Sorry, positive Daten und Meldungen - Biden forciert US-Protektionismus

 | 29.07.2021 08:47

Der Euro eröffnet heute gegenüber dem USD bei 1,1853 (06:03 Uhr), nachdem der Tiefstkurs der letzten 24 Handelsstunden bei 1,1774 im US-Geschäft markiert wurde. Der USD stellt sich gegenüber dem JPY auf 109.79. In der Folge notiert EUR-JPY bei 130.14. EUR-CHF oszilliert bei 1,0779.

Finanzmarkt: Dominanz positiver Daten forciert Marktignoranz

Finanzmärkte führen bisweilen ein interessantes Eigenleben. Unerwartet negative Entwicklungen werden regelmäßig einer sofortigen Diskontierung unterzogen.

Derzeit erkennen wir, dass am Aktienmarkt unerwartet positive Entwicklungen zu erhöhter Risikowahrnehmung und Verkäufen führen können (beispielhaft BASF (DE:BASFN), Deutsche Bank (DE:DBKGn) etc.). Das gilt auch bezüglich der makroökonomischen Daten. So setzte Italien gestern unerwartet positive Spitzendaten.

Die weiter überwiegend positiv überraschenden Quartalsberichte der Unternehmen entwickeln eher Verkaufsinteressen als Kaufinteressen an den Aktienmärkten. In den letzten 24 Stunden setzten folgende Unternehmen bezüglich Ergebnis und /oder Ausblick unerwartet positive Akzente: Airbus (PA:AIR), Boeing (NYSE:BA), Ford (NYSE:F), Samsung (F:SAMEq), Shimano, McDonald, GlaxoSmithKline, und Nissan (T:7201) neben anderen.

Drastisch zurückgehende und kaum erklärbare Inzidenzzahlen (Corona) im UK und in den Niederlanden, die so nicht ansatzweise erwartet wurden, sind ebenfalls insignifikant, da sie offensichtlich keinen Einfluss auf den Risikoappetit haben. Das Motto lautet offenbar "Selling on good news".

Das fortgesetzt sinkende Renditeniveau an den Kapitalmärkten (z.B. 10-Jahres Bunds -0,46%) hat weder unterstützenden Einfluss auf die Aktienmärkte noch auf die Edelmetallmärkte, die sich weiter seitwärts bewegen.

Fazit: Nein, es gibt keinen Anlagenotstand, nein, es wird ihn auf keinen Fall geben (Stilmittel Ironie).

Entschuldigung, noch mehr positive Meldungen

Die Arbeitskräftenachfrage in Deutschland hat nach Angaben der Bundesagentur für Arbeit deutlich zugenommen. Der saisonbereinigte Stellenindex sei von Juni auf Juli um 7 auf 121 Punkte gestiegen. Er liegt über dem Niveau vor der Corona-Krise. Ooops, sorry!

Die deutsche Wirtschaft hat im Juni ihre Umsätze gesteigert. Die Unternehmen nahmen laut Statistischem Bundesamt 2,7% mehr ein als im Vormonat (Messung via Umsatzsteuer). Die Erlöse der gewerblichen Wirtschaft lagen damit um 12,2% über dem Niveau vom Februar 2020 (vor Beginn der Corona-Pandemie). Doppelt oops, sorry!

Werfen wir einen Blick auf aktuelle Bewertungen, ist der europäische Markt teuer?

Die Antwort lautet nein. Die Bewertung liegt bei dem historischen Mittel. Das historische Mittel basiert aber auch darauf, dass es bis circa 2010 ernste Anlagealternativen am Anleihemarkt gab. Ergo ist es verzerrt. "Food for thought!"

Jetzt die App holen
Werden Sie Teil der größten Finanz-Community der Welt
Downloaden

Fed: Alles bleibt locker - Thema "Tapering" adressiert

Erwartungsgemäß hat die Fed den Leitzins in der Spanne 0,00% - 0,25% und den Anlagezins bei 0,15% belassen. Die Fed wird weiter monatlich Anleiheankäufe im Volumen von 120 Mrd. USD umsetzen. Die Fed sieht Fortschritte auf dem Weg zu den von ihr definierten Zielen bei Inflation und Arbeitsmarkt. Man sei in das Thema des Abbaus der Hilfsmaßnahmen (Tapering) eingestiegen.

