Emre Şentürk | 16.05.2022 12:57
Apple (NASDAQ:AAPL), Microsoft (NASDAQ:MSFT), Google (NASDAQ:GOOGL), Amazon (NASDAQ:AMZN), Tesla (NASDAQ:TSLA). Sie alle sind Unternehmen, die Tag und Nacht daran arbeiten, neue Innovationen auf den Markt zu bringen. Ob all diese Innovationen gut oder nützlich sind, sei dahingestellt, aber diese Unternehmen wollen technischen Mehrwert schaffen. Logisch, dass sie an die Spitze der Börsenwelt darstellen und mit ihrer massigen Marktkapitalisierung eine regelrechte Elite darstellen. Angeführt werden sie aber wieder von einem Unternehmen, dessen Geschäftsmodell einfach nicht sein kann: von Saudi Aramco (TADAWUL:2222).
Der mehrheitlich in staatlicher Hand geführte Ölkonzern fördert Öl und verkauft es – ganz platt gesagt. Klar, hier werden auch Technologien weiterentwickelt und alternative Methoden der Energiebeschaffung und Verwertung erforscht, aber im Kern wird Öl aus dem Boden gepumpt und weiterverkauft und keine intergalaktischen Projekte verwirklicht. Wenn Öl teurer ist, dann gewinnt auch das Unternehmen mehr. Genau das ist auch bei Aramco der Fall, weswegen es wieder an der Spitze der weltgrößten Unternehmen steht. Für das Jahr 2021 wurde eine Netto-Gewinnsteigerung von 124 % verbucht – und es geht hier stark weiter.
Im ersten Quartal dieses Jahres stieg das Netto-Einkommen auf $39.5 Milliarden, welches in Q1 2021 noch bei $21.7 Milliarden lag. Damit setzt Aramco die Gewinnsträhne fort und lässt Apple wieder auf den zweiten Platz rutschen. Die beiden Unternehmen kämpfen schon seit Jahren um den Thron der weltgrößten Unternehmen nach Marktkapitalisierung. Mal ist der eine Platz 1, mal der andere. Angetrieben wurde aber der Anstieg bei Aramco durch die massive Ölpreissteigerung im Zuge der Ukraine-Krise. Bei der Umstrukturierung der Öllieferungen wandten sich viele Staaten den Saudi-Arabern zu, was bei Aramco entsprechend zu massiven Gewinnen führte.
Spätestens jetzt sollte klar sein, weshalb auch die OPEC nicht daran interessiert war, die Fördermengen zu erhöhen und die Preislage so zu entlasten. Da der Öl-Schock plötzlich kam, konnten Verbraucher und Industrie auch nicht entsprechend in ihrem Abnahmeverhalten darauf reagieren. Die Nachfrage blieb also relativ konstant und auch sehr hohe Preise mussten entsprechend gezahlt werden. Die OPEC-Länder, darunter auch Saudi-Arabien mit großem Einfluss, hatten somit einen strukturellen Vorteil, den sie nutzten. Verübeln kann man es diesen Ländern aber nicht – sollte man auch nicht.
Jedes Land ist gezwungen, das Wohl der eigenen Bürger an erste Stelle zu setzen. Nur weil die internationale Staatengemeinde einen Rabatt haben möchte, können diese ölproduzierenden Länder nicht einfach die Produktion hochschrauben. Vor allem sind viele OPEC-Länder stark vom Öl abhängig. Da dieses aber immer weniger wird, stehen diese Staaten irgendwann ohne Assets da. Entsprechend machen sie sich heute schon über einen Energie- und Industriewandel Gedanken, um auch in Zukunft, unabhängig vom Öl, überlebensfähig zu sein. Diese Pläne sind an Zeitrahmen gebunden, weshalb kurzfristige Output-Erhöhungen allein deswegen schon nicht möglich sind. Zudem fehlt hier auch eine normative oder solidarische Basis zwischen ölproduzierenden Ländern und Abnehmern.
Man kann also auch in Zukunft von einer OPEC-Politik ausgehen, die in Krisenzeiten eher restriktiv handelt, um ihre eigenen Interessen zu vertreten. Solange Öl weiterhin ein zentraler Energieträger der Industrie ist, wird auch Aramco von steigenden Ölpreisen profitieren. Ob Apple da mithalten kann?
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