S&P 500: Eine unbeliebte Rally, speziell von Big Money

 | 19.02.2023 11:35

von Wolfgang Müller

Endet nun eine der meist gehassten Rallys – sowohl beim US-Leitindex S&P 500 als auch beim Dax?

Wer hätte das vor wenigen Wochen gedacht? Verschiedene europäische Märkte wie der französische CAC 40 oder der englische FTSE erreichen neue Allzeithochs, dem Dax fehlten hierfür nur noch vier Prozent. Obwohl doch eine handfeste Energiekrise die europäischen Wirtschaften im Winter 2023 in die Knie zwingen sollte.

Und was machen die US-Indizes? Bis auf den Dow Jones hängen diese ungewöhnlich hinterher, der weltgrößte Index S&P 500 liegt immer noch 15 Prozent unter seinem Allzeithoch vom 3. Januar 2022. Sollte das Tief vom 12. Oktober mit 3577 Punkten aber tatsächlich das Zyklustief gewesen sein? Reihenweise haben amerikanische Großbanken ihre Bedenken bezüglich der aktuellen Rally verlautbart, begleitet von Indikationen, die eigentlich auch keinen anderen Schluss als tiefere Kurse erwarten lassen.

Damit dürfte die aktuelle Rally für die Finanzhäuser von Mike Wilson (Morgan Stanley (NYSE:MS)) oder Marko Kolanovic (JP Morgan) eine der meist gehassten Aufwärtsbewegungen der letzten Jahre sein. Noch ist nicht aber nicht aller Tage Abend, die aktuelle Phase von positiven Wirtschaftsdaten und auf Monatssicht steigenden Inflationsdaten bringen die US-Notenbank Fed unter gewaltigen Zugzwang. Die Zinsen müssen noch ein wenig höher, die Fed hat nicht mehr viele Schüsse frei, denn je höher die Leitzinsen, umso wahrscheinlicher wird eine Rezession – vielleicht erst 2024, unmittelbar vor dem US-Wahlkampf. Was für die regierenden Demokraten wohl das ungünstigste Event wäre für einen erfolgreichen Wahlausgang.

Aber so weit sind wir noch nicht, jetzt geht es aus meiner Sicht um die Phase der (jährlichen) Disinflation bis in den Juni, wo die Teuerungsrate in den USA im Vorjahr auf 9,1 Prozent geklettert war. Um die Entwicklung der US-Wirtschaft, speziell der Unternehmensgewinne, die die Bemessungsgrundlage für die Aktienindizes darstellen. Aber vor allem um die Entwicklung der Zinsen jedweder Art: Den US-Leitinsen, den Anleihezinsen in allen Laufzeiten, vor allem die der 10-jährigen US-Treasury . Ein weiterer Anstieg dieser Benchmark für viele Kreditarten würde nämlich die Financial Conditions straffen und die Fed etwas in ihrem Kampf gegen die Inflation unterstützen. Und schützen vor einem Policy Error, der weder der Politik, noch den Kapitalmärkten gefallen würde. Der große Spannungsbogen für die kommenden Wochen und Monate. Doch zunächst ein Rückblick auf die dritte Februarwoche.

h3 S&P 500 und Dax: Konsolidierung bis auf das Niveau zu Monatsbeginn/h3
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Während mit Einzelwerten, speziell mit Wachstumstiteln und Meme-Aktien extrem gezockt wurde, befinden sich die großen Indizes eigentlich in einer Phase der Konsolidierung. Sprich, die Indizes verarbeiten die großen Gewinne von Januar und Anfang Februar und befinden sich dort, wo sie etwa schon vor drei Wochen gestanden haben. Das gilt nicht nur für den großen S&P 500, sondern auch für den Tech-Index Nasdaq 100 oder auch den phänomenal „performenden“ deutschen Leitindex Dax 40.

Hier der Monatschart des Futures auf den S&P 500: