Niveaus gehalten - Bank of Japan: Keine Experimente - Scholz und Lindner optimistisch

 | 18.01.2023 10:57

Der Euro eröffnet heute gegenüber dem USD bei 1,0772 (05:36 Uhr), nachdem der Tiefstkurs der letzten 24 Handelsstunden bei 1,0767 im fernöstlichen Geschäft markiert wurde. Der USD stellt sich gegenüber dem JPY auf 131,45. In der Folge notiert EUR-JPY bei 141,60. EUR-CHF oszilliert bei 0,9948.

Finanzmärkte: Niveaus weitgehend gehalten

An den Finanzmärkten werden die Niveaus gehalten. Interessant ist, dass Europas und Asiens Aktienmärkte zu Jahresbeginn deutlich besser als die US-Märkte laufen. Im letzten Jahr standen diese Märkte, die jetzt reüssieren, unter stärkerem Druck als der US-Markt. Offensichtlich werden Short-Positionen eingedeckt und die Positionierung grundsätzlich adjustiert. In dem Kontext stellt sich die Frage, ob es sich lediglich um eine technische Korrektur an den Märkten handelt oder ob hinter den Kulissen der internationalen Politik Neuausrichtungen im Raum stehen.

Fakt ist, dass Einlassungen aus Europa optimistischer werden. Beispielhaft führen wir an: Die Wirtschaft der Eurozone könnte laut EZB-Ratsmitglied Centeno für das vergangene Jahr anders als erwartet mit einem Wachstum in den Schlussmonaten performen. Die Konjunktur hätte von Quartal zu Quartal für Überraschungen gesorgt. Vielleicht würden wir auch in der ersten Jahreshälfte überrascht sein.

An den Rentenmärkten kam es in den letzten 24 Stunden zu einem Renditerückgang. 10 jährige Bundesanleihen rentieren aktuell mit 2,08%, 10 jährige US-Staatstitel mit 3,50%. An den Devisenmärkten konnte der USD an Boden gewinnen. Das gilt allen voran für das Währungspaar USD/JPY. Die Zinsentscheidung der Bank of Japan (siehe unten) lastet schwer auf dem JPY. Im Zuge des festeren USD an den Devisenmärkten verloren Gold und Silber an Boden.

Bank of Japan: Keine Experimente

Die Bank of Japan hat sowohl an der extremen Niedrigzinspolitik (-0,10%) als auch an der Obergrenze von 0,50% für 10 jährige Staatsanleihen festgehalten. Die Prognosen für die Kerninflation lauten für das Jahr 2022 3,0%, für 2023 1,6% und für 2024 1,8%.

Kommentar: Die Bank of Japan zieht ihren Kurs durch. Das Inflationsproblem ist im Vergleich zu Europa äußerst überschaubar. Der reale Zins (Leitzins abzüglich des Verbraucherpreises) liegt aktuell bei -3,8% in Japan, der in Europa bei -6,7%. Japans Staatsverschuldung von 266% des BIP verträgt kein nachhaltig höheres Zinsniveau. Der JPY stand unter Druck, der Nikkei reüssierte.

Kanzler Scholz optimistisch

Die deutsche Wirtschaft wird laut Kanzler Scholz 2023 nicht in die Rezession abgleiten. Niemand hätte erwartet, dass Deutschland die Abkehr von russischem Gas ohne größere Brüche schaffen werde. Das sei gelungen, auch durch den schnellen Ausbau der LNG-Infrastruktur und alternative Gaslieferungen. Deutschland würde die Kapazitäten für Gasimporte weiter ausbauen, damit man so viel Gas wie vor dem russischen Angriff auf die Ukraine haben werde, nur ohne Lieferungen aus Russland.

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Kommentar: Die positive Konjunktureinschätzung kann per 2023 Realität werden, sofern sich der Ukraine-Konflikt nicht verschärft. Weiß Herr Scholz mehr? Dass die Abkehr von russischem Gas ohne Brüche geschaffen wurde, ist zumindest partiell ein Narrativ. Versorgungssicherheit konnte zu extremen Kosten in der Tat etabliert werden. Aber diese Regierung hat sich mit 200 Mrd. EUR zu Lasten kommender Generationen nur Zeit gekauft.