Fazit: Genau das hätte ich an der Stelle der Fed auch verlautbaren lassen.

Biden agiert gegen ökonomische Freiheit

Präsident Biden stellte gestern neue Vorschriften vor, um die US-Industrie mit einer Ausweitung des "Buy-American-Programms" zu unterstützen. Zulieferer müssen damit mehr Bauteile aus amerikanischer Fertigung in ihren Endprodukten verbauen. Im 1. Schritt soll der Mindestanteil von jetzt 55% auf 60% steigen und bis 2029 75% erreichen. „Buy American" wird zurecht mit der protektionistischen Politik von Donald Trump in Verbindung gebracht. Präsident Biden will dessen Kurs nun verschärfen.

Biden sprach offen aus, dass Trumps Versprechen "leer" gewesen sei. Bidens Regierung würde „Buy American“ wahrwerden lassen. Die Einhaltung der Regeln würde streng kontrolliert.

Fazit: Was haben uns die USA von 1945 bis 2001 über den freien Markt belehrt. Wenn der freie Markt für die USA nicht funktioniert (Konkurrenzfähigkeit), wird er eben "unfrei" gestaltet. Was hat das mit Werten zu tun, was mit Opportunismus? Was hat diese Politik mit den Begriffen Verlässlichkeit, Partnerschaft oder gar "Freundschaft" Transatlantiker) zu tun? Sind es nicht Ansagen eines impliziten Wirtschaftskriegs auch gegen ein exportstarkes Europa?

Datenpotpourri der letzten 24 Handelsstunden

Eurozone: Italien und Niederlande liefern Spitzenwerte!

Der deutsche GfK-Konsumklimaindex verharrte per August unverändert bei -0,3 Zählern (Prognose 1,0). Die deutschen Importpreise legten per Juni im Monatsvergleich um 1,6% (Prognose 1,5%) nach zuvor 1,7% zu. Im Jahresvergleich ergab sich ein Anstieg um 12,9% (Prognose 12,6%) nach zuvor 11,8%.

Der Index des französischen Verbrauchervertrauens sank per Juli von zuvor 103 (revidiert von 102) auf 101 Punkte (Prognose 102).

In den Niederlanden stieg der Geschäftsklimaindex des Verarbeitenden Gewerbes per Juli von zuvor 11,5 auf 12,3 Zähler. Damit wurde ein neues Allzeithoch in der uns bis 1985 vorliegenden Historie erreicht

In Italien stellte sich der Geschäftsklimaindex des Verarbeitenden Gewerbes per Juli auf 115,7 (Prognose 115,4) nach zuvor 114,8 Zählern. Der Index markierte den höchsten Stand seit September 2000.

Der Index des italienischen Verbrauchervertrauens legte per Juli von zuvor 115,1 auf 116,6 Punkte zu (Prognose 115,5) und erreichte den höchsten Indexwert seit Juli 2018.

Kanada: Verbraucherpreise geben nach

Die Verbraucherpreise legten per Juni im Jahresvergleich um 3,1% (Prognose 3,2%) nach zuvor 3,6% zu. Die Kernrate nahm im Jahresvergleich um 2,7% nach zuvor 2,8% zu.

Russland: Starker Arbeitsmarkt

Die Einzelhandelsumsätze stiegen per Juni im Jahresvergleich um 10,9% (Prognose 12,0%) nach zuvor 27,2%. Die Arbeitslosenrate sank per Juni von zuvor 4,9% auf 4,8% (Prognose 5,0%). Damit wurde die niedrigste Quote seit März 2020 (4,7%) erreicht. Das Allzeittief wurde mit 4,3% per August 2019 markiert. Reale Löhne nahmen per Mai im Jahresvergleich um 3,3% (Prognose 2,2%) nach zuvor 7,8% zu.

Zusammenfassend ergibt sich ein Szenario, das den USD gegenüber dem EUR favorisiert. Ein Überwinden des Widerstandsniveaus bei 1.1900 - 1.1930 negiert den positiven Bias des USD.

