Rubio mit klarem Bekenntnis für "America first"

 | 16.01.2025 08:46

Der EUR eröffnet gegenüber dem USD bei 1,0289 (05:32 Uhr), nachdem der Tiefstkurs der letzten 24 Handelsstunden bei 1,0260 im europäischen Geschäft markiert wurde. Der USD stellt sich gegenüber dem JPY auf 155,88. In der Folge notiert EUR-JPY bei 160,39. EUR-CHF oszilliert bei 0,9388.

Märkte: "Risk on!" nach US-Verbraucherpreisdaten und Gaza-Vereinbarung

An den internationalen Finanzmärkten wurde auf "Risk on" umgeschaltet. Das hatte stichhaltige Gründe. Die Inflationssensibilität war im Vorwege ausgeprägt. Mit entspannten CPI-Daten aus Großbritannien (Gesamt- und Kernrate) und im späteren Verlauf mit vom Markt als entspannter wahrgenommenen Verbraucherpreisdaten (Kernrate) aus den USA wurde der Grundstein für die Risikobereitschaft gelegt. Die Vereinbarung einer Waffenruhe und einer Geiselübergabe im Gaza-Konflikt, an der Trump-Vertreter mitarbeiteten, wirkte sich positiv aus. Sie weckt Hoffnungen auf eine Lösung im Ukraine-Konflikt. Ergo wirkt Geopolitik derzeit unterstützend.

Aktienmärkte reüssierten vor diesem Hintergrund. Flankiert wurde die freundliche Verfassung der Aktienmärkte von sinkenden Renditen am Kapitalmarkt wegen US- und UK Inflationsdaten. Deutschlands BIP sank per 2024 im Gesamtjahr um 0,2% nach -0,3% im Jahr 2023. Ergo ergibt sich ein Rückgang in diesem Zeitfenster von 0,5%. In diesem Zeitraum legte das Welt-BIP um 6,5% zu, das BIP der Industrienationen um 3,5% und das der Eurozone um 1,2%. Deutschland „verzwergt“ durch Politik unserer Regierungen der letzten 20 Jahre (Problem auch Echokammern). Aktienmärkte: Late Dax +1,75%%. EuroStoxx 50 +0,97%, S&P 500 +1,79%, Dow Jones +1,67%, US Tech 100 +2,28%.

Aktienmärkte in Fernost Stand 05:57 Uhr: Nikkei (Japan) +0,32%, CSI 300 (China) +0,02%, Hangseng (Hongkong) +0,83%, Sensex (Indien) +0,39% und Kospi (Südkorea) +1,11%. Rentenmärkte: Die 10-jährige Bundesanleihe rentiert heute früh mit 2,53% (Vortag 2,62%), während die 10-jährige US-Staatsanleihe eine Rendite in Höhe von 4,66% (Vortag 4,78%) abwirft. Devisenmärkte: Der EUR (-0,0011) verlor nach zwischenzeitlichen Höchstkursen bei 1,0354 im Tagesvergleich gegenüber dem USD an Boden.

Gold (+23,30 USD) und Silber (+0,87 USD) konnten trotz Entspannung im Gaza-Konflikt und als milde empfundene US-Verbraucherpreise Zugewinne verbuchen. Gleiches gilt für Bitcoin. Bitcoin notiert aktuell gegenüber dem USD bei 99.590 (06:00 Uhr). Gegenüber dem Vortag ergibt sich ein Anstieg um 2.430 USD.

Rubio mit klarem Bekenntnis für "America first", Vorrang für nationale Interessen der USA

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Der zukünftige US-Außenminister Marco Rubio hat bei seiner Anhörung vor dem US-Senatsausschuss die Ausrichtung auf die nationalen Interessen der USA als Grundlage der künftigen US-Außenpolitik bezeichnet. Er sagte, es würde nicht leicht sein, wieder Ordnung in eine chaotische Welt zu bringen. Dies sei nur mit einem einfachen Grundelement möglich, einem starken und selbstbewussten Amerika, das sich in der Welt engagiert auf der Grundlage der US-Interessen vor allen anderen.

