Profitable Strategie oder Märchen? Der Januar-Effekt unter der Lupe!

 | 18.01.2024 07:32

Der Januar-Effekt, eine wahrgenommene Marktanomalie, bei der die Aktienrenditen im Januar höher sind als in anderen Monaten, wird seit seiner ersten Erwähnung im Jahr 1942 mit Interesse beobachtet.

Traditionell wird dieser Effekt auf das Kumulieren von steuerlich wirksamen Verlusten zum Jahresende zurückgeführt, wenn Anleger ihre Verlustpositionen abstoßen, um ihre Steuerschuld auf Kapitalerträge auszugleichen, was zu einem Ausverkauf im Dezember führt. Darauf folgt laut den Beobachtungen im Januar eine Kaufwelle, in deren Verlauf die Anleger sich wieder mit Aktien eindecken und damit die Nachfrage und die Notierungen nach oben treiben.

Weitere Erklärungen für den Januar-Effekt sind der Zufluss von Cash aus Jahresendboni in den Aktienmarkt, die Zunahme von steuerbegünstigten Altersvorsorgekonten in den USA (IRA, 401(k)s etc.) sowie die Verbreitung neuer Anlageinstrumente und regulatorischer Änderungen.

Hinzu kommt eine wahrgenommene Zunahme der Anlageaktivität. Grund dafür ist, dass die Menschen ihre Neujahrsvorsätze, mehr zu investieren, in die Tat umsetzen. Schließlich wird der Januar seit jeher mit Neuanfängen und optimistischer Stimmung in Verbindung gebracht. Eine kürzlich von YouGov (LON:YOU) durchgeführte Umfrage ergab, dass etwa ein Drittel der erwachsenen Amerikaner Neujahrsvorsätze für 2024 gefasst hat.

h2 Vom Spitzenreiter zum Nachzügler/h2

Der Januar-Effekt war zwar in der Vergangenheit ein ausgeprägter Trend, hat sich aber in den letzten Jahren zunehmend abgeschwächt.

Dazu ein Blick auf die folgende Abbildung. Sie zeigt die durchschnittlichen monatlichen Gewinne für den S&P 500 über zwei Zeiträume: den 30-Jahres-Zeitraum bis Ende 1993 und den darauf folgenden 30-Jahres-Zeitraum bis Ende 2023. Wie Sie dem Balkendiagramm auf der linken Seite entnehmen können, war der Januar mit einem durchschnittlichen Wertzuwachs der Aktien von 1,85 % der renditestärkste Monat. Das ist deutlich mehr als im Dezember, dem zweitwichtigsten Monat, in dem der Aktienmarkt im Durchschnitt um 1,55 % zulegte.

In den folgenden 30 Jahren hat sich die Rangfolge jedoch geändert, und der Januar ist nicht mehr an erster Stelle, sondern auf den achten Platz zurückgefallen. Tatsächlich legten die Aktien in diesem Monat nur noch um 0,28 % zu.