Putins größter Coup – Gold-Rubel lässt Dollar und Euro alt aussehen

 | 30.03.2022 11:14

Die Invasion Russlands in der Ukraine begann vor über einem Monat, woraufhin der Westen zahlreiche Sanktionen verabschiedete. Diese hatten nur ein Ziel, die russische Wirtschaft in den Ruin zu treiben. Anschließend sollte das Land Jahrzehnte damit beschäftigt sein, wieder auf die Beine zu kommen, so zumindest die Illusion der Berater westlicher Politiker.

Langsam aber sicher zeichnet sich jedoch immer mehr ab, dass all die Prognosen über den Niedergang Russlands unzutreffend sind. Es ist mittlerweile sogar vorstellbar, dass das Land aus dem Konflikt stärker hervorgeht als es den Entscheidungsträgern in Europa und den USA lieb ist. Und damit ist nicht gemeint, dass Russland sich das ukrainische Hoheitsgebiet einverleibt.

h2 Russischer Rubel als Geheimwaffe beider Seiten/h2

Mit dem Beginn der Krise am 24. Februar und den ersten Sanktionen wurde der Rubel gegenüber dem Dollar auf eine beispiellose Talfahrt geschickt. Mit USD/RUB Kursen von zeitweise 160 war die russische Währung so wenig wert wie noch nie in ihrer bisherigen Geschichte, während die russische Börse einbrach, bevor der Handel komplett ausgesetzt werden musste.

Die Interventionen der russischen Zentralbank führten dazu, dass sich der Rubel bald schon wieder erholte und knapp über der magischen Marke von 100 gehandelt wurde. Im Kreml war man sich jedoch durchaus bewusst, dass Interventionen auf dem Devisenmarkt keine Dauerlösung sein können. Also musste eine Lösung her, welche die natürliche Nachfrage nach dem Rubel am Markt erhöht.

Europa importiert täglich russisches Öl, Gas und Kohle im Wert von über 600 Millionen Euro. Somit war für die Regierung die Forderung naheliegend, dass die Energieträger künftig in Rubel zu bezahlen sind. Diese Ankündigung reichte schon aus, um den USD/RUB unter 100 fallen zu lassen.

Im Westen war man zunächst verwirrt. Wie kann der Kreml in Anbetracht seines wirtschaftlichen Untergangs auf die harten Devisen verzichten?

Ganz einfach – aus russischer Sicht ist es sinnvoller, die Marktnachfrage nach Rubel zu erhöhen und gleichzeitig weniger zu intervenieren, was letztlich auch Brüssel einleuchtete. Dass man sich nun darauf beruft, dass Putin bestehende Verträge bricht, wenn er als Zahlungswährung nur noch Rubel akzeptiert, ist armselig und lächerlich zugleich. Aber viel schlimmer ist die Tatsache, dass es davon zeugt, dass man nicht versteht, wie der Kreml das Spiel spielt, an dem man ungewollt beteiligt ist.

Vielmehr heißt es politisch korrekt, dass die Sanktionen gut funktionieren – es kann nur ein verzweifelter Versuch des Kremls sein, den bereits besiegelten Untergang zu verhindern.

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Der deutsche Wirtschaftsminister Robert Habeck erklärte am Montag:

„Eine Zahlung in Rubel ist nicht akzeptabel und wir fordern die betroffenen Unternehmen auf, Putins Forderung nicht nachzukommen“.

Der Kreml-Sprecher Dmitri Peskow reagierte umgehend und unmissverständlich:

„Wir werden aber definitiv kein Gas umsonst liefern, das ist sicher. Es ist kaum möglich und vernünftig, in unserer Situation Almosen zu geben“.

An dieser Stelle muss man sich dann die Frage stellen, wer am längeren Hebel sitzt? Wer diktiert im realen Leben die Geschäftsbedingungen, derjenige der etwas kaufen möchte, oder derjenige der etwas zu verkaufen hat?

Ja, es gibt Verträge, in denen etwas anderes vereinbart wurde, aber welches Gericht dieser Welt soll die Einhaltung der Verträge durchsetzen?

h2 Olaf Scholz lässt die Hosen runter/h2

Der Kreml hörte ganz genau hin, als Bundeskanzler Olaf Scholz den Deutschen offenbarte, dass ein Energie-Embargo nicht infrage kommt, denn ansonsten drohe eine schwere Rezession. Spätestens mit dieser Aussage wurde deutlich, wer auf wen angewiesen ist.

Denn sollte der Westen der Forderung nach Rubel-Zahlungen nicht nachkommen, dann wird der Hahn zugedreht.

Der Markt weiß jedenfalls, wer aus dieser Schlacht gestärkt hervorgeht. Der Rubel ist gestern zeitweise um 7 Prozent gestiegen, während der USD/RUB bei 83,50 notierte.

h2 Moderne Sklaventreiber und Peitschen/h2

Es sind aber nicht nur die neuen Zahlungsmodalitäten, welche die Auswirkungen von Sanktionen aufweichen. Der Kreml hat entgegen aller Vermutungen noch ein weiteres Ass aus dem Ärmel gezogen.

