Notenbanken bleiben auf Kurs

 | 20.01.2017 09:49


In ihrer gestrigen Rede bestätigte Fed-Chefin Janet Yellen, in diesem Jahr wie vorgesehen weitere Zinserhöhungen vorzunehmen. Sie bekräftigte die Ansicht, dass die US-Wirtschaft auf Kurs ist und steigende US-Zinsen daher angemessen seien (siehe dazu auch „Donald Trump übernimmt eine boomende US-Wirtschaft“). Yellen gab auch erneut das längerfristige Ziel aus, den Leitzins bis zum Ende des Jahrzehnts in mehreren Schritten auf drei Prozent zu steigern.

Drei Zinsanhebungen pro Jahr
Sowohl 2015 als auch 2016 hatte die Notenbank nur jeweils im Dezember einen Schritt um einen Viertelprozentpunkt nach oben gewagt. Dadurch stieg der Leitzins bislang vom Tief bei 0,00 bis 0,50 auf eine Spanne von aktuell 0,5 bis 0,75 Prozent. Für 2017 wurden bereits drei Schritte in Aussicht gestellt. Um das 3-Prozent-Ziel zu erreichen, müssten auch in den Jahren 2018 und 2019 jeweils drei Zinsanhebungen erfolgen.

Typisches Überdramatisieren der Medien
Wenn Sie gestern in den Medien gehört oder gelesen haben, dass Janet Yellen mit der gestrigen Rede schnellere Zinserhöhungen eingeleitet hat, dann können Sie das getrost vergessen. Die US-Notenbank hat stets einen graduellen Zinsanstieg angestrebt. Bislang hat sie diesen aufgrund diverser Probleme in 2016 lediglich immer weiter hinauszögern müssen. Doch mit dem aktuellen 3-Prozent-Ziel bis Ende 2019 hat sie den längst geplanten Pfad nun weiter vorgezeichnet.

Wird der US-Dollar zu stark?
Yellen ging auch auf die jüngsten Aussagen Donald Trumps ein, wonach der US-Dollar zu stark sei. Die Fed-Chefin sagte, sie gehe zwar davon aus, dass der Höhenflug des Dollar den Exporteuren weiter zu schaffen machen werde, insgesamt würde der Wirtschaftsaufschwung aber dennoch anhalten. Sie warnte daher auch vor einem zu zögerlichen geldpolitischen Kurs. Dieser könne sich „bitter rächen“, wenn die Notenbank dadurch letztlich gezwungen sei, aggressiver ans Werk zu gehen. Denn das könnte wiederum dazu führen, dass die USA in eine Rezession abrutschen. Geldpolitik ist noch lange expansiv
Trotz des geplanten Zinspfades bleibt der Fuß auf dem Gaspedal, „da wir sichergehen wollen, dass der Aufschwung stark genug bleibt, um Störfeuer von außen zu widerstehen“, betonte Yellen. Dieses Vorgehen empfehle sich auch deshalb, da es aufgrund der noch extrem niedrigen Zinsen kaum Spielraum für Zinssenkungen gibt.
Zur Politik des künftigen US-Präsidenten Donald Trump, der am Freitag vereidigt wird, äußerte sich Yellen nicht.

EZB bleibt ebenfalls auf Kurs
Auch die Europäische Zentralbank (EZB) hat bekanntgegeben, an ihrem eingeschlagenen geldpolitischen Kurs unverändert festzuhalten. Die Märkte hatten mit dieser Entscheidung gerechnet, da die EZB erst im Dezember ihr Kaufprogramm für Anleihen und andere Wertpapiere um neun Monate bis mindestens Ende 2017 verlängert hat, wobei sie von April an allerdings monatlich nur noch 60 Milliarden Euro statt 80 Milliarden Euro in den Markt pumpen wird.

Jetzt die App holen
Werden Sie Teil der größten Finanz-Community der Welt
Downloaden

Auf Nachfrage der Reporter teilte EZB-Chef Mario Draghi auf der gestrigen Pressekonferenz mit, dass ein Tapering erneut nicht diskutiert wurde. Und die leichte Reduzierung der monatlichen Käufe seit nicht als Tapering, sondern als leichte Adjustierung zu verstehen. Kein Tapering trotz anziehender Inflation
Gerade in Deutschland war jüngst der Druck auf die EZB gestiegen, angesichts der anziehenden Inflation (wir berichteten ) eine Normalisierung der Geldpolitik einzuleiten. Doch aus Sicht der EZB ist die Inflation zwar zuletzt gestiegen, der zugrundeliegende Inflationsdruck jedoch weiter schwach. Die steigende Inflation sei weitgehend auf höhere Energiepreise zurückzuführen, so EZB-Chef Mario Draghi auf der gestrigen Pressekonferenz.

Die Inflation war in Deutschland im Dezember auf 1,7 Prozent angestiegen und erreichte damit schon fast das EZB-Ziel von 2 Prozent. Auch im Euroraum hatte die Inflation im Dezember einen kräftigen Sprung gemacht und war mit 1,1 Prozent so kräftig gestiegen wie seit mehr als drei Jahren nicht mehr.