Rohöl auf Dreizehnjahrestief, BCB wieder im Spiel?

 | 13.01.2016 13:53

BCB auf dem Weg zu Zinserhöhungen (von Arnaud Masset)

In den letzten Wochen unterlagen die Währungen der Schwellenmärkte einem starken Verkaufsdruck, da die Finanzmärkte unter einer risikoaversen Stimmung litten. Für die meisten wird die Situation in der nächsten Zukunft wahrscheinlich angespannt bleiben, sollte sich aber mit dem Nachlassen der Sorgen schnell entspannen. In Brasilien ist der Real wieder über die Schwelle von 4,00 geklettert und stabilisierte sich in den letzten beiden Wochen zwischen 4,00 und 4,07. Auch wenn wir glauben, dass das aktuelle politische Chaos weiter für Druck auf die Wirtschaft und somit auch auf den Real sorgen wird, könnte die BCB wieder einen neuen Auftritt haben, da die Inflationserwartungen weiter steigen. In einem offenen Brief an den neuen Finanzminister Brasiliens schrieb Alexandre Tombini am letzten Freitag, dass "trotz der bereits ergriffenen geldpolitischen Maßnahmen es Wert ist, zu wiederholen, dass die Geldpolitik unter den aktuellen Umständen wachsam bleiben muss". Die brasilianische Zentralbank hat sich seit letztem Juli an der Seitenlinie gehalten, nachdem sie die Selic Rate in den vorangehenden sieben Monaten vier Mal von 11,75% auf 14,25% erhöht hatte. Wir haben jedoch das Gefühl, dass Präsident Tombini keine Wahl haben wird, als den Zinserhöhungsprozess wieder aufzunehmen, um den Inflationserwartungen entgegenzutreten, auch wenn dies die Rezession verschlimmert. Wir könnten daher den USD/BRL wieder unter der 4,00-Schwelle sehen; aufgrund der anhaltenden politischen Krise jedoch ist eine nachhaltige Erholung des BRL mittelfristig nicht wahrscheinlich. Heute wird der Einzelhandelsumsatz für November bei -9% im Jahresvergleich erwartet, nachdem er im Vormonat um 5,6% geschrumpft war.

Rohöl auf Dreizehnjahrestief (von Yann Quelenn)

Das WTI-Rohöl hat zum ersten Mal seit Dezember 2003 die 30-Dollarschwelle nach unten durchbrochen. Auslöser waren das Überangebot und die Sorgen um den wahren Zustand der chinesischen Wirtschaft. Der große Abschwung, dem China ausgesetzt ist, erhöht die Risikostimmung bei den Rohstoffpreisen. In der Tat importiert und konsumiert China eine große Menge an Rohstoffen, und die aktuelle Abwertung des Yuan geschieht vor allem, um die nationalen Exporteure zu unterstützen und somit die chinesische Wettbewerbsfähigkeit zu erhalten. Als Folge preisen die Märkte daher einen Rückgang der chinesischen Nachfrage ein.

Die OPEC hatte im Dezember bekanntgegeben, dass sie ihre Produktion nicht kürzen würde. Damit ist die Rückführung der weltweiten Überversorgung auf etwas mehr als eine Million Barrel pro Tag gescheitert. Das erste Opfer dieser Politik ist die amerikanische Ölschieferindustrie, die stark leidet. Zudem geht die Anzahl der US-amerikanischen Bohrinseln zurück. Bis zum 8. Januar belief sich die Anzahl auf 664, womit allein im Vergleich zur Vorwoche 34 Förderstellen verloren gingen. Doch diese Zahlen sind sehr weit entfernt von der höchsten Anzahl an Bohrinseln im Jahr 2008, die bei 2031 lag. Wir glauben dennoch stark, dass der aktuelle Ölpreis insbesondere auf geopolitische Gründe zurückgeht. So ist es zum Beispiel offenbar, dass man Russland in die Enge treiben möchte, da seine Wirtschaft eng mit der Ölförderung verbunden ist. Doch die Nachfrage nach Benzin steigt Jahr für Jahr weiter und wird irgendwann wieder den Punkt des übermäßigen Angebots erreicht haben. Langfristig sehen wir für die nächsten Jahre viel höhere Ölpreise voraus.

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