SNB verteidigt eisern ihre Interessen

 | 23.10.2014 15:52

Am 30. November werden die Schweizer darüber abstimmen, ob

- die SNB 20% ihrer Reserven in Form von Gold halten sollte,

- die Goldreserven in der Schweiz aufbewahrt werden sollten,

- es der SNB erlaubt sein sollte, ihre Goldreserven zu verkaufen.

Aktuelle Umfragen zeigen eine Unterstützung für die Kampagne von 45%, während wir glauben, dass die Wahrscheinlichkeit einer "Ja"-Entscheidung begrenzt ist. Beide Kammern des Schweizerischen Parlaments sind stark gegen den "goldenen Käfig". Eines ist auf jeden Fall sicher: Umfragen neigen zu Unsicherheit und sollten deshalb den relativ ruhigen Schweizerischen Märkten im kommenden Monat etwas Volatilität verleihen.

In einem jüngsten Interview sagte die Schweizerische Finanzministerin Eveline Widmer-Schlumph, dass die aktuell 1.040 Tonnen an Goldreserven mehr als genug seien, um mit risikoreichen Zeiten umgehen zu können. Wozu wir hinzufügen, dass die negativen Korrelations-Aufschlüsselungen seit der Krise 2007 belegt haben, dass Gold heutzutage nicht die perfekte Absicherung ist. Und auch keine Quelle für Stabilität. Während im Oktober 2008 der VIX Index um 80% angestiegen ist, kletterte die einmonatige realisierte Volatilität des XAU/USD auf 56%; die einmonatige implizierte Volatilität lag bei fast 58%. Dies ist sicherlich keine Erfolgsbilanz, die man für eine Anlage in einem sicheren Hafen sucht.

Diesbezüglich reicht es von einer auf das Portfolio bezogenen Sichtweise nicht aus, ein Fünftel der SNB-Bilanz für risikoreiche Vermögenswerte zu beschlagnahmen. Selbst wenn man dies tun würde, gibt es keine Beschränkung, die die SNB davon abhalten könnte, 20% ihrer Vermögenswerte in Gold zu investieren.

Die SNB hält aktuell ca. 8% ihrer Reserven in Gold (43 Mrd. USD in Goldanlagen im Vergleich zu einer Gesamtbilanzsumme in Höhe von 522 Mrd. CHF). Die Einführung eines potenziellen Bodens von 20% erfordert somit eine beträchtliche Markttransaktion, dessen Notwendigkeit ziemlich unklar ist. Besonders in Bezug auf die in Frage kommenden Mengen kann eine Investition in Long-Positionen im XAU in Höhe von 1.500 Tonnen (über fünf Jahre hinweg) für die SNB kaum profitabel sein. Da die jährliche Minenproduktion fast 3.000 Tonnen beträgt, würde dies bedeuten, dass die SNB in den nächsten fünf Jahren jeweils 10% der weltweiten Minenproduktion pro Jahr aufkaufen müsste. Diese zusätzliche Goldnachfrage wird die Goldpreise nur nach oben treiben und die Kosten des Geschäfts erhöhen. Zudem wird eine "Ja-Entscheidung" sicherlich die spekulative Nachfrage anregen und den Goldmarkt mit einem zusätzlichen Hebel in die Höhe treiben, was die Goldpreise unverhältnismäßig beflügeln würde. Am Ende der Tage hätte die SNB nur eine teuere Reserve in einer ziemlich risikoreichen Anlage gebildet.

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Die Goldinitiative ist daher eine starke Belastung für die SNB-Strategie und würde nur die Unabhängigkeit und die Effizienz der Investmentaktivitäten der SNB einschränken. In der Tat hat die SNB im Gegensatz zu ihren weltweiten Pendants einen bedeutenden Handlungsspielraum in ihren Entscheidungen. Während die Mehrheit ihrer Pendants hauptsächlich in Staatsanleihen investiert, besitzt die SNB die Flexibilität, 30% ihrer Bilanz in ausländischen Vermögenswerten und Unternehmens- oder Staatsanleihen halten zu können, was eine interessante geographische Diversifizierung darstellt und einen klaren Zeitvorteil mit sich bringt. 2008 öffnete die SNB eine Niederlassung in Singapur "um ihre Marktabdeckung in Asien zu erweitern", und "um ein effizienteres Management ihrer Vermögenswerte in der Asien-Pazifik-Region zu sichern" und vor allem, um "rund um die Uhr Geschäfte am FX-Markt möglich zu machen".

Es wäre nur gefährlich und teuer, den Spielraum der SNB einzuschränken. Die SNB muss bereits mit einer wichtigen Einschränkung klarkommen: Sie muss ihren Boden bei 1,20 gegenüber dem Euro verteidigen. Die Situation in der Eurozone bleibt alarmierend, und es besteht die Gefahr, dass in naher Zukunft eine QE eingeführt wird. Auch wenn wir für den Franken keine unmittelbare Auswirkung sehen, so muss sich die SNB doch vollständig die Kontrolle bewahren, und dies schließt eine große 20%-Beschränkung in Gold aus, die ihre eine "Ja-Entscheidung" auferlegen würde.

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