Sozial verantwortliches Investieren ist nobel, aber ist es auch rentabel?

 | 17.09.2019 18:09

Vom derzeit professionell verwalteten Vermögen in Höhe von 46,6 Billionen US-Dollar in den USA schätzt das Forum für nachhaltiges und verantwortungsvolles Investment, dass rund 12 Billionen US-Dollar (oder 26%) Umwelt-, Sozial- und Governance-Kriterien (Environmental, Social and Governance, ESG) in die Auswahl von Anlageinstrumenten einfließen lassen. Obwohl im vergangenen Jahr neue ETFs für nachhaltige und verantwortungsbewusste Anlagen (Sustainable and Responsible Investments, SRI) floriert haben und die Mittelzuflüsse sich zum Teil verdoppeln oder verdreifachen, kann der SRI an die Renditen konventionellen Anlagen ohne derartige Beschränkungen herankommen?

Für diejenigen, die mit dem Konzept nicht vertraut sind, sozial verantwortliches Investieren berücksichtigt nicht nur die potenziellen finanziellen Erträge einer Investition, sondern auch ihre sozialen Auswirkungen. Einige Fonds, wie der Ariel Appreciation Fund Investor Class (CAAPX), legen den Fokus auf Negativscreening. Andere, wie der Calvert International Opportunities Fund Class A (CIOAX) wollen Geld in Unternehmen stecken, die sich positiv auf die Gesellschaft auswirken. Die meisten Fonds prüfen jedoch sowohl negativ als auch positiv.

Negatives Screening bedeutet in der Regel, dass Fondsmanager Unternehmen meiden, deren Aktien manchmal als “Sündenaktien“ bezeichnet werden, beispielsweise Anbieter von Alkohol, Tabak, Glücksspielen und Waffen. Ebenfalls gemieden werden Unternehmen, die möglicherweise an irgendeiner Form in staatlicher Korruption verwickelt waren. Umgekehrt werden bei positiven Investitionen Unternehmen mit guten Bilanzen in den Bereichen Menschenrechte, Umweltschutz und / oder Chancengleichheit als Arbeitgeber gesucht.

Der weltweit bekannteste Fonds, der die ESG-Kriterien anwendet, ist der Norwegian Wealth Fund, der im Besitz eines staatlichen norwegischen Pensionsfonds ist und geschätzt über 1 Billion Dollar verwaltet. Es handelt sich in Wirklichkeit um zwei getrennte Fonds, von denen einer als "Ölfonds" bezeichnet wird, der Überschusseinnahmen aus dem Mineralölsektor des Landes investiert, und ein zweiter, kleinerer Staatsfonds, der staatliche Pensionsfonds Norwegens, der in Aktien investiert, die an der Osloer Börse gehandelt werden.

Der Fonds, der in den USA nicht erhältlich ist, konzentriert sich auf Menschenrechte, Klimawandel und Transparenz und hat Unternehmen wie Boeing (NYSE:BA) und British American Tobacco (LON:BATS) auf die schwarze Liste gesetzt und weitere 150 Unternehmen, die vom norwegischen Ethikrat als unethisch eingestuft wurden. In den letzten fünf Jahren hinkten die Aktienanlagen des Norwegian Wealth Fund dem Weltmarkt hinterher, wie ein Vergleich mit dem FTSE Global All Cap Index zeigt. Während dieser Index in den Jahren 2014-2018 eine Rendite von 39,6% erzielte, warf der norwegische Fonds nur 31,6% ab.

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ESG-Investitionen sind jedoch nicht auf Staaten beschränkt. ETF-Emittenten haben eine Vielzahl von Vehikeln geschaffen, die privaten und institutionellen Anlegern zur Verfügung stehen. Der Parnassus Core Equity Fund (PRBLX), der für Privatanleger und separat für institutionelle Anleger (PRILX) erhältlich ist, verwaltet ein Vermögen von 17 Mrd. USD.

Die drei größten Beteiligungen sind Microsoft (NASDAQ:MSFT), Disney (NYSE:DIS) und Linde (NYSE:LIN), ein Chemiekonzern, der für die Einhaltung der SRI-Prinzipien bekannt ist. In den letzten zehn Jahren erzielte dieser Fonds eine Rendite von 407%, verglichen mit 426% für seinen Referenzindex, den Russell 1000.