Investing.com | 17.10.2022 06:48
Snap (NYSE:SNAP) hat bisher ein ziemlich hartes Jahr hinter sich. Das in Kalifornien ansässige Unternehmen hat mehr als zwei Drittel seines Börsenwertes eingebüßt. Grund dafür ist eine toxische Kombination aus Rezessionsängsten , nachlassenden Ausgaben im Bereich der digitalen Werbung und verstärkter Konkurrenz durch Anbieter wie TikTok.
Das von Werbeausgaben abhängige Social-Media-Unternehmen, das zu den großen Pandemie-Gewinnern zählte, leidet zudem unter den strengen Regeln von Apple (NASDAQ:AAPL) für das Ad-Tracking in iOS-Apps und den Auswirkungen des anhaltenden Krieges in der Ukraine.
Nachdem der Kurs der SNAP-Aktie im September 2021 mit 83,34 USD ein Rekordhoch erreicht hatte, fiel er bis zum 28. Juli auf einen Tiefstand von 9,34 USD. Seitdem hat sich Snap leicht erholt und schloss am Donnerstag bei 10,58 USD, liegt aber immer noch rund 88 % unter seinem Allzeithoch und hat im bisherigen Jahresverlauf satte 77,5 % verloren.
Die Marktkapitalisierung des in Los Angeles ansässigen Unternehmens liegt derzeit bei 17,5 Mrd. USD. In den besten Zeiten lag die Bewertung 136 Mrd. USD.
Trotz der deutlich gesunkenen Bewertung halte ich weitere Kursverluste bei SNAP in den kommenden Wochen für möglich, wodurch die Aktie auf den Tiefststand vor der Pandemie sinken könnte.
Der nächste große Abwärtskatalysator dürfte am Donnerstag, den 20. Oktober, nachbörslich anlässlich der Bekanntgabe der Q3-Zahlen von Snap ins Spiel kommen.
Laut Konsensschätzungen wird für die Snapchat-Mutter, die seit dem Börsengang 2017 nur ein einziges Mal einen Gewinn erzielen konnte, ein Verlust von 0,24 Dollar pro Aktie erwartet. Im Vorjahresquartal verzeichnete das Unternehmen einen Verlust pro Aktie von 0,05 USD.
Der Umsatz wird im Vergleich zum Vorjahreszeitraum voraussichtlich nur um 4,6 % auf 1,12 Mrd. USD steigen, während große Unternehmen genau wie kleine Firmen ihre Werbeausgaben weiterhin zurückschrauben. Sollte sich dies bestätigen, wäre es das langsamste Umsatzwachstum auf Jahresbasis, dass es je gegeben hat.
Snap hat die Erwartungen an das Gewinn- und Umsatzwachstum bei der Veröffentlichung der Ergebnisse für das zweite Quartal im Juli klar verfehlt. Grund dafür waren die schwache Performance im Kerngeschäft mit Werbeanzeigen und die wachsende Konkurrenz durch die chinesische Video-Sharing-App TikTok.
Darüber hinaus konnte das Management des Unternehmens keine Zukunftsprognosen machen, weil es nach eigenen Angaben "unglaublich schwierig ist, in die Zukunft zu blicken".
Ende August gab das Social-Media-Unternehmen dann bekannt, dass es rund 20 % seiner 6.400 Mitarbeiter entlassen will, um die Betriebskosten zu senken.
Die Werbeabteilung von Snap wurde außerdem durch den Weggang der Chief Business Officer Jeremi Gorman überrascht, die sich künftig um die Werbung von Netflix (NASDAQ:NFLX) kümmern wird. Der Leiter des Ad Sales-Geschäfts für Nord-, Mittel- und Südamerika, Peter Naylor, verließ im Rahmen der Umstrukturierung ebenfalls das Unternehmen und folgte Gorman zu dem Videostreaming-Unternehmen.
Gorman, die seit 2018 bei Snap war, ist eine angesehene Führungskraft, die zuvor sechs Jahre bei Amazon (NASDAQ:AMZN) tätig war. Ihre Einstellung zielte darauf ab, dem Ad-Sales-Geschäft von Snap mehr Glaubwürdigkeit zu verleihen. Naylor war sechs Jahre lang Senior Vice President of Ad Sales bei Hulu, bevor er 2020 zu Snap stieß.
Das Ausscheiden der beiden leitenden Werbefachleute wird negativ bewertet und vertieft die Bedenken der Anleger hinsichtlich der Zukunft des Werbegeschäfts des Social-Media-Unternehmens.
Fazit
Der Gegenwind auf dem Werbemarkt wird meiner Meinung nach für den Rest des Jahres und auch Anfang 2023 anhalten, immerhin verlagern die Werbekunden ihre Ausgaben in einer schwierigen Wirtschaftslage auf leistungsstärkere Kanäle.
Das alles verheißt nichts Gutes für die Bemühungen von Snap, sein Geschäft zu monetarisieren, denn dadurch wird der Weg zur Profitabilität wahrscheinlich länger und das Umsetzungsrisiko höher.
Trotz des monatelangen Abverkaufs ist die Snap-Aktie immer noch überbewertet und wird zum mehr als 28-fachen des diesjährigen Umsatzes gehandelt, womit sie im aktuellen Marktumfeld eine wenig attraktive Option für Anleger ist.
Offenlegung: Jesse Cohen ist derzeit in keinem der hier genannten Wertpapiere investiert. Die in diesem Artikel dargelegten Ansichten geben ausschließlich die Meinung des Verfassers wider und sind nicht als Anlageberatung zu verstehen.
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