Die Berater der Regierung fanden eine Möglichkeit, wie man die kreditbasierte Wirtschaft des Westens aus den Angeln hebt und die Wertschöpfungskette zum eigenen Vorteil nutzt.

Dreh- und Angelpunkt ist das Finanzsystem, mit dem der Westen offensichtlich erfolglos versuchte, den Rubel ins Verderben zu schicken.

Zu Zeiten der Kolonialherrschaft war die Aneignung von Rohstoffen recht einfach. Man eroberte mit Waffengewalt ein Fleckchen Erde, versklavte die Bevölkerung und verschiffte die begehrten Grundstoffe (NYSE:XLB) in die Heimat. Hier wurden diese weiter veredelt und auf dem Weg bis zum fertigen Produkt ließ sich viel Geld verdienen.

Heute läuft es ähnlich, aber nicht ganz so offensichtlich. Die ehemaligen Kolonien saßen nach dem Abzug ihrer Besatzer auf einem Scherbenhaufen. Um die Menschen in Lohn und Brot zu bringen, musste alles neu aufgebaut werden, was ohne Geld nicht möglich war.

Die Banken der Kolonialherren traten auf den Plan und gaben den Rohstoffländern aus purer Nächstenliebe Kapital, um den Abbau von Rohstoffen zu ermöglichen, die dann exportiert wurden. Was früher die Sklaventreiber mit ihren Peitschen erledigten, funktioniert in einer modernen Gesellschaft mit Schulden und Zinsen.

Am Anfang lief alles gut, doch der Markt ist mittlerweile dermaßen mit Krediten übersättigt, dass dieses System zusehends auf einen Abgrund zusteuert, der von einigen Kollegen mit dem Ende der Welt gleichgesetzt wird.

Es wird immer schwerer, Wachstum zu generieren und Zinszahlungen zu bedienen. Mit der ersten Zinserhöhung der Fed seit 2018 wurden sofort Stimmen laut, dass einige Entwicklungsländer ihren Zahlungsverpflichtungen nicht mehr nachkommen können.

Es sind aber schon längst nicht mehr nur die Rohstoffländer, denn in Europa sieht es nicht viel anders aus, wenn die EZB beginnt an der Zinsschraube zu drehen. Italien, Griechenland, Spanien und Co haben sich in den letzten Jahren keinesfalls saniert. Man hört von den Schuldenproblemen dieser Länder aus zwei Gründen nichts – die Zinsen sind niedrig und die Zentralbank kaufte Anleihen. Damit ist das Thema aber nicht vom Tisch, es holt uns spätestens dann wieder ein, wenn Frau Lagarde die Niedrigzinsphase beendet.

Das globale Geldsystem hat ganz offensichtlich eine Schwachstelle, die Russland erkannte und mit der selbst inszenierten Krise gewinnbringend ausnutzt.

Die Krypto-Community weiß es schon lange, das Fiat-Geldsystem ist wie ein Schneeballsystem, denn auf wundersame Art und Weise vermehren sich die wertlosen Scheinchen.

Der Wert, der ihnen zugeschrieben wird, basiert hauptsächlich auf Rohstoffen. Der Dollar war sogar einmal direkt mit Gold hinterlegt und hatte einen echten Wert. Bis zu dem Tag, an dem man feststellte, dass man mehr Scheine benötigt, als Gold vorhanden ist. An diesem historischen Tag wurde deutlich, wie krank das System ist. Aber anstatt den Patienten zu heilen, gab man ihm während jeder Krise Medizin in Form von noch mehr Geld, um ihn am Leben zu erhalten.

h2 Russland setzt auf Systemwechsel/h2

Viele Experten prognostizierten im Rahmen der Krise, dass Russland gezwungen sein wird, seine Goldreserven zu verkaufen, um zur Unterstützung der Wirtschaft und zur Finanzierung des Krieges an Devisen zu kommen. Eine Einschätzung, die dermaßen falsch war, wie sie hätte nicht anders sein können.

Die Zentralbank des Landes verkauft keine einzige Unze Gold, sondern kündigte stattdessen an, dass man Gold zu einem Fixpreis von 5000 Rubel pro Gramm und 155.500 Rubel pro Feinunze kauft .

Damit hat die russische Zentralbank den Rubel an den Goldpreis gekoppelt und der Rubel kann gegenüber dem Dollar aufwerten. Wie gut das funktioniert, zeigt die Tatsache, dass am Tag der Ankündigung, dem 25. März, eine Unze Gold in Russland 1610 Dollar Wert war, als der USD/RUB bei 96,62 stand.

Bei dem aktuellen USD/RUB Kurs von 85,00 beträgt der Wert einer Unze Gold in Russland 1829 Dollar, womit der Gold-Spotmarktpreis von 1922 Dollar bereits fast erreicht ist.