Robert Rethfeld | 12.04.2013 17:09
Der Preis der Cyber-Währung Bitcoin zog in den vergangenen Tagen weiter an. Aktuell liegt der Wechselkurs oberhalb von 200 Dollar für einen Bitcoin.
Der Wechselkurs kann wie folgt darstellt werden. Dies ist eine arithmetische Betrachtung.
Nachdem Bitcoin Mitte April 2011 diese wichtige psychologische Barriere überwand, setz-te die letzte und intensivste Phase des ersten Anstiegs ein (Elliot-Wellen-mäßig die „5 innerhalb der übergeordneten Phase 1“). Mit dem Hoch im Juni 2011 kam ein „Verdau-ungsprozess“ in Gang, der im November 2011 mit einem dramatischen Volumen-Spike an der 2-Dollar-Marke endete. Der Bitcoin-Preis erholte sich in der zweiten Jahreshälfte 2012. Dabei konnte er die 10-Dollar-Marke überwinden. Anfang 2013 war die Konsoli-dierungsphase abgeschlossen.
Mitte Januar 2013 begann das, was vielerorts „Blasenbildung“ genannt wird. Der Kurs steigt seit einigen Monaten mit vergleichsweise hohem Volumen deutlich an. Die hohe Aufmerksamkeit, die Bitcoin in den vergangenen Wochen zu Teil wurde, hat den Kurs-anstieg bisher nicht bremsen können. Die 100-Dollar-Marke wurde am 1. April, die 200-Dollar-Marke am 9. April überwunden.
Aus Sicht der Elliott-Wellen-Theorie hätte im Januar die Phase 3 von 5 begonnen. Diese Anstiegsphase ist intensiv und lang, aber schließt die Blase meist noch nicht ab. Es folgt eine vierte, seitwärts-/ abwärts verlaufende Phase. Die meisten Marktteilnehmer nehmen in einer solchen Phase an, dass die Bewegung beendet ist. Doch das ist meist nicht der Fall. Es folgt noch eine steile Anstiegsphase 5. In einer solchen Phase werden massen-weise Trader und Investoren aktiv. Die Psychologie spielt verrückt. Die Skepsis verändert sich in Euphorie.
Gegen eine Blasenbildung zum jetzigen Zeitpunkt spricht das vergleichsweise moderate Handelsvolumen. Selbst in diesen Tagen werden nicht mehr als etwa 140.000 Bitcoins pro Tag umgesetzt. Das entspricht zum aktuellen Zeitpunkt etwa 33 Millionen US-Dollar. Die Bitcoin-Börse Mt. Gox wickelt etwa 70% des Handelsvolumens ab.
Betrachtet man das weltweite Interesse, so sind es nicht so sehr die Peripherie-Länder, in denen das Wort „Bitcoin“ gegoogelt wird. Vielmehr kommen die Suchanfrage aus Russ-land, Skandinavien, Großbritannien, den USA, Kanada und Australien, aber auch aus Deutschland und den Osteuropäischen Staaten.
Google Trends regionales Interesse für das Wort „Bitcoin“
Es wird stets behauptet, dass die Nutzung von Bitcoin der Inflation entgegenwirke, weil die Menge umlaufenden Bitcoins auf 21 Millionen begrenzt sei. Dies ist ein Trugschluss. Gerade eine solche Begrenzung sorgt dafür, dass das Gut knapp bleibt. Knappes Angebot bei steigender Nachfrage bedeutet Inflation. Letztendlich spielt es für eine Blasenbildung keine Rolle, welches Investmentvehikel dafür verantwortlich ist. Das Vehikel sollte jedoch in der Endphase einer Blase von der Masse angenommen werden. In Spanien kauften sich die Menschen Häuser: Nicht um sie zu bewohnen, sondern um sie zu einem höheren Preis wiederzuverkaufen. Das Investmentvehikel wird zum Spekulationsobjekt.
Die Fed könnte blass werden, wenn im Zuge einer Blase frei konvertierbare Bitcoin-Geldmengen in Milliarden-Dollar-Höhe aus dem nichts geschaffen werden würden, und das in einem immer schnelleren Tempo. Denn anders als im Falle des QE wird das geschöpfte Geld nicht auf Fed-Konten geparkt, sondern kommt dem Wirtschaftskreislauf zugute. Bitcoin wäre – wenn es richtig in die Gänge käme – auf dem Höhepunkt der Blase ein Konjunkturprogramm mit inflationärem Charakter. Man denke an die Dot.com-Blase im Jahr 2000. Die USA erzielten aufgrund der konjunkturellen Belebung einen Haushaltsüberschuss. Es darf auch daran erinnert werden, dass die Anfänge der Mississippi-Blase (Paris) und Südseeblase (London) recht genau 300 Jahre zurückliegen. Damals wurde in Paris das Münzgeld durch Papiergeld ersetzt.
