Florian Grummes | 20.02.2023 06:48
Parallel zur überfälligen Korrektur beim US-Dollar und einer starken Erholung an den Aktienmärkten zogen die Edelmetallnotierungen in den letzten fünf Wochen deutlich an. Der Goldpreis konnte ausgehend von einem dreifachen Boden um 1.615 US-Dollar bis auf 1.810 US-Dollar um fast 12% zulegen. Der Silberpreis hingegen zeigte schon ab Anfang September relative Stärke und legte schrittweise eine Serie höherer Tiefs auf das Parkett. Insgesamt steht seit dem Tief am 1.September bei 17,55 US-Dollar eine beeindruckende Erholung um fast 34% bis auf 23,51 US-Dollar zu Buche.
Unsere optimistische Erwartungshaltung der letzten zwei Monate wurde damit also voll bestätigt und die genannten Kursziele wurden abgearbeitet bzw. erreicht. Kurz vor dem nächsten FOMC-Zinsentscheid am kommenden Mittwoch sind nun allerdings doch alle Märkte recht weit gelaufen und liefern ein trügerisches Zeichen der Entspannung.
Die Fed wird die Zinsen am 14.Dezember höchstwahrscheinlich erneut um 50 Basispunkte erhöhen, während die Notenbank-Bilanzsummen sowohl in den USA als auch in der Eurozone weiter schrumpfen und den Märkten damit Liquidität entzogen wird. Gleichzeitig befindet sich die Verbraucherstimmung im Keller. Die zunehmenden Massenentlassungen werden der Realwirtschaft in den kommenden Monaten stark zusetzen und das Vertrauen weiter untergraben. Die durch die Korrektur beim US-Dollar und Leerverkaufseindeckungen entfachte Erholung erscheint daher übertrieben. Die Märkte könnten bereits unmittelbar vor einem neuerlichen Wendepunkt stehen. Natürlich könnte sich eine Jahresendrally auch noch bis in die erste Januarwoche hinein erstrecken, zumal das Sentiment immer noch stark pessimistisch geprägt ist und die meisten Marktteilnehmer die Erholung der letzten Wochen verpasst haben.
Im größeren Bild kann es aber noch keine nachhaltige Entwarnung geben. Der Bärenmarkt in allen Finanzmarktsektoren ist vermutlich noch nicht ausgestanden. Vielmehr dürften die krassesten Folgen der restriktiven Geldpolitik erst in den kommenden zwei Quartalen sichtbar werden. Es empfiehlt sich daher grundsätzlich an der „Risk-Off“ Einstellung festzuhalten. Rücksetzer bei den Edelmetallkursen sind jedoch Kaufchancen, denn die Fed wird durch die absehbaren Verwerfungen früher oder später gezwungen sein, zur Politik des leichten Geldes zurückzukehren.
Silber in US-Dollar, Tageschart vom 8.Dezember 2022. ©Gold.de
Nach einem mehrwöchigen Tanz bzw. Kampf um die 200-Tagelinie (21,27 US-Dollar) konnten sich am 30.November schließlich die Silber-Bullen durchsetzen. Schnell zogen die Notierungen bis auf 23,51 US-Dollar innerhalb von vier Handelstagen an. Dieser Hochpunkt ist bislang intakt. Das Idealziel in Form der Abwärtstrendlinie, grob gesagt im Bereich um 24 US-Dollar, wurde bislang jedoch verfehlt. Nach einem kurzen Rücksetzer scheint aktuell der nächste Angriff angelaufen zu sein. Ob den Silber-Bullen kurz vor dem Fed-Zinsentscheid allerdings noch die Kraft für eine Rally bis an diese Widerstandszone ausreicht, wird sich in den nächsten vier Handelstagen zeigen müssen.
In jedem Fall empfiehlt sich nach dieser starken Erholungs-Rally am Silbermarkt jetzt erstmal eine vorsichtige und abwartende Haltung. Die Stochastik auf dem nicht abgebildeten Wochenchart ist klar überkauft, während sie auf dem Tageschart kurzfristig nochmal einen Anlauf auf höhere Kurse ermöglichen würde. Das obere Bollinger Band (23,12 US-Dollar) steht den Bullen auf dem Tageschart aber schon in Kürze im Weg. Insbesondere aber fällt die 200-Tagelinie (21,27 US-Dollar) noch immer. In diesem Zustand taugt diese vielbeachtete Durchschnittslinie meist nicht als nachhaltiges Sprungbrett in Richtung höherer Notierungen.
Insgesamt haben die Edelmetalle ihre konservativen Erholungsziele und der US-Dollar sein Korrekturziel (1,05 Euro) abgearbeitet. Die Wahrscheinlichkeit für einen größeren Wendepunkt ist daher ab jetzt deutlich erhöht. Im besten Fall haben die Edelmetalle (Silber im September und Gold im November) ihre Tiefpunkte gesehen und sind übergeordnet schon auf dem Weg zu den Hochpunkten vom März dieses Jahres. Alternativ sorgt die wieder aufflammende Liquiditätskrise im 1.Halbjahr 2023 nochmals für ein tieferes Tief (beim Gold ca. 1.550 bis 1.600 US-Dollar, beim Silber ca. 16,00 bis 17,50 USD). Welches der beiden Szenarien greifen wird, sollte der in Kürze anstehende Rücksetzer bei den Edelmetallen klären.
Insbesondere hält dabei die Marke von 1.680 US-Dollar am Goldmarkt eine Schlüsselfunktion inne. Kann diese Unterstützung nachhaltig verteidigt werden, steht die Fortsetzung der Erholung in Richtung von 2.000 US-Dollar beim Goldpreis ins Haus. Für den Silberpreis würde dies wohl ein Wiedersehen mit der entscheidenden Widerstandszone zwischen 28 und 30 US-Dollar bedeuten. Beides wäre dann sogar noch bis zum Frühling 2023 denkbar.
Wird die Unterstützung bei 1.680 US-Dollar hingegen erneut klar unterschritten, müssen wir nochmals von einem neuen Tief bei den Edelmetallpreisen ausgehen.
Unser letztgenanntes Kauflimit von 20,00 EUR wurde vor zweieinhalb Wochen mit 20,11 EUR leider knapp verfehlt. Angesichts der guten Chancen für einen baldigen Rücksetzer gibt es derzeit keinen Grund, dieses Limit zu erhöhen.
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