Rubio gilt als Vertreter einer harten Linie gegenüber China und als Unterstützer Israels. Er stimmte im letzten Jahr gegen Militärhilfen für die Ukraine. Er hat sich für eine Verhandlungslösung der Regierung in Kiew ausgesprochen. Er hoffe auf eine Waffenruhe, beide Seiten müssten Zugeständnisse machen.

Kommentar: Die Ansagen, die die Welt von Trump und seinen voraussichtlichen Ministern und Beratern empfangen, sind unmissverständlich. Sie implizieren, dass die internationale Gesetzesarchitektur für die USA Makulatur ist. Das war sie auch unter der Präsidentschaft Bidens. Jetzt ist eine Ausweitung dieses Ansatzes erkennbar.

Das gilt für territoriale Ansprüche (Panama, Grönland, Kanada), es gilt für die Wirtschaft (Zölle und Sanktionen nach Gutsherrenart), wo man völlig losgelöst von der WTO-Gesetzbarkeit agieren wird.

Die Zeiten für den Rest der Welt werden vor diesem Hintergrund herausfordernder. Kann Europa damit umgehen. Der Umgang mit der Causa "Snowden" und North Stream seitens der EU und Deutschlands verheißt wenig Gutes.

Kurzfristig werden diese Maßnahmen den USA dienlich sein. Ob das auch mittel- und langfristig der Fall sein wird, ist diskutabel, denn der Rest der Welt wird darauf reagieren, allen voran der Globale Süden. Fakt ist, dass die globale Ordnung mit hoher Wahrscheinlichkeit weiter erodiert. Das grenzt das globale Potentialwachstum ein. Die Frage ist, ob der Globale Süden (circa 70% des Welt-BIP Basis Kaufkraftparität, 88% der Weltbevölkerung) eigene Strukturen dynamischer etabliert und sich weiter vom Westen und seinen Strukturen entfernt.

Deutschland: Wahl entscheidet über wirtschaftlichen Aufstieg

Die Bundesvereinigung der Deutschen Arbeitgeberverbände drängt auf Reformen für eine größere Wettbewerbsfähigkeit der Wirtschaft. O-Ton Präsident Dulger: "Wir entscheiden in der nächsten Bundestagswahl darüber, ob wir wirtschaftlich auf- oder absteigen werden. Der Wirtschaftsstandort Deutschland ist nicht mehr attraktiv. Das gelte sowohl für ausländische als auch inländische Investoren: Die deutschen Unternehmen investieren mehr und mehr im Ausland." Der Verband stellte einen Katalog von 23 Kernforderungen an die künftige Bundesregierung.

Kommentar: Die Forderungen sind zu begrüßen, aber sie kommen sehr spät! Wir brauchen einen sehr großen Wurf, größer als die Agenda unter Gerhard Schröder.

Hohe Abhängigkeit Deutschlands bei digitalen Gütern

Die Abhängigkeit vom Ausland bei digitalen Technologien und Dienstleistungen ist einer neuen Umfrage zufolge enorm. 91% der befragten Unternehmen machten in einer Umfrage des Digitalverbands Bitkom eine Abhängigkeit aus, insbesondere von den USA und China. Die neue Bundesregierung müsse die Wirtschaft wieder in den Mittelpunkt der Politik stellen und digitale Souveränität zum Top-Thema machen, so Bitkom-Präsident Wintergerst.

Kommentar: Seit "Snowden" steht die Forderung nach einem IT-Airbus in diesem Report. Es gilt, Abhängigkeiten auch von den USA zu minimieren (Erpressbarkeit). Nie waren wir abhängiger (IT, Energie). Souveränität erfordert Smartness, nicht Unterordnung!

