Platin – Deutlich unterbewertet und mit großem Aufholpotenzial

 | 07.08.2023 08:54

Die Edelmetallpreise kamen nach einem guten Start in den Juli in den letzten zwei Wochen wie erwartet wieder unter Druck. Mit den heute veröffentlichten US-Arbeitsmarktdaten drehen die Kurse aber nach oben, denn die Konsens-Erwartung wurde enttäuscht. Zudem wurde in diesem Jahr noch jeder US-Arbeitsmarktbericht im Nachhinein um mind. 5 bis 10% nach unten korrigiert.

Die Gold- und Silberpreise reagieren jedenfalls positiv und können sich kurz vor dem Wochenende ansatzweise aus der stark überverkauften Lage befreien. Erfreulicherweise kann die entscheidende Unterstützungsmarke von 1.930 US-Dollar auf Tages- und Wochenschlusskursbasis am Goldmarkt bislang verteidigt werden. Damit bahnt sich hier ein höheres Tief im Vergleich zum Juni-Tief (1.893 US-Dollar) an, womit sich der für die erwartete Sommerrally wichtige Aufwärtstrend entwickeln könnte.

Platin handelt rund 60% unter seinem Allzeithoch /h3

Der oft vernachlässigte Platinpreis hingegen kann die mögliche Trendwende bei den Edelmetallpreisen heute nur langsam mitvollziehen. Das seltenste und damit eigentlich auch wertvollste der vier Edelmetalle läuft seit dem letzten Preis-Hoch im Februar 2021 (1.340 US-Dollar) grob gesagt zwischen 1.130 US-Dollar und 900 US-Dollar seitwärts. Während dem Goldpreis derzeit nur rund 6% bis zu seinem Allzeithoch fehlen, handelt Platin meilenweit entfernt von seinem Allzeithoch aus dem Jahr 2010 (2.300 US-Dollar). Der Hauptgrund für diese schlechte Performance ist die gesunkene Nachfrage seitens der Automobilindustrie. Hier hat die Verlagerung weg vom Verbrennungsmotor und hin zum Elektrofahrzeug den Bedarf an Platin für die Katalysatoren in den letzten Jahren deutlich schrumpfen lassen.

Platin ist 30-mal seltener als Gold/h3

Trotzdem bleibt Platin ungefähr 30-mal seltener als Gold. Während pro Jahr ca. 2.500 bis 3.000 Tonnen Gold gefördert werden, belief sich die jährliche Platinförderung zuletzt nur auf ca. 160 bis 190 Tonnen! Hinzu kommt die wesentlich aufwendigere Förderung von Platin, welches hauptsächlich als Nebenprodukt des Nickel-und Kupferbergbaus gewonnen wird. Um eine Unze Platin mit einem Feingehalt von 99,95% zu erhalten, erfordert es bspw. rund zehn Tonnen Erz und einen monatelangen Veredelungsprozess. Die bedeutendsten Fördernationen sind Südafrika, Russland und Simbabwe, deren Anteil an der Weltförderung zusammen bei über 90 Prozent liegt. Die fünf größten Platinproduzenten sind Anglo American (LON:AAL) Platinum, Impala Platinum, Sibanye Stillwater, Norilsk Nickel sowie Northam Platinum. 

Wasserstofftechnik könnte für immensen Nachfrageschub sorgen/h3

Mit einem Schmelzpunkt von 1.768°C und einem Siedepunkt von 3.825°C zeigt Platin auch bei hohen Temperaturen stabile Eigenschaften. Außerdem ist Platin ein sehr dichtes, duktiles und verformbares Metall sowie das am wenigsten reaktive Metall mit einer hohen Korrosionsbeständigkeit und einer sehr guten elektrischen Leitfähigkeit. Aufgrund all dieser Eigenschaften ist Platin in der Industrie kaum wegzudenken. Insbesondere aus der Wasserstofftechnik könnte zukünftig eine neue industrielle Nachfrage entstehen, da Platin für alle Wasserstoffgeneratoren aufgrund seiner einzigartigen Eigenschaften unersetzbar ist.

Nahe den Produktionskosten und nur halb so teuer wie Gold/h3

Aktuell kostet eine Unze Platin am Spotmarkt rund 920 US-Dollar bzw. 825 Euro, während die Produktionskosten irgendwo zwischen ca. 900 und 1.000 US-Dollar liegen. Da Platin in Deutschland mehrwertsteuerpflichtig ist, muss man als Anleger einen Aufschlag von mind. 20% in Kauf nehmen. Dies ist aus Anlegersicht natürlich ein relevanter Faktor, der mit der Rendite verrechnet werden muss. Die aus Käufersicht günstigere Differenzbesteuerung können Händler seit 2023 leider nur noch in Ausnahmefällen anwenden. Trotzdem empfiehlt sich ein physisches Platin-Investment auf dem aktuell günstigen Preisniveau als Ergänzung oder Diversifizierung in einem Edelmetall-Portfolio für Anleger, die Renditechancen suchen und bereits hohe Goldbestände besitzen. Schließlich war Platin in der Vergangenheit immer teurer als Gold. Jetzt aber ist es zum halben Goldpreis zu haben!

Platinpreis in US-Dollar – Überverkauft und stark unterstützt um 900 USD/h2