Niemand rechnet mit einer Bankenkrise, aber ...

 | 16.03.2023 07:17

Irgendwo lauert immer eine Krise. Das liegt in der Natur der Sache. Banking ist von Natur aus instabil. Meistens ist das nicht ganz so offensichtlich und das Business läuft reibungslos. Aber dann bricht immer wieder mal Panik aus, manchmal aus trivialen Gründen, dann aber entsteht unweigerlich ein neuer Bank-Run. Die Gründe können Verhaltensticks, Irrationalität oder was auch immer Sie sich vorstellen können sein. Aber die Geschichte beweist es eindeutig: Solange es Banken gibt, gibt es immer latente Instabilität, die sich plötzlich und dramatisch manifestiert.

Das jüngste Beispiel ist das aktuelle Ausscheiden von drei Banken innerhalb weniger Tage, angefangen mit der freiwilligen Schließung von Silvergate (NYSE:SI) in der vergangenen Woche, gefolgt vom Zusammenbruch der Silicon Valley Bank am Freitag und der Entscheidung der Aufsichtsbehörden vom Sonntag, die Signature Bank (NASDAQ:SBNY) zuzumachen.

Die Frage ist, ob sich hier mehr zusammenbraut als nur vereinzelte Turbulenzen. Im Moment herrscht vorsichtiger Optimismus, dass wir es nicht mit einer systemischen Bankenkrise zu tun haben. Aber es ist noch viel zu früh und ein umfassender Stresstest steht noch aus. Niemand ist sich wirklich sicher, wie sich das Ganze entwickeln wird, und zwar aus einem einfachen Grund: Die Kräfte, die Bankenkrisen auslösen, sind verhaltensbedingt - es reicht ein plötzlicher Ausbruch von Panik - Panik vor dem Verlust der Einlagen.

Die oberste Priorität für die Politiker hingegen ist glasklar: das Risiko eines Steppenbrands zu verringern und wenn möglich auszumerzen. So weit, so gut, auch wenn dieses Thema schon immer umstritten war. Ein staatliches Eingreifen zu diesem späten Zeitpunkt steht allerdings außer Frage, denn die Geschichte zeigt, was passiert, wenn man zulässt, dass die Angst vor einer Ansteckung der Banken Amok läuft. Das Worst-Case-Szenario: die Große Depression. Obwohl es mehrere Faktoren gab, die zum schlimmsten Konjunktureinbruch in der Geschichte der USA führten, war das Zulassen von Bankenpleiten - ohne Entschädigung der Einleger - ein entscheidender Faktor, der dazu beitrug, dass aus einer gewöhnlichen, wenn auch tiefen Rezession eine Depression wurde.

Die harte Wahrheit ist, dass Banken anders sind als andere Branchen. Banken sind das Herzstück der Wirtschaftstätigkeit - sie pumpen die notwendige Liquidität durch das System, und die Grundvoraussetzung dafür ist Vertrauen. Wenn Banken scheitern, können sich die Folgen und das Chaos so schnell wie ein Lauffeuer in der Wirtschaft ausbreiten. Dementsprechend können Banken nicht in der Weise in Konkurs gehen, wie dies beispielsweise bei einer Softwarefirma oder einem Traktorenhersteller der Fall ist.

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Wo ist da der Unterschied? Stellen Sie sich eine einfache Frage: Wenn Sie hören, dass der Hersteller des Autos, das Sie letztes Jahr gekauft haben, kurz vor dem Bankrott steht - was tun Sie dann? Nichts, oder? Wenn man Ihnen dieselbe Frage zu Ihrer Hausbank stellt, bei der Sie 10.000 Dollar auf einem Girokonto haben, reagieren Sie vermutlich ganz anders.

Bankkrisen werfen wie üblich politisch brisante Fragen auf, insbesondere nach der Finanzkrise von 2008, als Hunderte von Banken eingingen und Steuergelder zu ihrer "Rettung" verwendet wurden.

Aber was meinen wir, wenn wir sagen, dass Banken "gerettet" werden? Die Öffentlichkeit reagiert reflexartig und schimpft über diese Lösung. Doch die entscheidende Lektion der Geschichte ist, dass es ein Spiel mit dem Feuer ist, wenn man die Einleger hängen lässt - weil die gesamte Wirtschaft auf dem Spiel steht.

