Palladium – Überschaubares Restrisiko

 | 18.09.2023 08:42

Die Edelmetallpreise bleiben weiter unter Druck. Im Zuge der nächsten Zinserhöhung durch die EZB (+0,25%) sowie weiter hartnäckig bleibenden US-Inflationsdaten fällt der Goldpreis vorübergehend am Donnerstagnachmittag wieder bis an die runde psychologische Marke von 1.900 USD zurück. Auch Silber und Platin können sich dem neuerlichen Verkaufsdruck in den letzten zwei Wochen nicht entziehen.

Da sich die Korrektur seit Anfang Mai eher zäh und langsam vollzieht, wird der antizipierte Ausbruch auf neue Allzeithochs am Goldmarkt wohl erst im nächsten Jahr stattfinden. Saisonal betrachtet hat sich der Goldpreis in den letzten 12 Jahren zwischen Anfang September und Mitte Dezember jedenfalls meist schwergetan. Spätestens aber ab dem letzten FOMC-Meeting am 12. und 13.Dezember 2023 könnte der Goldpreis dann mit einer neuen Aufwärtsbewegung damit beginnen, eine Kehrtwende bei der US-Geldpolitik aufgrund der schwächer werdenden Wirtschaftslage einzupreisen. 

Sollten bereits vorher, ähnlich wie im März, Rettungsmaßnahmen aufgrund von eskalierenden Marktverwerfungen notwendig werden, kann sich das derzeit eher gemischte Bild aber auch schnell innerhalb von wenigen Tagen komplett auf bullisch drehen.

Palladium korrigiert bereits seit März 2022/h2

Deutlich länger in einer Korrektur gefangen ist hingegen Palladium, der Exot unter den vier Edelmetallen. Hier geht es letztlich schon seit dem 7.März 2022 in einem gnadenlosen Abwärtstrend gen Süden. Vom damals erreichten Allzeithoch um 3.434 US-Dollar haben die Notierungen mittlerweile über 65% verloren. Dementsprechend überverkauft ist die Lage auf dem Monats- und Wochenchart. Und mit Kursen um 1.260 US-Dollar fehlt nicht mehr viel bis zur starken Unterstützung um 1.155 US-Dollar.

Einzigartige Eigenschaften und außergewöhnliche Fähigkeiten/h2

Ungeachtet dieser harten Korrektur ist und bleibt Palladium ein unverzichtbares Element in unserer modernen Welt und findet mit seinen einzigartigen Eigenschaften vielfältige Anwendungen in unterschiedlichen Industriezweigen. Seine außergewöhnliche Fähigkeit, Wasserstoff zu absorbieren und zu speichern, hat es zu einer entscheidenden Komponente bei der Entwicklung von Wasserstoff-Brennstoffzellen gemacht, die eine saubere und nachhaltigere Energiezukunft versprechen. Darüber hinaus haben die katalytischen Fähigkeiten von Palladium den Automobilsektor revolutioniert, indem es die Umwandlung schädlicher Abgasen in weniger schädliche Substanzen erleichtert und so erheblich zur Verringerung der Luftverschmutzung und zur Verbesserung der Luftqualität beiträgt.

Neben seiner zentralen Rolle in der Energie- und Umwelttechnik spielt Palladium auch eine wichtige Rolle im Bereich der Elektronik und dient als Schlüsselmaterial bei der Herstellung von Kondensatoren, Sensoren und verschiedenen anderen elektronischen Komponenten. Seine hohe elektrische Leitfähigkeit und außergewöhnliche Korrosionsbeständigkeit machen es zu einer idealen Wahl, um die Zuverlässigkeit und Langlebigkeit von elektronischen Geräten zu gewährleisten. Darüber hinaus ist die Rolle von Palladium in der Schmuckindustrie nicht zu übersehen, denn sein glänzendes, weißes Aussehen hat die Herzen vieler Menschen erobert und eine einzigartige Nische in der Welt des Edelmetall-Schmucks geschaffen.

85% der Nachfrage kommt aus der Autoindustrie/h2

Insgesamt setzt sich die weltweite Gesamtnachfrage aus Autoabgaskatalysatoren (85%), Elektronik und Elektronikkomponenten wie z.B. Kondensatoren (10%) sowie Schmuck und Schmuckherstellung (5%) zusammen.

15-mal seltener als Platin/h2

Geologisch betrachtet gilt Palladium als ein relativ seltenes Element in der Erdkruste. Sein Gewichtsanteil in der Erdkruste wird auf etwa 0,015 Teile pro Million (ppm) geschätzt. Gemessen an diesen natürlichen Vorkommen ist Palladium ca. 15-mal seltener als Platin und sogar ca. 30-mal seltener als Gold! Nur Rhodium und Iridium sind noch seltener.

Russland und Südafrika fördern zusammen zwei Drittel des Angebots/h2

Im Jahr 2021 wurden weltweit insgesamt rund 232 Tonnen Palladium gefördert, wobei Russland mit 82,3 Tonnen (35,4%) und Südafrika mit 74 Tonnen (31,8%) zusammen 67,4% bzw. zwei Drittel des Angebots stellen. Andere Länder wie Kanada (19,4 Tonnen), die Vereinigten Staaten (15 Tonnen) und Simbabwe (13 Tonnen) tragen zwar ebenfalls zur weltweiten Palladium-Produktion bei, allerdings in deutlich geringerem Umfang.

Insgesamt ein zwiespältiger fundamentaler Ausblick/h2

Zusammengefasst ist der Palladium-Preis stark von der Nachfrage aus dem Automobilsektor, insbesondere bei benzinbetriebenen Fahrzeugen, abhängig. Die zunehmende Umstellung auf Elektrofahrzeuge ohne Verbrennungsmotoren hat zu einem Rückgang der Nachfrage nach Palladium geführt. Ebenso könnte eine deutliche Eintrübung der wirtschaftlichen Lage (Stichwort Rezession) die Nachfrage zusätzlich drücken. Demgegenüber steht ein limitiertes Angebot, welches primär aus zwei Ländern stammt. Während Russland außenpolitisch vom Westen isoliert ist, steht der Palladium-Bergbau in Südafrika vor zahlreichen großen Herausforderungen hinsichtlich sicherer Arbeitsbedingungen bei der Förderung in großen Tiefen, zunehmender Erschöpfung der Ressourcen und vor allem steigender Energiekosten sowie regelmäßiger Stromausfälle.

Palladium Monatschart in US-Dollar – Starke Unterstützung um 1.150 US-Dollar/h2