Shells grüne Wende: Der nächste große Schachzug für den Ölaristokraten?

 | 01.04.2019 08:26

Es kommt der Zeitpunkt, an dem alternde Aristokraten akzeptieren müssen, dass sich alles zu ändern hat, damit alles so bleiben kann wie es ist.

Einer von einem halben Dutzend von Öl-Majors, das hat den globalen Energiemarkt im abgelaufenen Jahrhundert dominierte, wettet Royal Dutch Shell (NYSE:RDSa), (LON:RDSa) immer stärker auf ein sehr verschiedenes Geschäftsfeld, um seine Dominanz in den nächsten hundert Jahren sicherzustellen. Während es seit Jahren in beachtlichen Mengen mit Strom handelt und ihn erzeugt, dient dies vor allem den eigenen Bedürfnissen und denen der Industrie. Jetzt aber will es Elektrizität auch an die Massen verkaufen.

Das Management glaubt, es muss diesen Vorstoß wagen, damit das Unternehmen auf lange Sicht relevant bleibt. “Das Energiesystem wird mit der Zeit elektrischer und diese Elektrizität muss erneuerbar sein,” sagte Shell Energy CEO Colin Crooks dem Sender Sky News in der letzten Woche, als das Unternehmen die britische Firma First Utility umtaufte, die sein erster großer Einstieg in die Energieversorgung für Privathaushalte ist.

Als eine Absichtsansage kommt mit der neuen Marke auch einer der günstigsten Basistarife auf dem britischen Markt, für Elektrizität, die zu 100% aus erneuerbaren Energien kommt. Die Kunden erhalten auch zusätzlich 3% Rabatt auf ihre Käufe an Shell-Tankstellen.

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Wie mit anderen Industrien im Wandel, eine der größten Herausforderungen ist, welcher Teil des Geschäfts in Zukunft den meisten Gewinn abwerfen wird: Erzeugung? Übertragung? Endkundengeschäft?

Das Raten wird schwieriger gemacht, durch das anhaltende Auf und Ab der Ölproduktion, das die Großhandelsenergiepreise volatil bleiben lässt. Man nehme die Fähigkeit von Regierungen hinzu, Wert von einer Gruppe von Marktteilnehmern auf eine andere über Preisgrenzen, Netzgebühren, Umweltsteuern und -subventionen zu transferieren, dann wird klar, es handelt sich um eine Lotterie: Die deutsche RWE (DE:RWEG) hat in den letzten fünf Jahren im Durchschnitt eine Rendite von -18% auf das Eigenkapital erwirtschaftet, zeigen Daten, die von Investing.com zusammengestellt wurden. Im Gegensatz dazu hat die britische Scottish & Southern Energy (LON:SSE) sehr respektable 12,7% erwirtschaftet.