Powell gibt Hinweise auf ein diesjähriges Tapering

 | 29.08.2021 11:01

Kurz vor der mit Spannung erwarteten Rede des Fed-Chefs Jerome Powell meldeten sich plötzlich immer mehr Notenbankmitglieder als Befürworter einer schnellen Reduzierung der Anleihekäufe (Tapering) zu Wort. Neben James Bullard von der St. Louis Fed (siehe vorgestrige Börse-Intern) sprach sich vorgestern auch noch die Chefin des Notenbankbezirks Kansas City, Esther George, für „eher früher als später“ verringerte Wertpapier-Käufe aus. Denn es gebe die Aussicht auf weiterhin starken Jobaufbau und kräftiges Wirtschaftswachstum, sagte sie dem Sender Fox.

Und kurz vor Powells Rede sagte gestern auch noch der Chef des Notenbankbezirks Atlanta, Raphael Bostic, gegenüber Reuters, er halte es für „vernünftig“, mit dem Tapering im Oktober zu beginnen. Voraussetzung sei jedoch, dass sich der zuletzt kräftige Stellenaufbau am Arbeitsmarkt fortsetze.

h2 US-Arbeitsmarktbericht gewinnt massiv an Bedeutung/h2

Damit gewinnt der monatliche US-Arbeitsmarktbericht an Bedeutung, der am Freitag kommender Woche veröffentlicht wird. Experten erwarten für August ein Stellenplus von 763.000. Bostic gab im Reuters-Interview an, dass bereits ein Job-Aufbau von 700.000 eine wichtige Wegmarke bei der Erholung des Arbeitsmarkts bedeuten würde. Denn dann wäre zumindest die Hälfte der in der Corona-Krise verloren gegangenen rund 10 Millionen Arbeitsplätze wieder zurückgewonnen.

h2 Auch Powell bereitet die Märkte auf ein diesjähriges Tapering vor/h2

Ähnlich äußerte sich dann letztlich auch Jerome Powell. Auch aus seiner Sicht könnte es angemessen sein, noch in diesem Jahr mit dem Tapering zu beginnen. Denn bei der Inflation wurden die „wesentlichen weiteren Fortschritte“ (substantial further progress), welche die Notenbank mantraartig als Bedingung für eine Reduzierung der Anleihekäufe genannt hatte, bereits erreicht. Dies sei auf dem Arbeitsmarkt jedoch noch nicht der Fall, auf dem es aber auch anhaltende Fortschritte gebe, so Powell. Die Delta-Variante stelle hier allerdings kurzfristig noch ein Risiko dar.

Dabei betonte der Fed-Chef, dass ein Tapering kein direktes Signal für Zinserhöhungen wäre. Aus meiner Sicht bereitete er damit einerseits die Märkte auf die baldige Reduzierung der Anleihekäufe vor, versuchte aber andererseits mit dem Hinweis auf die Zinsen zugleich zu beruhigen. Und dies schien ihm auch zu gelingen, weil sich die Aktienmärkte gestern ein weiteres Mal freundlich gestimmt zeigten und sich trotz der klaren Hinweise auf bald weniger neue Notenbankliquidität nicht aus der Ruhe bringen ließen. In Zusammenarbeit mit den vorherigen „Testballons“ haben die Währungshüter also in diesen Tagen gute Arbeit geleistet, zumindest im Hinblick auf die Börsen.

h2 Gewinnwachstum in China durch hohe Preise belastet/h2
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Powell gab allerdings zu bedenken, dass ein schlechtes Timing für geldpolitische Änderungen besonders schädlich wäre. Doch inzwischen zeigen immer mehr Daten, dass eine zu hohe Inflation, welche durch die Liquiditätsschwemme der Notenbanken befeuert wird, ebenfalls schlecht für die Wirtschaft sein kann. So belasten in China zum Beispiel teure Rohstoffe und gestörte Lieferketten immer stärker die Gewinne der Industrieunternehmen. Diese legten im Juli zwar um 16,4 % im Vergleich zum Vorjahr zu, wie das Statistikamt in Peking gestern mitteilte, allerdings verlangsamte sich das Wachstum damit bereits den vierten Monat in Folge.