S&P 500 und die Fed: Naht das Ende der Zinsanhebungen?

 | 19.03.2023 11:48

Mit Blick auf den S&P 500 stellt sich die Frage: Werden die Kollateralschäden durch das Umsteuern der Notenbanken zu groß? Eine Analyse.

Für den weltweit größten Aktienindex, dem S&P 500 und seinem kleinen Bruder diesseits des Atlantiks, dem Dax 40, könnte man zurufen: „What a difference a week makes!“ Denn die Ereignisse im Banken-Sektor – beginnend in den USA mit Regionalbanken und dann überschwappend auf Großbanken nahezu überall auf der Welt – verdeutlichte, welche Gefahren einem so raschen Anstieg der Zinsen innewohnen. Wieder einmal lag ein Großteil der Investorenwelt falsch, der sich auf dauerhaft höhere Zinsen eingestellt hatte.

h3 Bankenkrise/h3

Übergeordnet geht es um das Vertrauen in das Finanzsystem, etwas, wenn es verloren geht, zu extremen Konsequenzen führen kann. Wenn nämlich Kunden ihr Geld in Sicherheit bringen (oder zumindest umschichten) wollen, ein sogenannter Bank Run einsetzt. Schon bei einem relativ niedrigen Prozentsatz ist das ein elementares Problem für jedes Kreditinstitut. Damit befinden sich Notenbanken künftig in einer noch verzwickteren Rolle. Denn sie müssen bei ihrer Geldpolitik einerseits mit Augenmaß an die veränderte Lage herangehen, und dürfen andererseits nicht mit einer 180 Grad-Wende für weitere Panik sorgen. Dass einige Vertreter der Fed schon an Glaubwürdigkeit verloren gaben, steht außer Frage. Mit ihren Statements „die Zinsen müssten noch viel höher steigen“ (bis auf sieben Prozent) und da noch über lange Zeit verharren. Wenn man die Auswirkungen im Bankensystem so unterschätzt hat, obwohl deren Beaufsichtigung eigentlich zur Aufgabe der Zentralbank gehört.

Jedenfalls hat ein relativ singuläres und eigentlich nicht besonders bedeutsames Ereignis im Zusammenhang mit der unglücklichen Aufstellung der SiIicon Valley Bank zu einem globalen Beben geführt, was den S&P 500 zunächst kaum berührt hat . Zu Abstürzen bei den Renditen in kürzester Zeit und in einem Ausmaß, wie man es sonst nur in großen Krisen gesehen hat. Nachdem vorher die beherzten Zinsschritte eben zu einem Kursdesaster bei den als sicher angesehenen Staatsanleihen, besonders im langlaufenden Sektor, geführt haben. Als gelbe Karte für die Fed durch die Märkte wurden die Risse in der Finanzstabilität vor einer Woche an dieser Stelle bezeichnet und es könnte sich zu einer roten Karte entwickeln, wenn à la Longue falsche Schlussfolgerungen gezogen werden.

Die Europäische Zentralbank hat in dieser Woche erwartungsgemäß Zinsabstand zu den USA vorher satte 175 Basispunkte, und kleinere Schritte hätten zu einer weiteren Schwächung der europäischen Währung geführt, mit negativen Auswirkungen durch einen Import von Inflation. In der kommenden Woche folgt die Entscheidung der Federal Reserve mit vermutlich 25 Basispunkten. Die Zinspause rückt näher. Der große Zinsanstieg hat bereits seine Folgen im Bankensystem gezeigt, die Notenbanken stehen in den kommenden Wochen und Monaten wohl vor der Frage: Was hat eine größere Priorität, die Stabilität im Finanz – oder im Geldsystem? Gelingt der große Spagat? Zunächst einen Rückblick auf die vergangene Börsenwoche.

h4 S&P 500 und Dax: Der Seitwärtsmarkt setzt sich fort, trotz Vertrauenskrise/h4
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Es war eine absolut wilde (volatile) Börsenwoche, sowohl für den großen S&P 500, als auch für den Dax 40 mit großen Schwankungen. Aber die Märkte sind schlussendlich wieder in ihre Range zurückgekehrt, der seit 11 Monaten bestehende Seitwärtstrend setzt sich anscheinend fort. Der Weltleitindex steht fast wieder dort, wo er zu Monatsbeginn gestanden hat. Hier der Dreiwochenchart auf den Future des S&P 500.