Silberpreis ausgebremst – Rücksetzer für Käufe nutzen

 | 13.02.2021 16:56

Kolumne von Markus Blaschzok am 9. Februar 2021 

Wie im Marktkommentar der Vorwoche bereits vermutet, währte die Silberrallye nicht lange und der Preis wurde bereits am Dienstag wieder nach unten gehämmert. Vom Montagshoch bei über 30 US-Dollar fiel der Silberpreis am nächsten Handelstag wieder um 13 % und testete die Unterstützung bei 26 US-Dollar. Auch die Silberminen, die stark im Preis gepusht wurden, brachen wieder ein, wobei sie bis dato nicht zurück auf Los gingen und immer noch ein kleines Plus vorweisen können. Wie im Kommentar der Vorwoche erklärt, ist der Markt für Silber völlig anders geartet als der für ein Unternehmen wie GameStop (GME), weshalb es hier weitaus größerer Anstrengungen bedarf, um einen Short-Squeeze am Silbermarkt herbeizuführen. Immerhin ist Silber entgegen GME (NYSE:GME) extrem günstig und hat eine glänzende Zukunft, was es zu einem idealen langfristigen Investment macht.

Dennoch muss man konstatieren, dass der koordinierte Angriff auf den physisch gedeckten Silber-ETF (SLV (NYSE:SLV)) historisch einmalig hohe Mittelzuflüsse mit sich brachte und Spuren hinterließ. Insbesondere bei den amerikanischen Edelmetallhändlern war die Nachfrage nach Silbermünzen und -barren so stark, dass diese auf mehrere Wochen hinaus nicht mehr lieferfähig sind. Das Aufgeld für die gängigsten Silber-Anlagemünzen explodierte aufgrund der kurzzeitig hohen Nachfrage bei dem kurzzeitig begrenzten Angebot selbst in Deutschland förmlich auf 27 % zum Spotpreis. Interessant ist auch, dass die Käufe bei den Edelmetallhändlern diesmal zu einem großen Teil von Neukunden kamen, die erstmals Silber als Investment erwarben, was auf den medialen Hype in den sozialen Netzwerken zurückzuführen ist.

Wie Sie später in der Technischen Analyse zu Silber sehen werden, musste mutmaßlich die US-Regierung mit 27 Tagen der Weltproduktion über den Terminmarkt diesem Ansturm entgegentreten, um einen noch stärkeren Anstieg des Silberpreises zu verhindern. Das war der größte Aufbau einer Netto-Shortposition am Terminmarkt für Silber seitens der großen vier Händler binnen einer Woche, den wir jemals beobachtet haben. Noch sind die Lagerhäuser an der COMEX (397 Mio. Unzen), insbesondere das von JP Morgan (194 Mio. Unzen), randvoll mit physischem Silber, sodass die Shortseller noch lange nicht dazu gezwungen werden, aufgrund eines Preisanstiegs ihre Shortpositionen einzudecken.

Silber ist wie Gold ein monetäres Edelmetall und eng mit dem Goldpreis verflochten. Eine Explosion des Silberpreises hätte eine direkte Auswirkung auf den Goldpreis und somit auf die Kaufkraft der staatlichen Fiat-Währungen. Daher gilt es für Regierungen und Notenbanken jegliches spekulatives Momentum am Silbermarkt bereits im Keim zu ersticken. Wir beobachten diese Eingriffe seit einem Jahrzehnt in den Terminmarktdaten der US-Terminmarktaufsicht und werten diese für unsere Kunden wöchentlich aus. Dies gab uns und unseren Abonnenten in der Vergangenheit einen Vorteil im Trading, da wir mit dieser Information besser abschätzen konnten, wann sich eine Aufwärtsbewegung ihrem Ende zuneigen und letztlich in einen Abwärtstrend verkehren würde. In diesem Punkt war auf die US-Regierung und die Notenbanken immer Verlass.

h2 Kurzfristige Gefahr für Gold und Silber durch eine Dollarstärke/h2
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Der US-Dollar hatte in der vergangenen Handelswoche seinen Abwärtstrend im USD-Index (USDX) gebrochen und eine Trendwende eingeleitet. Angesichts der historisch einmaligen Netto-Shortposition der Spekulanten am Terminmarkt, wäre in diesem Markt tatsächlich ein Short-Squeeze möglich, sofern der USDX noch etwas weiter ansteigen und somit die Shortseller unter Druck bringen kann. Diese Dollarstärke könnte zumindest kurzfristigen Abgabedruck auf den Goldpreis ausüben. Beachtlich ist, dass der US-Dollar auch zum japanischen Yen ausgebrochen ist. Der Wechselkurs JPY/ USD hat eine kurzfristig sehr hohe positive Korrelation mit dem Goldpreis in US-Dollar, was ebenso für eine weitere kurzfristige Korrektur des Goldpreises und folglich auch des Silberpreises spricht.

Diametral gegensätzlich zum Dollar gibt es am Gold- und Silbermarkt eine historisch hohe Netto-Longposition der Spekulanten. Diese Blase könnte platzen, sollte der Goldpreis die wichtige Unterstützung bei 1.800 US-Dollar (1.500 Euro) durchbrechen und somit für eine teilweise Bereinigung der Spekulation sorgen.