Q2-Zahlen aus dem Bankensektor: Wer liefert, wer nicht?

 | 14.07.2022 10:10

  • Der Bankensektor wird angesichts höherer Inflation und Rezessionsrisiken voraussichtlich niedrigere Gewinne ausweisen
  • Der KBW Bank Index hat in diesem Jahr bisher rund 23 % verloren und bleibt damit hinter dem S&P 500 zurück
  • Einige Banken könnten bei steigender Volatilität starke Handelsgewinne verzeichnen
  • Mit dem Beginn der Berichtssaison für das 2. Quartal 2022 in dieser Woche könnten die Ergebnisse der führenden US-Banken zeigen, dass sie von der Marktvolatilität bei Aktien, Anleihen und Rohstoffen profitiert haben und ihre Handelserträge in einer Zeit steigern konnten, in der andere Möglichkeiten zum Geldverdienen mit Fragezeichen versehen sind.

    JPMorgan Chase & Co. (NYSE:JPM) und Morgan Stanley (NYSE:MS) werden ihre Ergebnisse heute veröffentlichen, gefolgt von Wells Fargo & Co. (NYSE:WFC) und Citigroup (NYSE:C) am Freitag sowie Bank of America Corp. (NYSE:BAC) und Goldman Sachs Group Inc. (NYSE:GS) in der kommenden Woche.

    Bei JPMorgan werden die Ergebnisse aus Handelsaktivitäten voraussichtlich um 15 % bis 20 % steigen, so die Prognose der Unternehmensleitung im Mai. Die Citigroup erwartet einen Anstieg der Gewinne aus dem Handel um mehr als 25 %.

    Neben höheren Ergebnissen der Handelsabteilungen werden die Banken auch von den Bemühungen der Federal Reserve profitieren, die Zinsen aggressiv anzuheben, um die Inflation zu bekämpfen, die ihren höchsten Stand seit 40 Jahren erreicht hat.

    Wenn die Zinssätze steigen, verdienen die Banken mit ihren Kreditprodukten in der Regel mehr Geld. Die Märkte rechnen nun zum Ende des Monats mit einer weiteren Anhebung des Leitzinses um 75 Basispunkte , nachdem der jüngste US-Inflationsbericht gezeigt hat, dass die Teuerungsrate im Juni um 9,1 % gegenüber dem Vorjahr gestiegen ist, das ist der größte Anstieg seit Ende 1981.

    Diese beiden wichtigen Faktoren konnten die Anleger dennoch nicht für Bankaktien (NASDAQ:KBWB) begeistern, die in diesem Jahr aufgrund von Rezessionsängsten an Attraktivität verloren haben. Dieses Umfeld könnte die Nachfrage nach Krediten beeinträchtigen und sogar einige Kreditnehmer dazu zwingen, ihren Verpflichtungen nicht nachzukommen. 

    Der KBW Bank Index hat in diesem Jahr bisher rund 23 % verloren und schneidet damit schlechter ab als der S&P 500 Index, der im gleichen Zeitraum etwa um 20 % gefallen ist.

    h2 Weniger Profit im Investmentbanking/h2

    Trotz des Anstiegs der Handels- und Zinserträge wird erwartet, dass die Ergebnisse im Bankensektor im Vergleich zum Vorjahreszeitraum, als Kreditinstitute vor allem von der der Zunahme der Fusionen und Übernahmen und anderer Investmentbanking-Aktivitäten profitierten, deutlich niedriger ausfallen werden.

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    Die Erträge aus dem Investmentbanking könnten im zweiten Quartal gegenüber dem Vorjahr um ganze 44 % gesunken sein, so die Schätzungen der Analysten von Bloomberg. Analysten rechnen mit Rückgängen der Einnahmen aus IPOs um 74 %, aus Emissionen von Schuldtiteln um 36 % und aus Beratungen bei Fusionen und Übernahmen um 16 %. 

    Vor einem Jahr konnten die Banken ihre Erträge auch dadurch steigern, dass sie einen Teil der Gelder freigaben, die sie für die befürchtete Welle zweifelhafter Kredite während der Pandemie zurückgestellt hatten.

    Diese beiden Faktoren dürften nicht mehr ins Gewicht fallen, daher sollten die sechs größten US-Banken laut FactSet im 2. Quartal zusammen 27,2 Mrd. USD an Gewinnen ausweisen, 10 % weniger als im 1. Quartal und 35 % weniger im Vergleich zum Vorjahr.

    h2 Ist der Bankensektor bei diesen Kursen eine Kaufgelegenheit?/h2

    Auch wenn die Ergebnisse der Banken insgesamt enttäuschen mögen, ist das allgemeine wirtschaftliche Szenario nach wie vor günstig, vor allem wenn die Ausgaben der Verbraucher und die Anzahl der geschaffenen Arbeitsplätze stark bleiben. Einige Analysten sind der Meinung, dass der jüngste Abverkauf bei Bankaktien die Risiken bereits berücksichtigt, denen sie ausgesetzt sind, und dass einige Banken aktuell eine gute Gelegenheit zum Einstieg bieten.

    Die Analysten von Citi stuften JPMorgan diese Woche von "Neutral" auf "Buy" hoch und verwiesen dabei auf solide Fundamentaldaten, die für Anleger interessant sein dürften, nachdem die JPM-Aktie in diesem Jahr um 30 % gefallen war. 

    In der Anlegernotiz heißt es:

    "Wir stufen JPM auf 'Buy' hoch, da wir der Meinung sind, dass die Anleger in erster Linie auf qualitativ hochwertige Unternehmen mit starken Managementteams und einer soliden Bilanz achten werden, und wir glauben, dass JPM in dieses Bild passt. In Anbetracht des Rückgangs der Aktie im letzten Jahr sind wir der Meinung, dass der Kurs nicht länger einen Bewertungsaufschlag beinhaltet. Wir betrachten das als einen attraktiven Einstiegspunkt.“