Viel Erfolg!

© Folker Hellmeyer
Chefanalyst der Solvecon Invest GmbH

Hinweis: Der Forex-Report ist eine unverbindliche Marketingmitteilung der SOLVECON INVEST GMBH, die sich ausschließlich an in Deutschland ansässige Empfänger richtet. Er stellt weder eine konkrete Anlageempfehlung dar noch kommt durch seine Ausgabe oder Entgegennahme ein Auskunfts- oder Beratungsvertrag gleich welcher Art zwischen der SOLVECON INVEST GMBH und dem jeweiligen Empfänger zustande.

Die im Forex-Report wiedergegebenen Informationen stammen aus Quellen, die wir für zuverlässig halten, für deren Richtigkeit, Vollständigkeit und Aktualität wir jedoch keine Gewähr oder Haftung übernehmen können. Soweit auf Basis solcher Informationen im Forex-Report Einschätzungen, Statements, Meinungen oder Prognosen abgegeben werden, handelt es sich jeweils lediglich um die persönliche und unverbindliche Auffassung der Verfasser des Forex-Reports, die in dem Forex-Report als Ansprechpartner benannt werden.

Die im Forex-Report genannten Kennzahlen und Entwicklungen der Vergangenheit sind keine verlässlichen Indikatoren für zukünftige Entwicklungen, sodass sich insbesondere darauf gestützte Prognosen im Nachhinein als unzutreffend erweisen können. Der Forex-Report kann zudem naturgemäß die individuellen Anlagemöglichkeiten, -strategien und -ziele seiner Empfänger nicht berücksichtigen und enthält dementsprechend keine Aussagen darüber, wie sein Inhalt in Bezug auf die persönliche Situation des jeweiligen Empfängers zu würdigen ist. Soweit im Forex-Report Angaben zu oder in Fremdwährungen gemacht werden, ist bei der Würdigung solcher Angaben durch den Empfänger zudem stets auch das Wechselkursrisiko zu beachten.

Der Handel mit Finanzinstrumenten und/oder Kryptowährungen birgt hohe Risiken. Sie können Ihren Kapitaleinsatz vollständig oder teilweise verlieren. Die Kurse von Kryptowährungen sind extrem volatil und können von externen Faktoren wie finanziellen, regulatorischen oder politischen Ereignissen beeinflusst werden. Der Handel auf Margin erhöht das finanzielle Risiko.
Stellen Sie unbedingt sicher, dass Sie die mit dem Handel der Finanzinstrumente und/oder Kryptowährungen verbundenen Risiken vollständig verstanden haben und lassen Sie sich gegebenenfalls von einer unabhängigen und sachkundigen Person oder Institution beraten, bevor Sie den Handel aufnehmen.
Fusion Media möchte Sie daran erinnern, dass die auf dieser Internetseite enthaltenen Kurse/Daten nicht unbedingt in Realtime oder genau sind. Alle Daten und Kurse werden nicht notwendigerweise von Börsen, sondern von Market-Makern bereitgestellt, so dass die Kurse möglicherweise nicht genau sind und vom tatsächlichen Marktpreis abweichen können, was bedeutet, dass die Kurse indikativ und nicht für Handelszwecke geeignet sind. Fusion Media und andere Datenanbieter übernehmen daher keine Verantwortung für etwaige Handelsverluste, die Ihnen durch die Verwendung dieser Daten entstehen könnten.
Es ist verboten, die auf dieser Website enthaltenen Daten ohne die vorherige schriftliche Zustimmung von Fusion Media und/oder des Datenanbieters zu verwenden, zu speichern, zu reproduzieren, anzuzeigen, zu ändern, zu übertragen oder zu verteilen. Alle Rechte am geistigen Eigentum sind den Anbietern und/oder der Börse vorbehalten, die auf dieser Website enthaltenen Daten bereitstellen.
Fusion Media kann von den Werbetreibenden, die sich auf der Website befinden, anhand Ihrer Interaktion mit den Werbeanzeigen oder Werbetreibenden vergütet werden.

Abmelden
Sind Sie sicher, dass Sie sich abmelden möchten?
NeinJa
AbbrechenJa
Veränderung wird gespeichert