Ratingagenturen drohen regulatorische Eingriffe

 | 29.11.2012 11:17

Der Euro eröffnet heute (08.44 Uhr) bei 1.2945, nachdem im Verlauf der letzten 24 Handelsstunden Tiefstkurse im amerikanischen Handel bei 1.2942 markiert wurden. Der USD stellt sich gegenüber dem JPY auf 82.15. In der Folge notiert EUR/JPY bei 106.36, während EUR/CHF bei 1.2036 oszilliert.

Die Praktiken der Ratingagenturen bleiben weiter in unserem Fokus. Nachdem vergangene zwei deutsche Unternehmensschwergewichte ihre Verträge mit Standard&Poor´s gekündigt hatten, drohten den Ratingagenturen jetzt regulatorische Eingriffe von Seiten der EU. Diese kritisiert die prozyklischen Herabstufungen der Ratingagenturen in den letzten 30 Monaten. So wurden die Ratings von kriselnden Ländern wie z.B. Italien, Spanien und Portugal in immer kürzeren Perioden heruntergestuft. Auch die Zeitpunkte dieser Herabstufungen waren auffällig häufig besonders „schlechtes Timing“ z.B. vor wichtigen Ereignissen wie EU-Gipfeln.

Vor dem Hintergrund der Eigentümerstruktur der Ratingagenturen, die den Markt de facto unter drei Agenturen aufteilen und in dieser oligopolistischen Struktur marktbeherrschend ganze Staaten an den Pranger stellen können, sollten neue Regeln aufgestellt werden, die die Strukturen neu ordnen sollten.

Die strengeren Kontrollen erweisen sich aber als „zahnloser Tiger“. Leider hat es die EU nicht geschafft, ihre eigentlichen Pläne umzusetzten. Die Lobbyisten können sich freuen, denn sie haben den Angriff aus Brüssel durch erfolgreiche Einflussnahme abgemildert. Was heißt das konkret ?

Es ging im Kern um zwei wesentliche Punkte: Rotation und Haftung. Durch Rotation sollten die Kunden der Ratingagenturen dazu gezwungen werden regelmäßig die Ratingagentur zu wechseln. Dies hätte zur Folge, dass Fitch, Moody´s und S&P in eine Konkurrenzsituation zu neuen Mitbewerbern gekommen wäre. Es wird zwar rotiert, aber nur in einem sehr kleinen Segment. Die lukrativen großen Aufträge bleiben bei den Big Three. Die Kunden dieser Dienstleister dürfen sich weiter auf heftige Preissteigerungen einstellen….

Die Haftungsfrage der Ratingagenturen wurde ebenfalls elegant pariert. Ürsprünglich war geplant, dass die Beweislast bei den beklagten Agenturen liegt, d.h. sie hätten nachweisen müssen, dass sie die Bonitätsnoten nicht grob fahrlässig vergeben.

Jetzt liegt die Beweislast beim Kläger, was eine abschreckende Wirkung mit sich bringt, da grobe Fahrlässigkeit und bewusste Täuschung nur sehr schwierig nachzuweisen sein dürften. Damit dürfen die Ratingagenturen weiter ihre Meinungen (nichts anderes ist ein Rating ja lassen die Agenturen verlautbaren) unter die Leute bringen, ohne zu viele unbequeme Klagen fürchten zu müssen.

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Trotzdem gibt es zwei interessante Punkte in dem Beschluss. Um die von uns in der Vergangenheit häufig kritisierten Interessenskonflikte (Eigentümerstruktur der Ratingagenturen aus US-Finanzindustrie) zu begrenzen. Die Verflechtung zwischen Agenturen und Wirtschaft wird zwar nicht aufgebrochen aber aufgeweicht.

„Die Bewertung von Staaten ist künftig nur noch an drei vorher festgelegten Terminen im Jahr erlaubt. Will eine Agentur unabhängig davon ein neues Rating eines Staates veröffentlichen, muss die europäische Börsenaufsicht Esma dies genehmigen. Vom Tisch ist die Idee, den Ratingagenturen die Bewertung von Krisenstaaten komplett zu untersagen. Nach dem Protest der Branche war dies nicht durchsetzbar. EU-Binnenmarktkommissar Michel Barnier musste gleich zu Beginn des Gesetzgebungsprozesses dieses Ziel einkassieren.“ (Hamburger Abendblatt)

Die Regeln werden Anfang 2013 als Gesetz zementiert und ab Februar oder März 2013 zur Anwendung kommen.

Eine europäische Ratingagentur, die nach dem Vorbild der US-Agenturen aufgebaut werden sollte ist dagegen schon lange vom Tisch. Für die sich abzeichnenden Kosten fanden sich keine Financiers und die Glaubwürdigkeit einer solchen Agentur galt von Beginn an als schwierig. Wir vertrauen weiter der „Wall-Street-Aristokratie“, die zu großen Teilen den Kapitalstock der Big Three bildet…

Blicken wir auf die Zahlen von gestern:
Die Dynamik am US-Häusermarkt war im Oktober nicht so stark ausgeprägt wie Experten erwartet hatten. Man rechnete beim Absatz von neuen Wohnimmobilien in diesem Monat mit einer Zunahme der Verkäufe auf 368.000 Einheiten. Der Vormonat wurde um sportliche 20.000 Einheiten auf
369.000 nach 389.000 revidiert.

Im Oktober ist die Geldmenge M3 im Euroraum überraschend stärker gewachsen als prognostiziert. Der Oktoberwert stellt sich auf +3,9% im Vergleich zu dem Vorjahreswert. Man ging im Vorfeld von +2,8% aus, was in etwa dem Niveau der beiden vorhergehenden Monate entspricht.

Besonders hohe Tagesgeldeinlagen von Institutionellen Anlegern bei der EZB ließen die Geldmenge anschwellen. In den kommenden Monaten ist nur noch mit einem geringeren Wachstum zu rechnen, da die Eurozone in eine Rezession steuert.

Die Kreditvergabe an Privathaushalte fiel auf Jahresbasis um -0,7% und damit etwas geringer aus als geschätzt (-0,9%).

Zusammenfassend ergibt sich ein Szenario, das den Euro gegenüber dem USD favorisiert.

Viel Erfolg!

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