Rückkehr des Untergetauchten

 | 07.12.2023 08:30

Im laufenden Strafprozess gegen den ehemaligen Wirecard-Chef Markus Braun vor dem Landgericht München gibt es neue Entwicklungen im Zusammenhang mit Jan Marsalek, dem ehemaligen Vorstand von Wirecard (ETR:WDIG), der derzeit auf der Flucht ist. Marsaleks Verteidiger, Frank Eckstein, kündigte an, dass er noch vor Weihnachten eine Rücksprache mit seinem Mandanten halten werde, um eine Frage des Gerichts zu klären. Dies wurde am Mittwoch vor Gericht bekanntgegeben.

Die Ankündigung von Eckstein, sich mit Marsalek in Verbindung zu setzen, war ein bedeutender Moment in diesem Prozess, da Marsalek seit seinem Untertauchen vor dreieinhalb Jahren nicht mehr öffentlich in Erscheinung getreten ist. Marsalek, dem Kontakte zu russischen Geheimdiensten nachgesagt werden, gilt als Schlüsselfigur im Wirecard-Skandal, der im Juni 2020 aufgeflogen ist, als herauskam, dass 1,9 Milliarden Euro auf Treuhandkonten in Asien fehlten. Marsalek wird international mit Haftbefehl gesucht.

Der Anwalt Eckstein lehnte vor Gericht detaillierte Auskünfte ab und verwies auf die gesetzliche Schweigepflicht als Rechtsanwalt, von der Marsalek ihn nicht befreit hat. Die genaue Natur der Rücksprache zwischen Eckstein und Marsalek bleibt somit vorerst unbekannt.

Eine weitere Ankündigung wurde im Zusammenhang mit dem Kronzeugen Oliver Bellenhaus gemacht, der bereits im Gefängnis sitzt. Sein Verteidiger Florian Eder plant im Januar einen Antrag auf Entlassung seines Mandanten aus der Untersuchungshaft zu stellen. Bellenhaus hatte bisher als einziger ehemaliger Wirecard-Manager seine Beteiligung an dem milliardenschweren Betrug eingeräumt und belastende Aussagen gegenüber anderen Angeklagten, einschließlich Marsalek, gemacht.

Das Schreiben, das Marsalek im Juli dieses Jahres überraschend in den Münchner Prozess eingebracht hatte, sorgte für Kontroversen und Meinungsverschiedenheiten unter den Prozessbeteiligten. Während die Verteidigung von Markus Braun es als Entlastung ansah, betrachteten die Verteidiger von Bellenhaus es als Ablenkungsmanöver. In dem Schreiben äußerte Marsalek die Behauptung, dass das Drittpartnergeschäft, das als zentraler Punkt der Anklage gilt, existiert habe, und beschuldigte Bellenhaus, für den Betrug verantwortlich gewesen zu sein.

Der Prozess gegen Braun und die anderen ehemaligen Wirecard-Manager läuft weiterhin, und die Rücksprache zwischen Marsalek und seinem Anwalt Eckstein vor Weihnachten könnte weitere Entwicklungen in diesem hochkarätigen Fall mit sich bringen