 32,83 % der weltweiten jährlichen Weizenexporte ausmachten.
Der Krieg in der Ukraine hat fruchtbaren Boden in furchtbare Schlachtfelder verwandelt. Dabei sollte gerade erst das Erntejahr 2022 beginnen. Außerdem gelten die Häfen am Schwarzen Meer als bedeutende logistische Standorte für Weizenexporte. Der Konflikt wird also zu Unterbrechungen führen, was zu einer Verknappung von Weizen und anderen landwirtschaftlichen Erzeugnissen aus der Region führt, in der auch Mais, Gerste und andere Feldfrüchte produziert werden.
Der Krieg wirkt sich aber nicht nur auf die russischen und ukrainischen Exporte aus, sondern auf die weltweite Produktion. Sanktionen und Vergeltungsmaßnahmen führten dazu, dass Russland mit Beginn des Erntejahres 2022 „vorübergehend“ den Export von Düngemitteln eingestellt hat.
Russland exportiert etwa 12,6 % der weltweiten Düngemittel. Die Exportaussetzung wird die Preise für die gesamte Getreide- und Ölsaatenproduktion weltweit in die Höhe treiben und die Verfügbarkeit senken.
h2 Hohe Preise und Engpässe könnten zu Hungersnöten und Revolutionen führen/h2Der Krieg in der Ukraine hat weitreichende weltweite Folgen, die dazu führen könnten, dass viele Menschen 2022 und in den kommenden Jahren hungern müssen. Die am stärksten gefährdeten Gebiete befinden sich in Afrika und den Schwellenländern, wo sich Armut und Hungersnot wahrscheinlich ausbreiten und zunehmen werden. China und Indien, die beiden bevölkerungsreichsten Länder, könnten genau wie der Rest der Welt Engpässe erleben. Allerdings haben die beiden Länder noch keine Sanktionen gegen Russland verhängt, wodurch es wahrscheinlich nicht zu Unterbrechungen der Lieferketten kommen wird.
In den USA und Europa dürften die Preise dagegen in die Höhe schießen und die Inflation weiter verstärken, die bereits vor Beginn des Krieges in der Ukraine auf den höchsten Stand seit vier Jahrzehnten gestiegen ist.
Weizen und Rohöl sind die Rohstoffe, die im Mittelpunkt des Krieges und der Isolation Russlands von der westlichen Welt stehen. Der russische Präsident Wladimir Putin kann Getreide, Öl und Erdgas als Schachfiguren im geopolitischen Schachspiel einsetzen. Die Unterstützung aus China wirkt für seine starke Position als führender Rohstofflieferant unerstützend.
h2 Wetter war in anderen Anbaugebieten nie wichtiger/h2Der April macht die Blumen und der Mai hat den Dank dafür. In den fruchtbaren Ebenen der USA werden Landwirte in den kommenden Wochen Mais, Sojabohnen, Weizen und andere Feldfrüchte anbauen, wobei die Preise auf oder nahe Allzeithochs liegen werden. Die Landwirte zahlen jedoch immer mehr für Land, Finanzierung, Arbeit, Düngemittel, landwirtschaftliche Geräte, Energie und alle anderen Dinge, die die hohen Preise für landwirtschaftliche Produkte weiter antreiben. Die Inflation lässt die Produktionskosten in die Höhe schnellen.
In der Zwischenzeit bestimmt das Wetter jedes Jahr, ob die Ernte ausreicht, um die ständig wachsende weltweite Nachfrage zu befriedigen. Eine Dürre oder Überschwemmung in einer der wichtigen Anbauregionen der Welt, die in den kommenden Monaten zu einem Rückgang der Produktion führen würde, wäre angesichts der Situation in Europa eine Katastrophe.
Eine Weizenknappheit hat eine lange Geschichte als Auslöser politischer Umwälzungen. Russland kann die globalen Weizenvorräte als politisches und Vergeltungsinstrument einsetzen. Bei mehr als 11 USD pro Scheffel, mit dem Potenzial, weiter nach oben zu steigen, zeichnen sich Engpässe ab, und in den kommenden Jahren könnten zivile Unruhen folgen.
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