Russischer Gaslieferstopp heizt Inflation weiter an

 | 07.09.2022 07:07

  • Die EZB wird die Zinsen in dieser Woche voraussichtlich um 75 Basispunkte anheben
  • Der Beschäftigungsanstieg in den USA sorgt für Druck bei der Fed, den Job-Aufschwung zu dämpfen
  • Neue britische Regierung steht vor Herausforderungen bei Inflation, Rezession und Energie
  • Die Marktteilnehmer machen mittlerweile keinen Hehl mehr daraus, dass die Europäische Zentralbank auf der EZB-Ratssitzung in dieser Woche ihre Leitzinsen um 75 Basispunkte anheben wird, nachdem die Inflation in der Eurozone mit 9,1 % einen Rekordwert erreicht hat und Russland als Reaktion auf die EU-Sanktionen seine Gaslieferungen als Waffe einsetzen will.

    Kreml-Sprecher Dmitri Peskow sagte am Montag, Gazprom (MCX:GAZP) werde die Gaslieferungen durch die Nordstream-1-Pipeline nach Deutschland erst wieder aufnehmen, wenn der Westen die nach dem Einmarsch Russlands in der Ukraine erlassenen Sanktionen aufhebt. Russland liefert weiterhin Gas über andere Pipelines nach Europa, aber die Sanktionen lassen die Energiepreise drastisch ansteigen. Zum jetzigen Zeitpunkt machen sich europäische Vertreter keine Illusionen über die Absichten Moskaus.

    Obwohl bereits mehrere US-Administrationen Europa vor den Gefahren der Abhängigkeit von russischem Gas gewarnt haben, haben die Staats- und Regierungschefs der EU stets versucht, eine Art Beschwichtigungspolitik zu betreiben. Unter der Führung der langjährigen Bundeskanzlerin Angela Merkel setzten sie sich sogar für den Bau einer zweiten russischen Pipeline durch die Ostsee ein, deren Zertifizierungsverfahren inzwischen eingestellt worden ist. In der deutschen Politik fordern sogar einige den Rückbau der Nord Stream 2-Pipeline.

    Nach der überraschenden Zinserhöhung um 50 Basispunkte im Juli steht die EZB nun aufgrund der explodierenden Energiepreise vor einer weiteren drastischen Zinsanhebung. Zudem zwingt die Lebenshaltungskostenkrise die europäischen Regierungen dazu, teure Hilfsmaßnahmen für Verbraucher und Unternehmen zu beschließen.

    Joachim Nagel, der Chef der Deutschen Bundesbank und eine wichtige Stimme im EZB-Rat, setzt sich immer stärker durch. Der Inflationsbericht der vergangenen Woche war Anlass für ihn, eine deutliche Zinserhöhung im September und weitere Anhebungen in den kommenden Monaten zu fordern.

    Das deutsche EZB-Direktoriumsmitglied Isabel Schnabel - und nicht Präsidentin Christine Lagarde oder Chefvolkswirt Philip Lane - überbrachte auf dem Jackson Hole Symposium im August die Botschaft der Entschlossenheit der EZB, mit der sie signalisierte, dass die Deutschen bei der Festlegung der EZB-Geldpolitik den Ton angeben, was wiederum eine strengere Geldpolitik bedeutet. Sie sagte, die Zentralbank der Eurozone sei bereit, eine Rezession zu riskieren, wenn dies zur Eindämmung der Inflation notwendig sei.

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    Die Notenbanker der EZB erkennen endlich, dass die für Friedenszeiten entwickelten Prognosemodelle in einer Welt, die von einer Pandemie und dem größten bewaffneten Konflikt in Europa seit dem Zweiten Weltkrieg heimgesucht wird, nicht sehr aussagekräftig sind.

    Ihre Kollegen bei der US-Notenbank kommen zu ähnlichen Schlussfolgerungen. Die Anleger verdauen noch immer die Rede des Fed-Vorsitzenden Jerome Powell in Jackson Hole, in der er frühere Vorstellungen von einer vorübergehenden Inflation und einer weichen Landung der Wirtschaft aufgab und eine unerbittlichen Straffung der Geldpolitik zur Bekämpfung der Inflation ankündigte.

    Der US-Arbeitsmarktbericht für August zeigte, dass die Wirtschaft 315.000 Arbeitsplätze (ohne Landwirtschaft) hinzugewonnen hat, ein deutlicher Rückgang gegenüber den 526.000 vom Juli, aber immer noch ein Inflationstreiber, da der Arbeitskräftemangel die Löhne in die Höhe treibt. Die Politik der Fed wird versuchen, das Beschäftigungswachstum zu dämpfen, solange die Wirtschaft nicht tatsächlich schrumpft, allerdings werden die Entscheidungsträger bei weiterhin hohen Inflationsraten im Zweifelsfall auf Nummer sicher gehen.

    Der US-Arbeitsmarktbericht per Berichtsmonat August zeigte, dass die Wirtschaft 315.000 neue Arbeitsplätze (ohne Landwirtschaft) geschaffen hat. Gegenüber dem Juli (526.000) war dies ein erheblicher Rückgang, dennoch bleibt er ein Inflationsfaktor, da der Arbeitskräftemangel die Löhne in die Höhe treibt. Die Politik der Fed ist darauf ausgerichtet, das Beschäftigungswachstum zu dämpfen, solange die Wirtschaft nicht tatsächlich schrumpft.

    Im Vereinigten Königreich hat die Konservative Partei Außenministerin Liz Truss zur Nachfolgerin von Boris Johnson als Parteivorsitzende und Premierministerin gewählt. Nach der Bekanntgabe am Montag, dass sie sich gegen den ehemaligen Schatzkanzler Rishi Sunak durchgesetzt hat, folgten heute ihre offizielle Ernennung durch Königin Elizabeth II. und die Vorstellung ihrer Kabinettsliste.

    Das Vereinigte Königreich steht vor vielen der gleichen Herausforderungen wie die EU, die durch eine Reihe schlechter politischer Entscheidungen unter Johnsons uneinheitlicher Führung noch verschärft wurden. Truss hat sich zur Unabhängigkeit der Bank of England (und zu den meisten anderen Themen) nicht eindeutig geäußert, so dass es abzuwarten bleibt, wie ihre Regierung die Dinge handhaben wird.

    Angesichts der Tatsache, dass Ökonomen für dieses Jahr eine Rezession voraussagen, sind Steuersenkungen die dringendste Entlastungsmaßnahme auf ihrer Agenda. Truss hat außerdem zugesagt, sich mit den stark gestiegenen Energiepreisen zu befassen und auch hier Maßnahmen zu ergreifen, um die künftige Versorgung sicherzustellen.

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