Niemand kennt die weitere Entwicklung des Bitcoin-Kurses. Alles hängt davon ab, ob sich diese Cyber-Währung zu einer selbsttragenden Aufwärtsbewegung aufschwingt, die von der Spekulation auf weiter steigende Preise durch den „nächsten Dummen“ befeuert wird. Buy low, sell high. Aber was ist hoch, was ist niedrig? Solange sich stets ein nächster Dummer findet, kann die Angelegenheit eine ganze Weile andauern. Waren Tokios Grundstücke auf dem Höhepunkt der Nikkei-Blase 1990 nicht mehr wert als alle Grundstücke des US-Staates Kalifornien? Warum annehmen, dass die Rationalität die Oberhand behält, wenn in der Historie viele Beispiele für irrationales Verhalten an den Finanzmärkten gefunden werden können? Sind Tulpen wertvoller als Papiergeld? Sind Bitcoins wertvoller als Tulpen? Oder ist es umgekehrt? Der Markt entscheidet das.
Aufgrund der Konstruktion von Bitcoin und der damit einhergehenden Risiken sollte jedoch klar sein, dass man nur so viel Geld in Bitcoin investieren sollte, wie man zu verlieren bereit ist. Dieser Meinung des Bitcoin-Verantwortlichen Gavin Andresen schließen wir uns an. In einer Wochenkolumne, die wir heute veröffentlichen werden, werden zu diesem Themenblock Ergänzungen vornehmen.
Was würde ein durch Bitcoin ausgelöster inflationärer Push für den Goldpreis bedeuten? Grundsätzlich bringt Inflation einen negativen Realzins mit sich, so dass sich eine solche Bewegung positiv auf den Goldpreis auswirken dürfte. Entsteht eine Konkurrenzsituation? Weder Bitcoins noch Gold werfen eine Rendite ab. Aufgrund der Risiken dürfte Bitcoin auf längere Sicht kein „Sicherer Hafen“ sein. Gold behält diese Funktion hingegen stets bei. Aus diesem Grund dürfte Gold nicht durch Bitcoin kannibalisiert werden.
Robert Rethfeld
Wellenreiter-Invest
Der Handel mit Finanzinstrumenten und/oder Kryptowährungen birgt hohe Risiken. Sie können Ihren Kapitaleinsatz vollständig oder teilweise verlieren. Die Kurse von Kryptowährungen sind extrem volatil und können von externen Faktoren wie finanziellen, regulatorischen oder politischen Ereignissen beeinflusst werden. Der Handel auf Margin erhöht das finanzielle Risiko.
Stellen Sie unbedingt sicher, dass Sie die mit dem Handel der Finanzinstrumente und/oder Kryptowährungen verbundenen Risiken vollständig verstanden haben und lassen Sie sich gegebenenfalls von einer unabhängigen und sachkundigen Person oder Institution beraten, bevor Sie den Handel aufnehmen.
Fusion Media möchte Sie daran erinnern, dass die auf dieser Internetseite enthaltenen Kurse/Daten nicht unbedingt in Realtime oder genau sind. Alle Daten und Kurse werden nicht notwendigerweise von Börsen, sondern von Market-Makern bereitgestellt, so dass die Kurse möglicherweise nicht genau sind und vom tatsächlichen Marktpreis abweichen können, was bedeutet, dass die Kurse indikativ und nicht für Handelszwecke geeignet sind. Fusion Media und andere Datenanbieter übernehmen daher keine Verantwortung für etwaige Handelsverluste, die Ihnen durch die Verwendung dieser Daten entstehen könnten.
Es ist verboten, die auf dieser Website enthaltenen Daten ohne die vorherige schriftliche Zustimmung von Fusion Media und/oder des Datenanbieters zu verwenden, zu speichern, zu reproduzieren, anzuzeigen, zu ändern, zu übertragen oder zu verteilen. Alle Rechte am geistigen Eigentum sind den Anbietern und/oder der Börse vorbehalten, die auf dieser Website enthaltenen Daten bereitstellen.
Fusion Media kann von den Werbetreibenden, die sich auf der Website befinden, anhand Ihrer Interaktion mit den Werbeanzeigen oder Werbetreibenden vergütet werden.