Andrea Kraus | 19.12.2023 14:50
Die ungewöhnliche Anwesenheit des japanischen Wirtschaftsministers Yoshitaka Shindo bei der jüngsten Sitzung der Bank of Japan (BoJ) hatte die Märkte in Aufregung versetzt und Spekulationen über eine mögliche Kursänderung in der Geldpolitik ausgelöst. Solche Szenarien sind selten, und die Marktbeobachter hatten gehofft, dass dies ein Hinweis auf eine bevorstehende restriktivere Maßnahme sein könnte, insbesondere angesichts vergangener Situationen, in denen hochrangige Regierungsbeamte an bedeutenden BoJ-Sitzungen teilgenommen hatten.
Die BoJ überraschte jedoch die Erwartungen, indem sie einstimmig beschloss, den Politikzinssatz auf dem aktuellen Niveau von -0,1% zu belassen und das Ziel für die Rendite 10-jähriger Staatsanleihen bei 0,0% zu halten. Dies führte zu einer gewissen Enttäuschung am Markt, der eine leicht restriktivere Haltung antizipiert hatte.
Trotz der unveränderten politischen Parameter äußerte sich die BoJ positiv zur wirtschaftlichen Lage. Gouverneur Kazuo Ueda betonte insbesondere das moderat steigende Wachstum im privaten Konsumsektor und äußerte sich optimistisch über die Aussichten, das Inflationsziel von 2% zu erreichen. Diese Äußerungen wurden von Analysten als potenzielles Signal für eine bevorstehende Normalisierung der Geldpolitik interpretiert.
Die Reaktion der Märkte war jedoch durchwachsen, und der Yen schwächte sich leicht ab. Unsere Prognose bleibt für USD/JPY im Jahr 2024 bearish, da wir eine schrittweise Normalisierung der Politik erwarten.
Die BoJ betonte in ihrer Kommunikation, dass sie nicht von den Märkten zu überstürzten Maßnahmen gedrängt wird. Diese Aussage dürfte die Erwartungen der Anleger gedämpft haben, die auf einen deutlicheren Kurswechsel gehofft hatten. In der Zukunft sollten die Märkte vielleicht vermehrt darauf achten, welche tatsächlichen Änderungen während der Sitzungen umgesetzt werden, anstatt auf Vorankündigungen zu reagieren.
h2 Und wie reagiert der Nikkei?Demgegenüber sehen wir beim Nikkei noch etwas Potential nach oben. Wir gehen davon aus, dass es dem Index gelingen wird, in die Nähe oder sogar knapp über das bisherige Allzeithoch bei 38957 Punkten auszubrechen. Dann jedoch erwarten wir eine starke Korrektur. Das Ende derselben wird höchstwahrscheinlich einen langfristigen Boden markieren.
Es ist aber davon auszugehen, dass wir im kommenden Jahr erst die finale Aufwärtsbewegung des Nikkei sehen werden, sodass die BoJ durchaus Spielraum hat, die Geldpolitik zu ändern. Das wird wahrscheinlich sogar nötig sein, denn die dann folgende Korrektur könnte sich stark auf die Realwirtschaft auswirken. Und dazu benötig die BoJ Handlungsoptionen, die sie sich im kommenden Jahr erst einmal erarbeiten muss.
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