Silber ist bei 18 USD attraktiver als Gold bei 1.800 USD: Stimmt das?
Investing.com | 24.06.2020 08:36
Michael Z. Yu, ein unabhängiger Edelmetallanalyst, sagt in Bezug auf die Beziehung zwischen Gold und Silber, dass letzteres nur zweimal in der modernen Geschichte derart unterbewertet gewesen sei: einmal während des Zweiten Weltkriegs, und dann zu Beginn der neunziger Jahre. "Für diejenigen, die glauben, dass Silber wieder zum Mittelwert zurückkehren wird, ist dies ein guter Zeitpunkt, um es zu kaufen", schrieb er am Montag in einem Gutachten.
Mit einem Kurs von unter 18 USD pro Unze liegt Silber nicht weit von seinem Neunmonatshoch von Anfang Juni entfernt und scheint für einige Anleger eine bessere Wahl zu sein als Gold, das seit Jahresbeginn Schwierigkeiten hat, 1.800 USD zu erreichen.
Während nur wenige an der Eignung von Gold als institutioneller sicherer Hafen zweifeln, ist die anhaltende Seitwärtsbewegung für viele ermüdend.
Während einige damit zufrieden sind, mit ihren Investitionen laissez-faire oder defensiv zu sein, suchen andere aktiv nach Renditen im Edelmetallbereich. Da kommt Silber ins Spiel.
Melissa Pistilli, eine weitere Edelmetallanalystin, sagte, es sei hilfreich, die Preistreiber von Gold zu betrachten, wenn man versucht, die Preisentwicklung von Silber im letzten Jahr zu verstehen.
"Silber ist natürlich das volatilere der beiden Edelmetalle, wird jedoch häufig relativ parallel zu Gold gehandelt".
Um eine Vorstellung davon zu bekommen, wie volatil es werden kann: Silber ging von einem geringfügigen Gewinn von 0,5% im Januar auf einen Rückgang von insgesamt mehr als 22% zwischen Februar und März über, bevor diese Verluste und dann einiges mehr im April und Mai wieder aufgeholt wurden. Bisher ist Silber in diesem Monat um fast 4% gefallen, womit für das laufende Jahr ein Verlust von 1,7% zu Buche steht.
Für Gold und Silber waren in letzter Zeit weniger Angebot und Nachfrage wichtige Katalysatoren, sondern Unsicherheiten wie die Spannungen zwischen den Vereinigten Staaten und anderen Ländern wie Nordkorea, China und dem Iran. Die enormen wirtschaftlichen Auswirkungen der Coronavirus-Pandemie waren ein weiterer wichtiger Grund zur Sorge.
h3 Bisher gemischter Ausblick für Silber/h3
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Wie Yu argumentiert, wird das Angebot aus den Bergwerken weltweit mittelfristig zunehmen, da betriebliche Verbesserungen und Erweiterungen die Erschöpfung der Reserven überwiegen.
Aber die Aussichten für das weltweite Recycling werden gemischt sein, sagt er.
Die Nachfrage nach Hybrid- und Batterie-Elektrofahrzeugen wird laut Yu einen höheren Silberverbrauch nach sich ziehen als herkömmliche Verbrennungsmotoren.
Während der Silberverbrauch pro Einheit in Photovoltaikzellen abnimmt, sollte das Volumen der PV-Zellen insgesamt zunehmen, fügt er hinzu.
Vielversprechend für Silber sind auch andere Bereiche, in denen Leiter erforderlich sind, wie beispielsweise die 5G-Technologie. Die Verwendung von Silber für Schmuck, Silberwaren, Münzen und Barren wird stabil bleiben, während die Nachfrage durch Fotos weiter von einer bereits niedrigen Basis sinken wird.
Daher wird das Rohangebot / die Rohnachfrage nach Silber in den nächsten Jahren wahrscheinlich ausgeglichen sein, schlussfolgert Yu.
Er präsentiert seine breiteren Perspektiven in den drei Standardzeithorizonten:
"Kurzfristig kann das Gold/Silber-Verhältnis sinken, womit entweder Gold fallen oder Silber steigen oder eine Kombination aus beiden eintreten wird".
"Mittelfristig würde ich erwarten, dass das Angebot in Zukunft eingeschränkt wird, wenn die Reserven aufgebraucht werden und der Abbau von Grundmetallen aufgrund einer weltweiten Konjunkturverlangsamung und Schuldenabbaus abnimmt (Silber ist ein Nebenprodukt des Abbaus von Industriemetallen)".
"Langfristig dürfte die zunehmende Zerbrechlichkeit und Parteilichkeit im politischen System der USA fiskalische Fehltritte wie längere Regierungsstillstände und einen Vertrauensverlust in den US-Dollar wahrscheinlicher machen".
Der jüngste World Silver Survey, der vom Silver Institute und Metals Focus veröffentlicht wurde, zeigt, dass der Silbermarkt 2019 trotz eines Rückgangs der Minenproduktion um 1% einen weltweiten Anstieg des weltweiten Angebots verzeichnete. Im Jahr 2020 wird die Minenproduktion voraussichtlich um 5% auf 797 Millionen Unzen sinken, während das Gesamtangebot voraussichtlich um 4% auf 978 Millionen Unzen fallen wird. Dies wäre der niedrigste Stand des weltweiten Silberangebots seit 2009.
Auf der Nachfrageseite trugen die Märkte für Elektrofahrzeuge und Photovoltaik 2019 erheblich zum erhöhten Verbrauch des Edelmetalls bei. „Die Nachfrage durch Photovoltaik verzeichnete einen beeindruckenden Anstieg der Abnahme um 7% und erreichte den zweithöchsten Jahreswert“, heißt es in dem Bericht.
Im vergangenen Jahr verzeichnete die Nachfrage der Anleger nach Silber den höchsten Anstieg seit 2015 und erhöhte sich um 12% auf 186,1 Millionen Unzen. Die Bestände an börsengehandelten Produkten verzeichneten das größte jährliche Wachstum seit 2010 und stiegen um 13% auf 728,9 Millionen Unzen.
Für 2020 könnten physische Silberinvestitionen wie Silbermünzen und Silberbarren ein drittes Wachstumsjahr verzeichnen und um 16% auf 215 Millionen Unzen steigen.
"Es wird erwartet, dass die physischen Silberinvestitionen ihre Gewinne in diesem Jahr mit einem prognostizierten Anstieg von 16% auf ein Fünfjahreshoch ausweiten werden, da die Anleger auf der Suche nach sicheren Häfen aus Aktien aussteigen".
Analystin Pistilli stimmt dem zu:
"Viele Marktbeobachter glauben, dass Silber reif für eine Rallye ist".
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