Ohne dieses massive Programm würde die deutsche Wirtschaft jetzt schon darben (Insolvenzkaskadenrisiko 4. Quartal 2022). Das LNG-Preisproblem, damit das Problem der internationalen Konkurrenzfähigkeit dieses Standorts, ist nicht gelöst! Der sukzessive Verfall des Industriestandorts droht. Die Investitionsattraktivität ist massiv beschädigt.

Der Kanzler zeigte sich zuversichtlich, dass die EU und die USA keinen Handelskrieg wegen der amerikanischen Subventionen für Erneuerbare Technologien beginnen werden. Er sei sehr optimistisch, dass dies abzuwenden sei. Man sei in Gesprächen mit den USA. Man müsse verhindern, dass amerikanische Regeln zum Nachteil europäischer Unternehmen seien.

Kommentar: Ich höre die Worte. Präsident Biden hatte gesagt, dass an den US-Programmen nichts signifikant geändert werde. Messen wir Herrn Scholz an seinen Worten. Besser wäre es, wenn Deutschland für die gesetzesbasierte Ordnung eintreten würde (WTO), denn die US-Maßnahmen sind nicht WTO-konform. Haben Berlin und Brüssel dazu den Mut?

Finanzminister Lindner optimistisch

Die Inflation in Deutschland wird in diesem Jahr laut Einlassungen Finanzminister Lindners geringer ausfallen als von der Bundesregierung bisher erwartet. Der Höhepunkt bei der Inflation sei hoffentlich bereits erreicht. Die jüngsten Rückgänge an den Energiemärkten seien ein gutes Zeichen. Er erwarte einen Rückgang. 2024 und 2025 sei noch mit höheren Werten bei der Inflation zu rechnen als in der Vergangenheit. Der Hauptgrund dafür sei der russische Angriff auf die Ukraine. Zeitnah würden neue Wirtschaftsprognosen der Bundesregierung veröffentlicht (Ende Januar).

Kommentar: Die Annahmen Lindners sind dann belastbar, wenn der Ukraine-Konflikt nicht eskaliert. Nein Herr Lindner der Hauptgrund der Inflation liegt in den westlichen Sanktionen und der verfehlten Erwartungen, die sich damit verbanden ("Mutter aller Sanktionen"“/Hybris). Russland war immer bereit, zu liefern und liefert weiter über die Sudscha-Pipeline.

Es müsse nun ein Ausweg aus der seit Jahren lockeren Finanzpolitik gefunden werden. Die Finanzpolitik müsse wieder solider werden und die Notenbanken ihre Arbeit machen, um die Inflation nach unten zu bringen.

Kommentar: Kein Widerspruch.

Wahrscheinlich würden die 200 Milliarden Euro aus dem Energie-Abwehrschirm nicht im vollem Umfang benötigt.

Kommentar: Das hört die kommende Generation gerne. Der von Lindner und Scholz in und zwischen den Zeilen erkennbare Optimismus setzt faktisch voraus, dass der Ukraine-Konflikt nicht weiter eskaliert oder sogar deeskaliert wird. Wir sind gespannt.

Datenpotpourri der letzten 24 Handelsstunden:

Eurozone: ZEW Economic Sentiment Index springt an

Deutschland: Laut finaler Berechnung sanken die Verbraucherpreise per Dezember im Monatsvergleich um 0,8% und stiegen im Jahresvergleich um 8,6%. Beide Werte entsprachen sowohl den vorläufigen Werten als auch den Prognosen.

Deutschland: Der ZEW Economic Sentiment Index legte per Januar massiv von zuvor -23,3 auf +16,9 Punkte zu. Die Prognose lag bei -15,0 Zählern. Der Index erreichte das höchste Niveau seit Februar 2022 (Ausbruch der militärischen Auseinandersetzung in der Ukraine).