Feingold Research | 04.02.2022 09:56
Die Berichtssaison hat die Anleger gestern nach US-Börsenschluss ein weiteres Mal überrascht und viele auf dem völlig falschen Fuß erwischt. Die Angst vor Enttäuschungen beim Onlinehändler Amazon (NASDAQ:AMZN) und der Foto-App Snap (NYSE:SNAP) war groß. Die Amazon-Aktie verlor im regulären Handel acht Prozent, um nach Bekanntgabe der Zahlen nachbörslich wieder 18 Prozent höher gehandelt zu werden. Bei Snap war die Bewegung noch stärker. Vor den Zahlen handelte die Aktie mit einem Abschlag von 23 Prozent. Das Plus nach den Zahlen satte 53 Prozent. Wir stellen den Marktkommentar von Jürgen Molnar, Kapitalmarktstratege bei RoboMarkets, vor.
Snap schaffte erstmals den Sprung in die Gewinnzone, vor dem Hintergrund der schlechten Zahlen des direkten Konkurrenten Facebook (NASDAQ:FB) eine starke Leistung. Bei Amazon konnte neben der Geschäftsentwicklung vor allem die Nachricht über eine Preiserhöhung für den Versand- und Streaming-Service Prime in den USA die Anleger begeistern.
Überrascht hat auch die Europäische Zentralbank gestern. Nach ihrem bislang sturen Kurs mit Niedrigzinsen und quasi unbegrenzter Liquidität ist die Nachricht über die rasante Inflation nun scheinbar auch bei den Notenbankern angekommen. Zwar stellte EZB-Präsidentin Lagarde keine direkte Zinserhöhung in Aussicht, betonte aber, dass sie alles tun werde, um im Laufe des Jahres die Inflation wieder näher an das gesetzte von zwei Prozent zu drücken. Noch im Dezember wurde eine Zinserhöhung vor 2023 von ihr als absolut unrealistisch eingeschätzt – also auch hier eine 180-Grad-Wende wie schon zuvor von den Kollegen der Fed.
Der Ölpreis kennt derzeit nur eine Richtung, die nach oben. An deutschen Tankstellen befinden sich die Preise für Benzin und Diesel auf nie dagewesenen Niveaus. An der Börse sieht es ähnlich aus. Sowohl die Kurse von WTI und Brent als auch die Aktien Ölproduzenten notieren zu Preisen von vor der Pandemie. Hier könnte allerdings irgendwann das Ende der Fahnenstange erreicht sein, da immer weiter steigende Energiepreise auch das Wirtschaftswachstum abwürgen. Das wiederum führt dann wieder zu einer sinkenden Nachfrage nach Öl. Die Frage ist nur, wann dieser Kreislauf nach unten in Gang gesetzt wird.
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