Politische Turbulenzen in Brasilien, WTI unter 50 USD

 | 21.07.2015 14:03

Nach der jüngsten wöchentlichen Wirtschaftsumfrage der brasilianischen Zentralbank (BCB), die am Montag veröffentlicht wurde, sind die Wachstumsschätzungen des Marktkonsens für 2015 von -1,50% auf -1,70% zurückgegangen und für 2016 von 0,50% auf 0,33%, da es immer weiter schlechte Nachrichten gibt. Die Inflationserwartungen für 2015 steigen weiter, da die IPCA-Inflationsrate bis zum Jahresende bei 9,15% erwartet wird. Positiv ist jedoch, dass die Bemühungen der BCB zur Eindämmung der Inflation Erfolg zu zeigen scheinen, da die Durchschnittsprognosen für 2016 von 5,44% vor einer Woche auf 5,40% zurückgegangen sind.

Insgesamt gehen wir davon aus, dass die brasilianische Wirtschaft stärker schrumpft als erwartet, da die siebtgrößte Wirtschaft der Welt unter hohen Zinsen, fallenden Rohstoffpreisen und andauernden Korruptionsverfahren leidet. Nach einem viel versprechenden Start in das Jahr 2015 tut sich Präsidentin Rousseff schwer, unbeliebte Sparmaßnahmen zu verabschieden, da sie sowohl die Unterstützung des Präsidenten des Senats, Renan Calheiros, sowie des Präsidenten der Abgeordnetenkammer, Eudardo Cunha, verloren hat. Die Anleger verlieren nun das Vertrauen in die Fähigkeit der Präsidentin, die Defizite im Staatshaushalt abzubauen und das Investment Grade von Brasilien beizubehalten. Als Folge hat das Risiko für brasilianische Investments deutlich zugenommen: Der USD/BRL hat an Aufwärtsmomentum gewonnen und ist seit Mitte Juli um 2,5% gestiegen, während Ibovespa im selben Zeitraum 3,4% verloren hat. Das brasilianische Kreditrating steht klar auf dem Spiel, aber es ist nicht zu spät, eine Abwertung zu verhindern. Aufgrund der aktuellen politischen Krise und des Protests von wichtigen Politikern sind die Chancen für eine Abwertung des Kreditratings durch Moody’s jedoch deutlich gestiegen.

Öl bricht unter 50 USD pro Barrel ein (von Yann Quelenn)

Gestern sind die WTI-Rohölpreise unter 50 USD pro Barrel eingebrochen, ein Wert, den wir seit dem 6. April nicht mehr gesehen haben, und der nahe an dem niedrigsten Wert dieses Jahres liegt.

Der Rohölpreis wird hauptsächlich durch das weltweite Überangebot nach unten getrieben. Die OPEC kämpft um die Erhaltung ihres Marktanteils und hält aktuell ein hohes Produktionsniveau durch, um die US-Ölschieferindustrie in die Knie zu zwingen. Für diese Branche ist es schwierig, unter 70 USD pro Barrel Gewinne zu machen. Um 50 USD pro Barrel ist das Überleben für die US-Ölproduzenten schwer.

Darüber hinaus wirkte sich das Nuklearabkommen mit dem Iran aus der letzten Woche auf die Rohölpreise aus. In der Tat will der Iran seine ehemaligen Marktanteile zurückgewinnen, daher wird das Land den Markt überschwemmen, egal wie der Preis aussieht, denn seine aktuellen Reserven sind mit ca. 150 Mrd. Barrel beträchtlich. Dennoch sind vor nächstem Jahr keine iranischen Exporte zu erwarten, und die Händler haben die Überschussmengen bereits am Markt eingepreist. Aus heutiger Sicht sind die Vereinigten Staaten bereit, ihre Ölschieferindustrie zu opfern, wenn sie dafür eine bessere Kontrolle im Nahen Osten gewinnen können. Solange der Dollar für internationale Ölzahlungen akzeptiert wird, können die USA ihre massiven Schulden kontrollieren. Wir denken daher, dass die riesigen iranischen Ölreserven für die USA zunächst einmal sekundär sind.

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Am Ölmarkt herrscht ein Überangebot und dies wird wohl noch eine ganze Weile anhalten. Selbst Saudi Arabien hat letzte Woche einen Produktionsrekord für Juni gemeldet. Wir gehen davon aus, dass das WTI sein Jahrestief von ca. 42 USD pro Barrel wieder sehen wird. Auf diesem Niveau scheint es dann aber eine gute Option zu sein, mit dem Aufbau von Positionen in Öl-Futures zu beginnen.