Sollte sich die SNB über Zuflüsse in sichere Häfen Sorgen machen?

 | 30.07.2014 15:39

Zuflüsse in sichere Häfen geben immer Anlass zur Sorge, besonders dann, wenn die Häfen als ein solides Ziel gelten, sozusagen eine sichere Insel in einer Welt darstellen, die von politischen, geopolitischen, wirtschaftlichen und finanziellen Instabilitäten in die Zange genommen wird. Die Schweizerische Wirtschaft hat seit Beginn der Subprime-Krise stark unter der schnellen Aufwertung ihrer Währung gelitten (wenngleich die Schweiz ein weltweit wichtiger Finanzplatz ist). Die Schweizerische Nationalbank hat jedoch eine sehr strenge und unorthodoxe Geldpolitik ergriffen - mit einem 3-Monats-Libor-Ziel bei 0,00%-0,25% sowie einem direkten EUR/CHF-Boden seit 2011; damit sollte der Ansturm in den CHF als sicherer Hafen abgebremst werden und eine unerwünschte Aufwertung des Schweizer Franken verhindert werden. Diese geldpolitischen Maßnahmen haben jedoch zu einigen unangenehmen Begleiterscheinungen für die Schweizerische Wirtschaft geführt, und Auswirkungen insbesondere für den Hypotheken- und Immobilienmarkt gehabt. "Die Missverhältnisse auf den Immobilien- und Hypothekenmärkten sind weiter angestiegen, mit Ausnahme des letzten Quartals, wo wir hier eine Stabilisierung sehen konnten", so SNB Vice President Jean-Pierre Danthine in einem Interview mit Agefi; "doch sie sind nicht weniger geworden", fügte er hinzu. Aufgrund des geringen Spielraums glauben wir, dass die SNB für den Moment keine weitere Lockerungsmaßnahmen geplant hat.

In letzter Zeit war die Einführung von negativen Zinssätzen auf Sichteinlagen als mögliche politische Reaktion auf das Anreizpaket der EZB im Gespräch. Die Idee dabei war, an erster Stelle den EUR/CHF-Boden zu verteidigen. Zu der Zeit konnte man direkt den Stress in der Schweizer Finanzwelt über die Zinssatz-Futures beobachten, die über dem Nennwert lagen. Die Marktdynamiken nach der EZB-Sitzung konnten sich jedoch nicht gegen das Währungs-Cap der SNB entwickeln. Sobald die Panik abgenommen hatte, verschwanden auch die Spekulationen über die negativen Einlagen wieder. Heute handeln die Schweizer Zinssatz-Futures mit Fälligkeit im September bei und unter ihrem Nennwert.

"Die Einführung von negativen Zinssätzen auf Bankreserven durch die SNB könnte die Notwendigkeit eines Eingreifens senken, falls es wieder Zuflüsse in den sicheren Hafen gibt", so der IWF gestern in seinem Externen Stabilitätsbericht. Die Aussage führte zu keiner neuen Panik am Schweizer Finanzplatz, da die Händler von der aktuellen SNB-Politik keine Gefahr ausgehen sehen und somit die Konkretisierung einer solchen Alternative für den Moment ausschließen. Die Schweizer Zinssatz-Futures befinden sich im Einklang mit dem aktuellen Zinssatz/Währungs-Cap der SNB, wobei der Franken seine Schwäche gegenüber dem USD und EUR ausbaut. Die derzeitige Risikoaversion führt nicht zu Zuflüssen in sichere Häfen in Richtung Franken. Aufgrund unserer mittelfristig negativen EUR-Prognose ist der EUR/CHF-Boden zudem nicht unmittelbar gefährdet.

h3 Technische Indikatoren sind beruhigend/h3

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Wie bereits erwähnt, gibt es eine wichtige negative Korrelation zwischen EUR/USD und EUR/CHF. Die 40-Tages-Korrelation erreicht heute -47%, nachdem sie aufgrund der Unsicherheiten vom 5. Juni in Richtung 0,0% zurückgegangen war (Tag der Bekanntgabe des zusätzlichen Konjunkturpakets der EZB). Der steigende Verkaufsdruck auf EUR/USD hat EUR/CHF vor der FOMC-Sitzung in die Nähe seines Dreiwochenhochs angehoben. Trend- und Momentumindikatoren sind leicht positiv; die Stimmung sollte bullisch bleiben, solange sich der gleitende 21-Tagesdurchschnitt (bei 1,21506) hält.

Auf Seite des USD/CHF hängt die Richtung von der globalen USD-Nachfrage ab. Das Paar testet das Sechsmonatshoch, unterstützt vom aktuellen Anstieg des USD. Technische Indikatoren lassen die Ausweitung der Gewinne in Richtung 0,9156 vermuten (Hoch vom 21. Januar und Hoch des laufenden Jahres). Die USD/CHF-Stärke unterliegt jedoch ab heute einem wichtigen Ereignisrisiko (US BIP, ADP und FOMC heute, NFP am Freitag). Schwache US-Daten oder/und ein zurückhaltendes FOMC-Statement sollten eine kurzfristig bärische Umkehr bei der USD-Nachfrage auslösen und somit das Aufwärtspotential von USD/CHF vorläufig begrenzen.