Rohöl unter Verkaufsdruck

 | 20.07.2016 13:41

Weitere Rohölgewinne unwahrscheinlich, da Anzahl der Bohrstellen steigt (von Arnaud Masset)

Es war bisher ein bewegtes Jahr für das Rohöl, da sich der Preis für ein Barrel West Texas Intermediate in weniger als sechs Monaten nahezu verdoppelt hat. Inzwischen hat die Rallye an Schwung verloren, nachdem der Dollar nach dem Brexit-Referendum an Stärke gewonnen hat und die Unsicherheiten in Bezug auf den Angebotsüberschuss zugenommen haben. Das WTI handelt seit Mitte Juni in einem Abwärtstrendkanal und hat ca. 13% verloren. Eine starke Unterstützung findet sich bei 43,03 USD (Tief vom 10. Mai).

Heute Nachmittag werden die US-Rohöllagerbestände veröffentlicht, und es wird erwartet, dass sie die siebte Woche in Folge gefallen sind, womit der Gesamtbestand von 521,8 Mio. in der Vorwoche auf 519,3 Mio. Barrel fallen dürfte. Auch wenn der ständige Rückgang bei den Ölbeständen zu einem Anstieg der Rohölpreise führen könnte, hat der Markt doch immer mehr die deutliche Zunahme der US-Bohrstellen im Auge. In der Tat ist die Zahl der aktiven US-Bohrstellen in der zum 15. Juli endenden Woche um 7 Einheiten auf 447 gestiegen, was der sechste Anstieg in den letzten sieben Wochen ist.

Seit dem 20. Mai haben die Bohrstellen aufgrund der festeren Ölpreise um 47 zugelegt. Es ist daher zunehmend wahrscheinlich, dass die Rallye zu einem Ende kommt und dass uns höchstwahrscheinlich eine Konsolidierungsphase bevorsteht, wenn nicht sogar eine Anpassung nach unten.

Markt konzentriert sich auf EZB-Zinsentscheidung (von Yann Quelenn)

Die EZB-Sitzung am Donnerstag sollte keine großen Veränderungen in Bezug auf die Geldpolitik bringen und der Hauptrefinanzierungssatz sollte bei Null bleiben. Wir glauben, dass die Finanzmärkte das Brexit-Referendum noch nicht vollständig verdaut haben, auch wenn sich die Währungsbewertungen in etwa um die gleichen Preise bewegen wie vor dem Referendum. Die Unsicherheiten um die zukünftige Auslösung von Artikel 50 könnten Volatilitäten mit sich bringen.

Dennoch sind die zukünftigen Auswirkungen eines Brexits noch immer nicht richtig bewertet. Das Wirtschaftswachstum der Eurozone könnte nach der Abstimmung der Briten um 0,5% fallen, und die europäischen Banken könnten auf dem Spiel stehen. Dies gilt vor allem für die italienischen Banken, die ca. 20% eingebrochen sind. Zu diesem Zeitpunkt scheint ein Bailout mehr als nötig. Wir brauchen weitere Daten, um die aktuelle Geldpolitik anzupassen. Daher scheinen weitere Lockerungsmaßnahmen voreilig, und wir gehen davon aus, dass der aktuelle massive Anreiz von 1,8 Bio. EUR unverändert bleiben wird. Wir sehen eine ähnliche Situation wie die, der sich die Bank of England letzte Woche gegenüber sah. Allgemein ging man von einer Zinssenkung aus, die aber nicht stattfand, denn die Zentralbank ließ ihre Geldpolitik unverändert. Wir sind fest überzeugt, dass sich die EZB genauso verhalten wird.

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