Stagnation wie in Japan: Kurs Richtung ökonomischer Stillstand?

 | 19.04.2024 07:01

Kürzlich haben wir über die jahrzehntelange wirtschaftliche Misere in Japan berichtet, um zu erklären, warum das japanische BIP kleiner ist als 1995 und warum es 35 Jahre dauerte, bis der japanische Aktienmarkt sein jüngstes Rekordhoch erreichte.

Viele Experten behaupten, dass die USA einen ähnlichen Weg wie Japan gehen. Dieser Weg führt über eine stagnierende Wirtschaft, massive Staatsverschuldung und eine Zentralbank, die die Finanzmärkte beherrschen muss, um Wirtschaft und Finanzmärkte über Wasser zu halten.

Diese Sichtweise ist durchaus berechtigt. Die US-Regierung ist übermäßig verschuldet und verwaltet ihren Haushalt zunehmend nachlässig. Zudem ist das Wirtschaftswachstum seit dreißig Jahren rückläufig, und die fiskalische Dominanz wird eher zur Norm als zur Ausnahme.

Obwohl wir uns auf einem ähnlichen Weg wie Japan befinden, sind wir noch weit davon entfernt. Es gibt viele Unterschiede zwischen Japan und den USA, die es zu beachten gilt.

h2 Vermögensblasen sind nicht gleich Vermögensblasen/h2

Der Kern der heutigen Probleme Japans liegt in den massiven Immobilien- und Aktienblasen, die 1989 platzten.

Um das Ausmaß dieser Blasen zu verstehen, lesen Sie bitte die folgenden Zeilen von Ben Carlson: The Biggest Asset Bubble In History.

Zwischen 1956 und 1986 stiegen die Grundstückspreise in Japan um 5000 %, während sich die Verbraucherpreise im gleichen Zeitraum nur verdoppelten.

Bis 1990 war der japanische Immobilienmarkt schätzungsweise viermal so groß wie der der Vereinigten Staaten, obwohl das Land 25-mal kleiner ist und 200 Millionen weniger Einwohner hat.

Tokio selbst hatte hinsichtlich der Immobilienwerte mit den USA gleichgezogen.

Der Wert des kaiserlichen Palastgeländes wurde auf mehr geschätzt als der Wert aller Immobilien in Kalifornien oder Kanada zu Spitzenzeiten.

Es gab mehr als 20 Golfclubs, in denen eine Mitgliedschaft mehr als 1 Million Dollar kostete.

Das Kurs-Gewinn-Verhältnis des Nikkei betrug 1989 das 60-fache der 12-Monatsgewinne.

Auf Japan entfielen 1980 15 % der weltweiten Börsenkapitalisierung. Im Jahr 1989 entfielen 42 % der weltweiten Börsenkapitalisierung auf das Land.

Von 1970 bis 1989 legten japanische Large Caps jährlich um mehr als 22 % zu. Bei den Small Caps waren es knapp 30 % pro Jahr. 20 Jahre lang!

Der Anteil der Aktien am japanischen BIP stieg von 29 % im Jahr 1980 auf 151 % im Jahr 1989.

Japan wurde mit einem CAPE-Ratio von fast 100 gehandelt, mehr als doppelt so hoch wie in den USA auf dem Höhepunkt der Dotcom-Blase.

Das Nachbeben hätte auf vielerlei Weise bewältigt werden können, doch im Kern ging es um die Frage, ob man in kurzer Zeit einen hohen Preis zahlen oder die Kosten über Jahrzehnte verteilen sollte. Japan entschied sich für Letzteres, rettete seine Banken und setzte auf massive Staatsausgaben, um die Wirtschaft zu stützen.

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In den USA sind in den letzten 25 Jahren die Dotcom-Blase und die Subprime-Blase geplatzt. Diese Blasen waren zwar volkswirtschaftlich kostspielig, aber im Vergleich zu den japanischen Blasen gering. Dementsprechend waren die wirtschaftlichen und finanziellen Folgen im Vergleich zu Japan gering.

h2 Bankensektor/h2

Die Immobilien- und Aktienblasen wurden mit massivem Leverage durch Bankkredite gestützt. Als die Werte der Vermögenswerte einbrachen, waren die sie stützenden Kredite oft wertlos. Hätten die Banken die notleidenden Kredite abgeschrieben, wäre das Bankensystem zusammengebrochen. Die Regierung wollte das Bankensystem nicht gefährden. Im Grunde mussten die Banken die Verluste nicht bilanzieren. Die notleidenden Kredite standen aber weiterhin in ihren Büchern und schränkten ihre Kreditvergabekapazität erheblich ein.

Die Geldpolitik der BOJ, die die Zinsen über lange Zeiträume bei null und unter null hielt, lähmte die Banken zusätzlich. Das Ergebnis war eine flache Zinsstrukturkurve. Die BOJ reduzierte nicht nur die Kreditvergabekapazität, sondern auch die finanziellen Anreize zur Kreditvergabe. Der japanische Privatsektor könnte nicht annähernd so viel zum Wachstum beitragen, wenn der Bankensektor gesund wäre und Anreize zur Kreditvergabe hätte.

Im Gegensatz dazu sind die US-Banken gesund und gut kapitalisiert. Zudem kennt die Fed die Höhe der Reserven im Bankensystem sehr genau und ist bereit, bei Bedarf weitere Liquidität zuzuführen. Reserven sind das Futter, das die Banken brauchen, um Kredite zu vergeben.

Die folgende Grafik vergleicht die Nettozinsmargen japanischer und amerikanischer Banken, um zu zeigen, wie viel größer der finanzielle Anreiz zur Kreditvergabe im Vergleich zu den japanischen Pendants ist.