Datenpotpourri der letzten 24 Handelsstunden

Eurozone: Deutsches BIP sinkt 2024 um 0,2%

Die Industrieproduktion der Eurozone legte per November im Monatsvergleich um 0,2% (Prognose 0,3%, Vormonat revidiert von 0,0% auf 0,2%) zu. Im Jahresvergleich ergab sich ein Rückgang um 1,9% (Prognose -1,9%, Vormonat revidiert von -1,2% auf -1,1%). Die Devisenreserven der Eurozone stellten sich per Dezember auf 1.394,02 Mrd. EUR nach zuvor 1.391,7 Mrd. EUR. Es ist ein neuer Rekordstand.

Deutschland: das BIP für das Gesamtjahr sank per 2024 im Vergleich zum Jahr 2023 (-0,3%) um 0,2%.

Deutschland: Die Großhandelspreise nahmen per Dezember im Monatsvergleich um 0,1% (Vormonat 0,0%) und im Jahresvergleich um 0,1% (Vormonat -0,6%) zu.

Frankreich: Laut finaler Berechnung stiegen die Verbraucherpreise per Dezember im Jahresvergleich um 1,8% (Prognose und vorläufiger Wert 1,8%)

Spanien: Gemäß finaler Berechnung nahmen die Verbraucherpreise per Dezember im Jahresvergleich um 2,8% zu (Prognose und vorläufiger Wert 2,8%).

UK: Entspanntere Inflationsdaten als erwartet

Die Verbraucherpreise legten per Berichtsmonat Dezember um 0,3% zu (Prognose 0,4%, Vormonat 0,1%). Im Jahresvergleich kam es zu einem Anstieg um 2,5% (Prognose 2,6%) nach zuvor 2,6%. Die Kernrate verzeichnete im Monatsvergleich eine Zunahme um 0,3% (Prognose 0,5%, Vormonat 0,0%) und im Jahresvergleich um 3,2% (Prognose 3,4%) nach zuvor 3,5%.

USA: Kernrate der Verbraucherpreise etwas geringer, Stimmung mies in NY

Die Verbraucherpreise nahmen per Dezember im Monatsvergleich um 0,4% (Prognose 0,3%, Vormonat 0,3%) zu. Im Jahresvergleich kam es zu einem Anstieg um 2,9% (Prognose 2,9%) nach zuvor 2,7%. Die Kernrate der Verbraucherpreise legte per Dezember im Monatsvergleich um 0,2% (Prognose 0,2%, Vormonat 0,3%) zu. Im Jahresvergleich ergab sich ein Anstieg um 3,2% (Prognose und Vormonat 3,3%).

Der New York Fed Manufacturing Index verzeichnete per Januar einen Einbruch von zuvor 2,1 Punkten (revidiert von 0,2) auf -12,6 Zähler (Prognose 3,0). Der MBA-Hypothekenmarktindex stellte sich per 10. Januar auf 224,4 Punkte nach zuvor 168,4 Zählern. Vor dem Hintergrund der Kapitalmarktzinsen ist diese Entwicklung erstaunlich.

Japan: Erzeugerpreise (J) bei 3,8%

Die Erzeugerpreise nahmen per Dezember im Monatsvergleich um 0,3% (Prognose 0,4%, Vormonat 0,3%) zu. Im Jahresvergleich kam es zu einem Anstieg um 3,8% (Prognose 3,8%, Vormonat revidiert von 3,7% auf 3,8%).

Russland: Verbraucherpreise (J) legen auf 9,5% zu

Die Verbraucherpreise stiegen per Dezember im jahresvergleich um 9,5% (Prognose 9,7%) nach zuvor 8,9%.

Derzeit ergibt sich für den EUR gegenüber dem USD eine negative Tendenz. Ein Überwinden der Widerstandszone bei 1.0600 – 1.0630 negiert dieses Szenario.

Viel Erfolg!

© Folker Hellmeyer
Chefvolkswirt der Netfonds Gruppe

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