Investing.com | 23.04.2019 07:48
Der Betreiber des populären sozialen Netzwerks Snap (NYSE:SNAP) hat die Latte für seinen Q1-Ergebnisreport hochgelegt und seinen niedergeschlagenen Investoren Hoffnung gemacht, das bei der Nutzerbindung das schlimmste vorbei sein könnte, nachdem es in 2018 desaströs gelaufen war.
Der Betreiber der Fotosharing-App Snapchat, konnte in seinen Q4-Zahlen zeigen, dass er im letzten Quartal in 2018 keine Nutzer mehr verloren hat und hatte auch angedeutet, dass seine Zahlen für das Q1 2019 nicht schlecht aussehen werden. Die Investoren gaben dem Unternehmen daraufhin einen Vertrauensvorschuss und schickten die Aktie nach ihrem Einbruch vom Dezember um 100% in die Höhe.
Die Anteile sind allerdings an sechs der letzten acht Handelstage gefallen und beendeten den Handel gestern um 1,2% tiefer auf 11,53.
Die Volatilität und der positive Ausblick mag verlockend scheinen, aber Snaps Aktie hat bislang kaum Stabilität gezeigt. Und was vielleicht schlimmer ist, auch das Management hat nicht viel Beständigkeit gezeigt. Auch wenn Snapchat unter Teenagern und ihren Stars populär bleibt, wurde die Betreiberfirma im letzten Jahr von zu vielen Fehltritten des Managements beschädigt.
Die größte Fehlkalkulation, die CEO und Mitgründer Evan Spiegel im vergangenen Jahr machte, war das viel beworbene neue Design für die App. Dummerweise, als dieses öffentlich wurde, kam es bei den bestehenden Nutzern nicht gut an. Schlimmer noch, die neugestaltete App konnte nicht die Nutzung insgesamt erhöhen, was der Hauptgrund hinter dem Schritt gewesen war.
Dann folgten die Abgänge von Spitzenmanagern, die den Eindruck machten, als könnte der Turnaroundplan der Firma noch nicht einmal die wichtigsten Köpfe im eigenen Management überzeugen. Im Oktober verließ Chefstratege Imran Khan das Unternehmen, Inhaltschef Nick Bell ging im November und im letzten Monat war Finanzvorstand Tim Stone an der Reihe, nach nur acht Monaten im Job, den Hut zu nehmen.
h2 Zu früh für bullische Argumente bei Snap/h2Inmitten dieses Chaos sehen einige Investoren Anzeichen auf eine Trendwende. Snaps Umsätze im vierten Quartal schlugen sowohl die eigenen Prognosen der Firma, als auch die der Analysten. Auch wenn Snap im Vergleich zur vorangegangenen Berichtsperiode keine neuen Nutzer gewinnen konnte, waren die Investoren erleichtert, dass die Zahlen nicht fielen und bewerteten dies als Zeichen, dass die strategische Wende Früchte trägt.
In einem Vorstoß in den wettbewerbsintensiven Markt für digitale Anzeigen, kündigte Snap vor kurzem mehr Werbemöglichkeiten, Verbesserungen bei der augmentierten Realität und Kamerafunktionen an, einen neuen Videospieldienst und originale Shows an.
Aber trotz des neu aufgekommenen Optimismus am Markt, denken wir, dass es zu früh ist, um steigende Kurse bei Snap vorherzusagen, an dessen Turnaround weiterhin intensiv gearbeitet wird. Wir erwarten keine beeindruckende Verbesserung in den Zahlen für das Q1. Snap sieht sich hartem Wettbewerb vom viel größeren Rivalen Instagram von Facebook ausgesetzt, das starke Zugewinne auf dem Zielmarkt verzeichnen kann.
Den Branchenforscher von EMarketer nach, wird Snapchat in diesem Jahr in den USA zum ersten Mal Nutzer verlieren. Die App wird in 2019 77,5 Mio Monatsnutzer haben, ein 2,8 prozentiger Rückgang gegenüber dem Vorjahr, sagten die Marktforscher und machte dafür die Unzufriedenheit mit dem neuen App-Design verantwortlich.
Selbst wenn wir annehmen, dass das Unternehmen an einem gewissen Punkt diese Herausforderungen meistern wird und auch die ständigen Veränderungen in der Chefetage abstellen kann, haben wir dennoch Schwierigkeiten eine reale Zukunft für diese App zu sehen. Schließlich muss es mit Facebook (NASDAQ:FB) mithalten, einem mächtigen Konkurrenten mit tiefen Taschen und einer starken Beziehung zu seinen Anzeigekunden.
Fazit
Nach all den Patzern in 2018, hat Snap ein schwieriges Unterfangen vor sich, zu zeigen, dass es auf dem richtigen Weg zu einer Verbesserung der Nutzerbindung ist und seine internen Probleme gelöst hat. Das Unternehmen muss konsistente Erfolge an diesen Fronten vorweisen können, bevor wir guten Gewissens sagen können, dass das Schlimmste ausgestanden und die Aktie zu einem empfehlenswerten Kauf geworden ist.
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