Risikoscheue Stimmung dominiert vor Brexit-Referendum (von Yann Quelenn)

 | 17.06.2016 14:11

Die Anleger meiden risikoreiche Anlagen und suchen die sicheren Häfen auf. Auch wenn die Aktienindizes fallen, so legt der USD/JPY doch zu und handelt aktuell um 104 für einen einzigen Dollar. Der EUR/CHF ist zum ersten Mal in sechs Monaten unter 1,0800 gefallen, doch hat er sich wieder erholt. Das Gold hat ein Achzehnmonatshoch erreicht und das Silber handelt in der Nähe seines bisherigen Jahreshochs. Hierfür gibt es mehrere Gründe. Die Sorgen um den Brexit sind sehr deutlich und die jüngste, geduldige Einstellung der meisten Zentralbanken beeinträchtigt die Anlegerstimmung merklich. In der Tat enttäuscht die weltweit größte Wirtschaft laufend die Märkte, indem sie die Zinsen nicht anhebt und andere Wirtschaften nicht auf einem nachhaltigen Erholungspfad anführt.

Inzwischen scheinen negative Zinsen die neue Normalität zu sein. Die zehnjährigen deutschen Bundesanleihen weisen zum ersten Mal in der Geschichte eine negative Rendite auf. Das ist das Symbol für eine insgesamt risikoaverse Stimmung. Für die meisten Laufzeiten ist der Preis des Geldes negativ. Wir sind zu den Edelmetallen weiter bullisch, da wir denken, dass die Zentralbanken bis zum Jahresende eventuell weiter globale Lockerungsmaßnahmen ergreifen werden. Doch sehr kurzfristig ist eine Erholungsrallye weiter möglich, nachdem sich der Nebel um den Brexit gelichtet hat, aber die globalen Fundamentaldaten bleiben weiter sehr anfällig.

Währungstrades für den "Brexit" (von Peter Rosenstreich)

Nachdem die FOMC-Sitzung vorbei ist, bleibt die "Brexit"-Diskussion die dominierende Triebkraft für die heutigen Aktienkurse. Die Ermordung der EU-freundlichen Abgeordneten Jo Cox hat eine Aussetzung der Kampagnen für das britische Referendum der nächsten Woche erzwungen, aber wir gehen trotzdem davon aus, dass dieses Wochenende voller heißer Debatten sein wird, da man nun die sprichwörtliche "Uhr" ticken sieht. Sich ständig ändernde Markterwartungen in Bezug auf den Brexit werden nun an der Tagesordnung sein. Wir gehen davon aus, dass die Turbulenzen nächste Woche einen Höhepunkt erreichen werden. Doch ausgenommen von eindeutig aussagekräftigen Umfrageergebnissen, die eine klare Richtung aufzeigen, werden die Anleger vorher der Abstimmung genauso viel Bedeutung zumessen wie einem Münzwurf. Die Intraday-Volatilität, die durch den Anstieg der GBP-Optionsprämien angezeigt wird, wird wahrscheinlich erhöht bleiben, aber wir vermuten, dass die Schlusspositionierungen am Freitag bis zum Dienstagmorgen, dem 23. Juni, anhalten werden.

Wir konzentrierten uns weiter auf ein "Ausscheiden", da dies wohl die grundlegendsten und unübersichtlichsten Auswirkungen auf die Währungskurse haben wird. Unsere Haupttrades bei einem "Ausscheiden" wären Shortpositionen im GBP/JPY und EUR/CHF. Sowohl das Vereinigte Königreich als auch die EU haben sehr viel zu verlieren, sollten sich ihre Beziehungen verschlechtern (möglicherweise die Einheitswährung mehr als das Sterling).

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Trades der zweiten Ebene würden sich darauf konzentrieren, diejenigen Währungen zu verkaufen, die wichtige Handelsbindungen in beiden Ländern haben, da wir aufgrund der unmittelbar bestehenden Unsicherheiten von einer Schrumpfung des Wachstums ausgehen. Das bedeutet ein Risiko für den NOK, PLN und SEK.

In diesem Szenario zweifeln wir daran, dass Gegenfaktoren wie der Status als sicherer Hafen und die Korrelation zu den Ölpreisen den SEK und NOK von einem unmittelbaren Abverkauf schützen werden. Zuletzt konzentrieren wir uns auf die globale Risikosensitivität, wo der MXN, TRY und ZAR bei einer Risikovermeidungshaltung am anfälligsten scheinen. Der ZAR/JPY bleibt unter seinem gleitenden 21-Tagesdurchschnitt bei 6,8485, was einen Test des Tiefs von 2016 bei 6,5247 vermuten lässt. Wie wir bereits sagten, gibt es auf der Long-Seite keine cleverere Entscheidung als die traditionellen sicheren Häfen USD, JPY und CHF. Die Sorge um den "Brexit" hat die Bitcoin-/Kryptowährungen (digitale Zahlungsmittel) wieder einmal ins Rampenlicht gerückt. Der Bitcoin ist zum USD auf 777,01 gestiegen (Bitcoin/Sterling 519), ein neues Zweijahreshoch.
Die Krypto-Währungen sind in der Theorie der einzige wahre Weg, um einer Manipulation der Papierwährungen aus dem Weg zu gehen sowie einer möglichen Verzerrung durch die Zentralbanken nach der Abstimmung im Vereinigten Königreich.