Um es klar zu sagen: Die Aktionäre der Banken sollen leiden, und das tun sie auch. Bei den Einlegern sieht das anders aus.

Kritiker werfen der Regierung vor, dass die Entscheidung der Regierung, alle Einleger zu schützen - auch diejenigen, die über die Standardgrenze von 250.000 Dollar hinausgehen - eine unfaire Rettungsaktion ist und gegen die Prinzipien der freien Marktwirtschaft verstößt. Vielleicht, aber das ist der Preis dafür, dass es ein funktionierendes Bankwesen gibt, und für das Verhindern einer Krise, die das Finanzsystem zum Einsturz bringen kann.

Tatsache ist, dass das Risiko einer Ansteckung steigt, wenn man die Einleger leiden lässt. In diesem Fall besteht die Gefahr eines raschen Vertrauensverlustes in das gesamte Finanzsystem. Wenn es dann zu einer Krise kommt, können die Ereignisse leicht außer Kontrolle geraten. Das ist so, als wenn jemand in einem überfüllten Kino "Feuer" schreit. Um eine größere Krise zu vermeiden, ist es wichtig, dieses Risiko frühzeitig und wirksam zu bekämpfen.

Es ist wichtig zu erkennen, dass das Bankgeschäft im Kern ein instabiles Geschäft ist. Nur ein kleiner Teil der Einlagen befindet sich im Tresor, was zu Problemen führen kann, wenn die Mehrheit der Einleger auf einmal ihr Geld zurück will - ein so genannter Bank-Run. Nur wenige Banken können effektiv arbeiten und sind auf solche Ereignisse vorbereitet, auch wenn sie immer wieder auftreten. Das ist eine der Gründe, warum es Zentralbanken gibt  - aber das ist eine andere Geschichte.

Das Bankwesen ist ein notwendiges Übel für eine freie Marktwirtschaft. Im Idealfall ist die Bankenaufsicht so gut aufgestellt, dass das Risiko eines Bank-Runs sehr gering gehalten werden kann. Damit meine ich, dass der Anreiz zu umsichtigem Handeln maximiert wird.

Im Fall der Silicon Valley Bank (SVB) spielten schlechte Entscheidungen im Risikomanagement eindeutig eine wesentliche Rolle. Obwohl die SVB einen großen Teil ihres Portfolios in sicheren Staatsanleihen hielt, hatte sich das Management auf längere Laufzeiten konzentriert - ein Verlustgeschäft, wenn die Zinsen stiegen. Infolgedessen saß die Bank auf beträchtlichen nicht realisierten Verlusten. Das war kein Problem, bis es eines wurde - als alle Einleger plötzlich ihr Geld zurückhaben wollten, und zwar sofort.

Dass die Trump-Regierung die Regulierungsvorschriften für kleinere Banken gelockert hat, war sicher auch nicht hilfreich. Hat es einen Unterschied gemacht? Das lässt sich nicht mit Sicherheit sagen, aber es war wahrscheinlich einer der Faktoren, die die aktuellen Turbulenzen ausgelöst haben.

Der springende Punkt ist, dass eine wirksame Regulierung der Banken unerlässlich ist, was bedeutet, dass es besser ist, eher konservativ zu agieren, und sei es nur, weil Bankmanager bei ihrem Risikomanagement immer wieder Fehler machen.

Was nicht toleriert werden darf, ist die Ansicht, dass die Bankeinleger leiden sollten, selbst wenn sie unvorsichtig gehandelt haben, indem sie ihr Geld bei einer oder mehreren Banken konzentriert haben. Es ist vielmehr an der Zeit, durch eine strengere Regulierung einer Bankenkrise zuvorzukommen. Wenn es erst einmal zu einer Krise gekommen ist, ist es zu spät, über die Ideale der Vermeidung moralischer Risiken zu sprechen.

Leider ist die Weisheit im Finanzwesen einzigartig in dem Sinne, dass sie zyklisch und nicht kumulativ ist. Ein Grund, warum Bankenkrisen immer wieder auftreten, ist, dass die Lektionen, die in der vorherigen Krise gelernt wurden, zu schnell vergessen werden. Hoffen wir, dass es dieses Mal anders ist, aber ich glaube nicht wirklich daran.

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